Gutachter schlägt Zentralisierung vor: Machbarkeitsstudie von Dr. Christian Kuhn vorgestellt

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Der Trend in Deutschland gehe in Richtung Zentralisierung. Das weiß Dr. Christian Kuhn von der Deutschen Sportstättenbetriebs- und Planungsgesellschaft, die den Auftrag für eine Machbarkeitsstudie zur Zukunft der Bäder in Gelsenkirchen erhalten hatte. Am Mittwoch stellte er die Ergebnisse der Presse und im Sportausschuss vor.

Grundsätzlich sei klar: Gelsenkirchen benötige in 30 Jahren genau so viele Schwimmflächen wie heute. Auch klar sei, dass die Besucher eines Bades zur Hälfte aus Freizeitgründen, zur Hälfte aus sportlichen Gründen ins Bad gingen. Bedeutet: Man müsse immer auch eine 50 Meter-Bahn im Auge behalten. Nur durch Attraktivität lasse sich der öffentliche Wert steigern und eine gute Wirtschaftlichkeit erreichen. Die erreiche man in Gelsenkirchen übrigens über die hohe Anzahl von Saunagängern.
Die großen Kosten entstehen durch den Betrieb. Die Anfangsinvestition für ein neues Bad bereiten der Politik oft Sorgen, mache aber nur rund ein Viertel der gesamten Kosten über 30 Jahre aus. Kuhn nennt einige Beispiele aus anderen Städten, die gerade aus den Gründen, ein attraktives Bad möglichst wirtschaftlich anbieten zu können, sich für eine zentralisierte Lösung entschieden hätten.


Er kennt aber auch den Leitspruch "kurze Beine, kurze Wege", der für den Schulschwimmsport gilt, denn wie sollen die Schüler schwimmen lernen, wenn die Anfahrtswege zum Bad schon zu viel Zeit beanspruchen? Kuhn erwähnt das Beispiel Bremen, dort würde Schwimmen in Seminar- und Blockwochen gelehrt, und auch würde das den Schwimmmeistern überlassen. Das sei die Zukunft.

Drum schlägt er auch die Lösung der zentralisierten Bäder für Gelsenkirchen vor: Unberührt von Veränderungen solle das Hallenbad Buer bleiben. Ein Neubau fürs Hallenbad Horst, der mit 7,8 Millionen Euro günstiger wäre als eine Sanierung, wäre an dem Standort nach heutigen Bauvorgaben nicht mehr möglich. Möglichkeit A: Es gäbe ein zentralisiertes Bad neben (nicht an Stelle von) dem Standort Revierpark Nienhausen oder am Standort Berger Feld, das eine bebaute Fläche von 67.000 Quadratmetern benötige (ohne Parkraum). Diese Fläche wäre am Standort Polizeiinspektion neben dem Zentralbad nicht vorhanden.
Das neue Bad soll übrigens ein hochmodernes, in drei Bereiche unterteilbares 50 x 25 Meter Multifunktionsbecken erhalten, das sogar einen Hubboden fürs Schwimmlehrbecken ermögliche. Auch Spiel- und Spaßvarianten wären gestalterisch möglich.
Möglichkeit B: Es gäbe zwei kleinere Neubauten mit jeweils 25 Meter-Becken - optional an den Standorten Berger Feld, Polizeipräsidium oder Nienhausen.

Die Verwaltung teilt mit, dass die Beauftragung des Gutachters auf Beschluss der Politik erfolgt sei, die Machbarkeitsstudie letztlich Vorschläge enthalte. Ferner, dass man nun in den Sommermonaten die Zeit nutzen wolle, um die Ergebnisse zu bewerten, um dann eine Beschlussvorlage für Ausschüsse und Rat im September/ Oktober vorlegen zu können. Die Zeit dränge, aufgrund der Mängelsituation in den Bädern. Ein Neubau nehme ein Jahr Planung, zwei Jahre Bauzeit in Anspruch, nennt Dr. Kuhn als Faustformel.
Zusätze: Die Eishalle und andere Ergänzungsmöglichkeiten (Schießen, Kegeln) bleiben bei dieser Bäderbetrachtung außen vor. Über die Frage, ob das Sportparadies saniert würde, müsse gesondert entschieden werden, heißt es seitens des Sportbeauftragten Klaus Rostek. Ziel sei es, Bäder, wenn, erst nach abgeschlossenem Neubau zu schließen, um Versorgungslücken zu vermeiden.



"Bremen macht Seminar- und Blockwochen. Dann lernen die Kinder wenigstens schwimmen. Ich denke, da wird es in den nächsten Jahren hingehen."        Dr. Christian Kuhn

Statements im Vorfeld:

SPD: "Stimmungsmache"

Zur Kampagne der CDU Gelsenkirchen zum Bäderkonzept erklären die SPD-Landtagsabgeordneten Heike Gebhard und Sebastian Watermeier: „Die Kampagne der CDU ist der Versuch von Stimmungsmache jenseits aller Verantwortung. Erst steigt die CDU aus dem Haushaltskonsens aus und nun erklärt der CDU-Fraktionsvorsitzende Wolfgang Heinberg, dass Geld nur eine untergeordnete Rolle spiele."
Aus dem regelmäßigen Austausch mit der SPD-Ratsfraktion wüssten sie, dass verantwortungsvoll mit dem Thema Bäderkonzept umgegangen werde. "Ziel ist es die Bedarfe sowohl für den Schul- und Schwimmsport abzudecken wie auch der gesamten Bevölkerung ein attraktives Angebot zu machen, das von der Stadt Gelsenkirchen finanziell bewältigt werden kann. Es gilt nun, die Ergebnisse des Gutachtens abzuwarten und auf dieser seriösen Grundlage, die auch die Kostendimension einzelner Standortalternativen umfasst, die Diskussion sachlich zu führen.“

Grüne fordern ergebnisoffene Prüfung - Notfalls Bürgerentscheid

„Verärgert" haben die Grünen zur Kenntnis genommen, dass bis Mittwoch keine schriftliche Verwaltungsvorlage zu den Tagesordnungspunkten Bäderkonzept zur Sportausschuss-Sitzung und Hauptausschuss-Sitzung vorgelegen habe. Daraus leiteten sie die Befürchtung ab, dass die gewünschte Prüfung nach Vorgaben der Politik nicht erfolgen würde.
Burkhard Wüllscheidt, stellvertretender Fraktionsvorsitzender, teilte am Mittwoch mit: „Für die Grünen gehört daher in einer solchen Machbarkeitsstudie auch die Variante mit weiterhin vier Standorten (neben den Freibädern Jahnbad und Revierpark), für die die Grünen von Beginn an eingetreten waren: Buer, Horst, Stadtmitte (bisheriges Zentralbad) und Berger Feld (bisheriges Sportparadies). Was an den einzelnen Standorten jeweils zu realisieren ist, sollte sich aus der Machbarkeitsstudie ableiten lassen, einschließlich der groben Investitionskosten und Betriebskosten je nach Konzept für die einzelnen Standorte. Dazu gehört auch eine Lösung für ein für den Vereinssport nutzbares überdachtes 50 Meter-Becken." Nur damit könne ein ergebnisoffener Vergleich mit allen Alternativen und Varianten durch die Verwaltung und den Rat tatsächlich erfolgen und eine Entscheidung getroffen werden. Und sei es über einen Bürgerentscheid, wenn es nicht zu einem breiten, weit über die SPD-Ratsmehrheit hinausgehenden Konsens kommt.“

Autor:

Harald Landgraf aus Dinslaken

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