„Gut investiertes Geld“

Wahrlich imposant präsentiert sich die ehemalige Verwaltung des Gußstahlwerks an der Bochumer Straße 86, in dem nun das NRW-Zentrum für Talentförderung eine Heimat gefunden hat. Foto: Gerd Kaemper
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  • Wahrlich imposant präsentiert sich die ehemalige Verwaltung des Gußstahlwerks an der Bochumer Straße 86, in dem nun das NRW-Zentrum für Talentförderung eine Heimat gefunden hat. Foto: Gerd Kaemper
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„Und wer war‘s? Gelsenkirchener waren es“, betonte NRW-Wissenschaftsministerin Svenja Schulze in ihrer Rede zur Eröffnung des NRW-Zentrums für Talentförderung im Gebäude der Hauptverwaltung des ehemaligen Gussstahlwerks an der Bochumer Straße 86, das zwischenzeitlich das Arbeitsgericht Gelsenkirchen beherbergte und nun als „physische Heimat“ des NRW-Zentrums für Talentförderung fungiert, wie der Präsident der Westfälischen Hochschule, Prof. Dr. Bernd Kriegesmann, es ausdrückte.

Made in Gelsenkirchen und nun in aller Munde

Und was in Gelsenkirchen entwickelt wurde, geht nun in die Welt, denn nicht nur, dass inzwischen sieben Hochschulen im Ruhrgebiet an der Talentförderung teilnehmen, es gibt Interessierte in ganz NRW und wie Svenja Schulze erklärte auch darüber hinaus. Und die ersten Anfragen an Suat Yilmaz, erster Talentscout in NRW und stellvertretender Leiter des Talentzentrums, kommen gar aus Chile und den USA.

Junges Leben in altehrwürdigen Haus mitten im "Problemviertel"

Die Entscheidung der Beteiligten für das beeindruckende Gebäude an der Bochumer Straße 86 fiel nicht schwer. Denn nicht nur, dass von hier eine Symbolkraft für die ganze Bochumer Straße und den Stadtteil Ückendorf ausgehen soll, hier „in diesem Stadtteil wohnen nicht die, die mit dem goldenen Löffel im Mund geboren wurden. Man merkt schnell, dass hier viele benachteiligte Jugendliche leben und genau die wollen wir erreichen“, erklärt die Ministerin. „Bildung ist wichtig auch für den späteren Beruf und hier setzt das Talent-Scouting an. Die Talentscouts sollen da helfen, wo die Eltern nicht helfen können.“

Nicht nur kein Kind, auch keinen Jugendlichen zurück lassen!

Dem schließt sich Oberbürgermeister Frank Baranowski gern an: „Das Thema Bildung ist in Gelsenkirchen von großer Bedeutung und wenn wir sagen „Kein Kind zurücklassen“, dann meinen wir auch „Keinen Jugendlichen zurücklassen“. Denn was für die Schule gilt, zählt auch für die Hochschule.“

Talente da fördern, wo es nicht rund läuft

Zur Wahl der Örtlichkeit für das Zentrum für Talentförderung erklärte das Stadtoberhaupt: „Das Zentrum hätte auch an seiner Wiege, der Westfälischen Hochschule, angesiedelt werden können. Dort ist es grün und idyllisch. Aber es sollte besser dorthin, wo es nicht idyllisch ist, wo aber das Leben brummt und wo es einmal bessere Zeiten gegeben hat, von denen auch dieses Gebäude erzählt. Hier geht es um Talente deren Weg nicht immer rund ist und hier befinden sie sich in einem nicht runden Umfeld. Ich finde das passt. Und weil für uns die Bochumer Straße das wohl dickste Brett ist, das wir uns vorgenommen haben, bietet das Zentrum für Talentförderung genau hier auch einen weiteren Ankerpunkt, um die Bochumer Straße langfristig zu verändern.“

Ein Harry Potter-Haus für Scouts und ihre Talente

Suat Yilmaz freute sich nicht nur darüber, dass „sein“ Zentrum in einem solchen „Harry Potter-Haus“ eine Heimat findet, sondern auch darüber, dass das Zentrum einen Anteil daran haben soll „aus der No-Go-Area eine To-Go-Area zu machen“. „Ich finde, dass der Prunk den dieses Gebäude ausstrahlt, genau das Richtige ist für unsere Kinder und Jugendlichen. Denn für sie ist das Prunkvollste gerade richtig“, freute sich Yilmaz mit einem Blick auf das imposante Innenleben des Hauses.

Von der No-Go- zur To-Go-Area

Beeindruckt zeigte sich Suat Yilmaz auch von der Geschwindigkeit, mit der das Zentrum für Talentförderung wächst. Es gibt derzeit 30 Talentscouts, die an 75 Schulen aktiv sind. Die interessierten Schulen laden die Scouts zu ihren Lehrerkonferenzen ein und empfehlen ihnen Schülertalente. Die Scouts mischen sich aber auch unter die Schüler, schnappen Geschichten über Talente auf und machen sich mit diesen bekannt. Und ab und zu gibt es inzwischen auch Schüler, die selbst auf das Zentrum oder die Scouts zugehen.
Dabei wird von allen Beteiligten immer wieder betont, dass Talent nichts mit guten Schulnoten zu tun haben muss. Außerdem muss nicht jedes Talent auch zwangsläufig an einer Hochschule landen.

Noch immer entscheidet die Herkunft über die Zukunftschancen

Doch der Weg genau dorthin soll eben auch Kindern und Jugendlichen geebnet werden, die aus bildungsfernen Elternhäusern kommen. „Es gibt auch heute noch viele Hürden zu überbrücken. Doch wenn die Herkunft über die Zukunft entscheidet, dann ist das eindeutig falsch“, erklärt Wissenschaftsministerin Svenja Schulze, die auch sagt: „Das Land NRW hat in diesem Jahr 6,4 Millionen Euro in das Zentrum für Talentförderung investiert. Das ist gut investiertes Geld.“
Der Dank aller Beteiligten richtete sich aber auch an die GGW, die einen für alle überraschend schnellen Einzug in die Bochumer Straße 86 ermöglicht hat. Oberbürgermeister Frank Baranowski nannte es eine „revolutionären Zeit“, Svenja Schulze erinnerte daran, dass in der Wissenschaft in eher kleinen und gemächlichen Schritten gedacht wird, aber „hier läuft es anders und schneller“,

Großes Lob für die Verwaltungen und die GGW

Prof. Kriegesmann lobte, dass „mit einem Affenzahn gearbeitet wurde“ und Suat Yilmaz sprach von „einem Rekord“ und versprach: „Wir haben die GGW gequält und werden sie weiter quälen.“ Neben NRW Wirtschaftsminister Svenja Schulze hielten auch Oberbürgermeister Frank Baranowski, der Präsident der Westfälischen Hochschule Prof. Dr. Bernd Kriegesmann und Suat Yilmaz als erster Talentscout in NRW kurze Eröffnungsreden. Fotos: Gerd Kaemper Anwesend waren viele der Talentscouts und Repräsentanten der beteiligten Hochschulen. Unter den Gästen waren DGB-Chef Dr. Josef Hülsdünker, GGW-Chef Harald Förster, der SPD-Landtagsabgeordnete Markus Töns, der sich konsequent für das Zentrum und den Standort in Ückendorf eingesetzt hatte und viele andere.

Hintergrundinfos:
20 Vollzeitkräfte und fünf studentische Hilfskräfte ziehen mit dem NRW-Talentzentrum in die Räumlichkeiten. Die Mitarbeiterzahl wird mittelfristig auf bis zu 30 Vollzeitkräfte und zehn studentische Mitarbeiter erweitert.
Neben der Westfälischen Hochschule in Gelsenkirchen beteiligen sich die Ruhr-Universität Bochum, die Hochschule Bochum, die TU und FH
Dortmund, die Universität Duisburg-Essen sowie die Hochschule RuhrWest mit inzwischen insgesamt 30 Talentscouts am Programm. Zu den sieben beteiligten Hochschulen werden in einem zweiten Schritt vier weitere hinzukommen.
Bereits 75 Schulen kooperieren, im kommenden Schuljahr sollen es mehr als 100 sein.
Für sie alle steht eine Förderung in Höhe von jeweils bis zu 500.000 Euro pro Jahr vom Land zur Verfügung.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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