Erinnerung an die Reichspogromnacht vor 80 Jahren
Gelsenkirchen stellt sich Quer
Rund 650 Bürger, unterschiedlicher Nationalität und Konfession, machten sich am Abend des 09.11.2018 zu einem Schweigemarsch im Gedenken an die Reichskristallnacht vor 80 Jahren auf. Der Weg führte, nach einem Gebet durch den Rabbi der jüdischen Gemeinde, bei bestem Wetter, von der neuen Synagoge in der Innenstadt, durch die Ahstrasse und über die Zeppelinallee, in den Stadtgarten, zum dortigen Mahnmal.
Oberbürgermeister Frank Baranowski erhielt sehr viel Applaus für seine Rede, in der er u.a. eindrucksvoll betonte, dass jeder Einzelne Verantwortung für die Demokratie zeigen müsse und lobte die Anwesenden, die sich eindeutig gegen eine rechte Gesinnung und gegen die AfD Propaganda, insbesondere deren Vorstand Gauland, aktiv aufrichten. Er erinnerte auch an die Demo im September, als Mütter gegen Gewalt und andere fragwürdige Gruppen, durch die Stadt zogen, auch hier waren die Gegendemonstranten deutlich in der Überzahl.
Toleranz werden alle erfahren, außer die, die unsere Demokratie vernichten wollen.
Eine Gruppe der Falken sang das Lied „Hohe Tannen“. welches ein Symbol der im Jahre 1942 in Gelsenkirchen gegründeten Edelweißpiraten gegen die Nazi Herrschaft und die damalige Hitlerjugend und den Bund deutscher Mädchen darstellte. Die Edelweißpiraten, auch bekannt aus München und der dortigen weißen Rose, hatten „keinen Bock“ auf die Regeln und die Disziplinierungen in der HJ. Sie zeigten ihre Suche nach Freiheit u.a. durch ihre Kleidung und ihre Frisur, aber auch durch ihre Lieder. Ein Großteil der damaligen Nazi Marschlieder wurde umgetextet, um als Gegenpol wirken zu können. Gerade im Ruhrgebiet, im Bergischen Land und im Kölner Raum waren die Edelweißpiraten sehr aktiv und die Pfingsttreffen sind berühmt.
In seiner Rede erläuterte Dr. Daniel Schmidt, vom Institut für Stadtgeschichte Gelsenkirchen, die Bedeutung der Edelweißpiraten in Gelsenkirchen und für den Widerstand.
Die Mitglieder wurden durchweg durch das Nazi Regime verhaftet, gefoltert, eingesperrt und anschließend zum Dienst an der Front verpflichtet.
Im Anschluss an die Rede von Frank Baranowski sangen die Falken mit den anwesenden Bürgern das Lied der Moorsoldaten.
Der Text und die Stimmung ging den Anwesenden durch Mark und Bein.
Es wurde an diesem Abend nicht nur den verfolgten Juden gedacht, sondern ALLEN die durch das Nazi Regime Leid, Folter und Tod erfahren mussten.
Literaturhinweis: Dirk Reinhardt Edelweißpiraten, erschienen im Klett Verlag und Aufbau Taschenbuch
Autor:Dirk Frank Bronischewski aus Gelsenkirchen |
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