Gelsenkirchen: Kampf den Müllsündern mit unkonventionellen Maßnahmen

Gelsendienste-Betriebsleiter Ulrich Husemann zeigt dem Oberbürgermeister Frank Baranowski einen illegalen Müllberg, auf den seine Mitarbeiter gestoßen sind. "Beliebte" Standorte der illegalen Müllentsorgung lässt er inzwischen durch einen Wachdienst beobachten. Foto: Gerd Kaemper
  • Gelsendienste-Betriebsleiter Ulrich Husemann zeigt dem Oberbürgermeister Frank Baranowski einen illegalen Müllberg, auf den seine Mitarbeiter gestoßen sind. "Beliebte" Standorte der illegalen Müllentsorgung lässt er inzwischen durch einen Wachdienst beobachten. Foto: Gerd Kaemper
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Regelverstöße deutlich härter ahnden als bisher, das ist eine der Maßnahmen der Kampagne "Weil es unsere Stadt ist...", die die Stadt Gelsenkirchen seit Juli durchführt. In Sachen "illegale Müllberge" setzt sie auf unkonventionelle Maßnahmen, die erfolgreich sind.

"Mich ärgert es einfach, wenn ich durch die Stadt fahre und vermüllte Container-Standorte oder gar Müllberge am Straßenrand sehe", gibt Oberbürgermeister Frank Baranowski zu und mit diesem Empfinden ist er sicher nicht allein. "Den Müll sieht man, aber wer ihn dort hingestellt hat, den kriegt man nie zu sehen."
Das hat sich in Gelsenkirchen allerdings inzwischen geändert, denn zu den zitierten "unkonventionellen Maßnahmen" gehören Wachdienste, die an den neuralgischen Punkten der Stadt mit Fotoapparaten ausgestattet Müllsünder auf frischer Tat ertappen. „Es sind bisher 63 Observationen durchgeführt worden. Die Überwachungen fanden an insgesamt 20 Standorten an verschiedenen Wochentagen und in unterschiedlichen Zeiträumen statt. Teilweise wurden gleich mehrere Vergehen beobachtet, die von den Mitarbeitern des Wachdienstes fotografisch dokumentiert worden sind“, erläutert Ulrich Husemann, Betriebsleiter von Gelsendienste. Bereits 32 Ordnungswidrigkeitenverfahren seien eingeleitet und Bußgeldbescheide verschickt worden. Die drohenden Bußgelder belaufen sich abhängig von der Art und Menge des illegal entsorgten Abfalls auf Summen zwischen 120 und 500 Euro.

Überwachung an neuralgischen Punnkten

"Und wer denkt, dass er weiß, wer zu diesen Müllsündern gehört, der irrt sich gewaltig", weiß Frank Baranowski. Aus Datenschutz-Gründen sei es natürlich nicht erlaubt, die genauen Daten herauszugeben, aber die überführten „Müllsünder“ seien ein bunter Querschnitt der Bevölkerung – von einzelnen Personen bis zu kleinen Gewerbebetrieben. "Und viele kommen gar nicht aus Gelsenkirchen", weiß der OB, der aber sicher ist, dass es diesen "Müll-Tourismus" im ganzen Ruhrgebiet gibt.

Bunter Querschnitt der Bevölkerung entsorgt Müll illegal

"Das Müllproblem, das wir hier so massiv angehen, ist keineswegs ein Gelsenkirchener Problem, das haben alle Großstädte", weiß Husemann. Und Bochum hat schon angekündigt, dass es die Gelsenkirchener Strategie übernehmen möchte...
Mit Fotos, auf denen natürlich die Müllsünder nicht zu erkennen sind, dokumentieren Stadt und Gelsendienste, dass zum Teil einfach der ganz normale Hausmüll am Container-Standort hingeworfen wird. "Darüber hinaus fahren wir täglich zehn illegale Müllberge an, um sie wegzuschaffen", berichtet Husemann. "Hier kommen dann unsere Müll-Detektive zum Einsatz, die versuchen, anhand des Mülls den Urheber desselben herauszufinden." Und zu einem hohen Prozentsatz gelingt das sogar. "Wir wollen noch ein zweites Müll-Detektive-Team installieren, den Wachdienst setzen wir weiter ein, da gibt es kein Zeitlimit", teilt Husemann mit. Im Übrigen sei 500 Euro auch nicht das Ende der Strafhöhe. "Je nach dem, welcher Müll entsorgt wurde, kann es bis zu 50.000 Euro Bußgeld gehen", weiß der Experte. Dann müsse so etwas wie Giftmüll im Spiel sein.

"Wir schauen genau hin, weil es unsere Stadt ist!"

Die neuralgischen Punkte verteilen sich übers ganze Stadtgebiet. "Die Nähe von Autobahnen ist beliebt", sagt Frank Baranowski, der sich auch über die Dreistigkeit von Gewerbeunternehmen, die am hellichten Tag ihren Müll illegal entsorgen, aufregen kann. "Trotzdem ist völlig klar, dass die meisten Gelsenkirchener ihren Müll ordnungsgemäß entsorgen. Die Sperrmüll-, Farben- und Lacke- oder Groß-Elektroschrott-Abholung sind schließlich kostenlos. Wer aber glaubt, sich nicht an die Regeln des Zusammenlebens halten zu müssen, sollte wissen: Wir schauen genau hin – weil es unsere Stadt ist.“ 

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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