Erste Erfolge für die NRW-Initiative "Kurve kriegen" - Innenminister Jäger: 153 Kinder nutzen Chance für einen Weg aus der Kriminalität
Das Ministerium für Inneres und Kommunales teilt mit: Die NRW-Initiative
„Kurve kriegen“, mit der gefährdete Kinder und Jugendliche ihr Leben ohne
Kriminalität in den Griff bekommen sollen, kann wenige Monate nach dem Start
erste Erfolge vorweisen. 153 Kinder im Alter zwischen acht und 14 Jahren nehmen
bislang an diesem bundesweit einmaligen Programm der Polizei teil. „Wir sind
gut aus den Startblöcken gekommen“, sagte Innenminister Ralf Jäger heute
(3.4.) in Düsseldorf. „Die Eltern und Kinder nehmen die Hilfe an und nutzen
die Chance für einen Weg aus der Kriminalität. Die Zusammenarbeit mit den
Jugendämtern läuft ausgesprochen gut. So schaffen wir es gemeinsam, dem Leben
der Kinder eine neue Richtung zu geben.“
Wie „Kurve kriegen“ Kindern und Jugendlichen die Chance für eine
gewaltfreie Jugend ermöglicht, machte Jäger am Beispiel des 12-jährigen Max
deutlich. Der Junge ist der Polizei innerhalb weniger Monate erst mehrfach wegen
Diebstahls, dann wegen Bedrohungen von Mitschülern, Prügeleien und Raub
aufgefallen. Er ging auf andere Kinder mit Fäusten und Fußtritten los. Einmal
hatte er sogar ein Messer mit. „So konnte es nicht weiter gehen. Die Polizei
hat gehandelt, bevor Max zu einem Intensivtäter wird“, erläuterte Jäger.
„Wir wollen Kindern wie Max frühe Hilfe geben, statt sie später bestrafen zu
müssen. Das ist der Leitgedanke von ‚Kurve kriegen’.“ In den Projektteams
der Polizei kümmern sich pädagogische Fachkräfte wie Sozialpädagogen,
Sozialarbeiter, Erziehungswissenschaftler oder Psychologen um die gefährdeten
Kinder. „Damit wollen wir verhindern, dass die Liste ihrer Straftaten länger
und länger wird und weitere Menschen Opfer von Gewalt und Kriminalität
werden“, hob der Innenminister hervor.
Die Polizisten vor Ort erfahren als erste davon, wenn Kinder straffällig
werden. Sie kennen die Umstände der Tat. Wichtig sind aber auch die
Lebensverhältnisse der Kinder. Denn es gibt eine Fülle von Problemen, die
ursächlich für das Abgleiten in die Kriminalität sein können. Die Polizei
spricht deswegen gezielt die Eltern an und bietet Hilfe durch „Kurve
kriegen“. Die Teilnahme an dem Programm ist freiwillig. Die Betreuung soll
mindestens zwei Jahre dauern. In dieser Zeit ist die pädagogische Fachkraft der
Ansprechpartner für die Familien und vor allem für die Kinder. „Die Palette
der Hilfe reicht vom Anti-Aggressionstraining über Lernhilfen und Sportangebote
bis hin zu Elterntrainings“, erläuterte Jäger.
Auch Max und seine Mutter haben ihr Einverständnis gegeben. Max Mutter hat die
Hilfe angenommen, weil sie nicht mehr weiter wusste. Sie arbeitet den ganzen
Tag, um die Familie zu versorgen. Der Vater ist gewalttätig und hat sich seit
der Scheidung überhaupt nicht mehr um die Familie gekümmert. „Der
Sozialarbeiter hat der Familie ein maßgeschneidertes Hilfsprogramm
zusammengestellt“, erklärte der Minister. Max lernt in einem
Coolness-Training den Umgang mit Frust und das faire Verhalten in der Gruppe.
Seiner Mutter wurde ein Elterncoaching vermittelt, um ihre erzieherischen
Kompetenzen zu stärken. „Es wird uns nicht in jedem Fall gelingen,
Kinder und Jugendliche vor einem dauerhaften Abgleiten in die Kriminalität zu
bewahren. Da bin ich realistisch“, sagte Jäger. „Doch jedes Kind, das mit
unserer Hilfe die Kurve kriegt, ist ein Gewinn. Ein Gewinn für seinen
persönlichen Lebensweg und ein Gewinn für die Sicherheit der Menschen.“
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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