Eppelmann: „Wir wollten nicht mehr flüchten“

„Für Freiheit und Demokratie muss man etwas tun“, fordert Rainer Eppelmann ein stetes Engagement. „So wie die Bürger bei der friedlichen Revolution jeden Montag auf die Straße gegangen sind, um die SED-Diktatur zu überwinden.“ Der CDU-Kreisvorsitzende Oliver Wittke MdB sagt bei der CDU-Festveranstaltung „Vor 25 Jahren – die Mauer fällt“: „Die friedliche Revolution ist von den Kirchen ausgegangen, deshalb ist folgerichtig, dass wir uns in einer Kirche - der Bleckkirche-Kirche der Kulturen - treffen“.

Wittke erinnert an viele, die die Grundlagen für die friedliche Revolution in der ehemaligen DDR legten, die am 09. November 1989 mit dem Fall der Mauer endete und die Voraussetzungen für die Wiedervereinigung Deutschlands am 03. Oktober 1990 schafften. Er nennt die polnische Solidarnosc-Bewegung, die Politik von Gorbatschow, die den Staaten des ehemaligen Warschauer-Paktes neue Spielräume gab und Ungarn und die Tschechoslowakei, die diese nutzen.

Der Festredner, Rainer Eppelmann, ist nicht nur Augenzeuge, sondern hat maßgeblichen Anteil an dieser friedlichen Revolution. Er hat gemeinsam mit Robert Havemann 1982 den Berliner Appel „Frieden schaffen ohne Waffen“ verfasst, hat als politischer Häftling acht Monate im Gefängnis gesessen, beteiligt an der Organisation und Unterstützung zahlreicher Aktivitäten kirchlicher Friedens- und Menschenrechtsgruppen, war massiv von der Stasi bedrängt. Im September 1989 war er Mitbegründer der Partei Demokratischer Aufbruch, ab April 1990 gehörte er der Regierung Lothar de Maizière als Minister für Abrüstung und Verteidigung an, ehe er von 1990 bis 2005 für die CDU dem Bundestag angehörte. Heute ist er Vorstandsvorsitzender der Bundesstiftung zur Aufbereitung der SED-Diktatur.
In seinem beeindruckenden Vortrag schildert er die Geschichte der DDR und deren Ende plastisch, erlebbar. „Die Menschen in der DDR lebten 56 Jahre in der Diktatur, die im Westen Deutschlands 12 Jahre. Ihnen wurde nach dem 2. Weltkrieg Freiheit und Demokratie durch die westlichen Alliierten geschenkt. In der DDR löste die NS-Diktatur die des Proletariats ab“, beschreibt er die Geschichte. Während man im Westen „Vielfalt statt Gleichheit“ lebte, sei es in der DDR genau umgekehrt gewesen.

Eppelmann bezeichnet den 17. Juni 1953 und den Bau der Mauer im August 1961 als wichtige Daten, die die Menschen in der DDR nachhaltig getroffen haben: „1953 sind wir Untertanen des Regimes geworden, 1961 Leibeigene“. 1953 haben die aufbegehrenden Arbeiter an das in der DDR-Verfassung verbriefte Streikrecht geglaubt. Dieser Glaube an die Verfassung wurde ihnen durch russische Panzer genommen. Die Bilanz: 100 Tote, 1000 Verletzte und eine verunsicherte, eingeschüchterte Bevölkerung.

Zwischen 1945 und 1989 seien rund vier Millionen Menschen in den Westen geflohen, circa 1000 hätten dabei ihr Leben verloren. Da nach 1961 ein Verlassen der DDR ohne Lebensgefahr nicht mehr möglich war, seien die Bürger fortan jeden Abend mit den Fernsehprogrammen von ARD und ZDF in den Westen „geflohen“. „Die Solidarnosc-Bewegung in Polen, die Politik von Glasnost und Perestroika haben uns wieder Rückgrat und Selbstvertrauen gegeben. Der 09. Oktober 1989 war der Stichtag, als an die 100.000 Menschen durch Leipzig zogen, und der Staat nicht eingreift. Die Menschen mochten nicht mehr flüchtet. Sie haben ihr Schicksal in die Hand genommen und friedlich für Freiheit und Demokratie demonstriert- bis zum 09. Oktober, als die Mauer fällt.“

Autor:

Ludger Jägers aus Gelsenkirchen

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