David Fischer möchte als Oberbürgermeister Gelsenkirchen zukunftsfähig gestalten
Ein Mann mit Visionen

 David Fischer geht als Oberbürgermeister-Kandidat der Gelsenkirchener Bündnis 90/Die Grünen ins Rennen. Er sieht die Stadt und die Region vor einer historischen Chance mit Blick auf den Altschuldenschnitt und damit vor neuen Herausforderungen. Foto: Gerd Kaemper
  • David Fischer geht als Oberbürgermeister-Kandidat der Gelsenkirchener Bündnis 90/Die Grünen ins Rennen. Er sieht die Stadt und die Region vor einer historischen Chance mit Blick auf den Altschuldenschnitt und damit vor neuen Herausforderungen. Foto: Gerd Kaemper
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Politik mit den Bürgern für die Bürger zu gestalten, das ist das Ziel von David Fischer, der in Gelsenkirchen als Kandidat von Bündnis 90/Die Grünen in den Kommunal- und Oberbürgermeisterwahlkampf zieht. „Unsere Stadt mit ihren Bürgern lebenswerter, sozial gerechter und nachhaltiger zu gestalten, sehe ich als Triebfedern meiner Bewerbung“, erklärte David Fischer in seiner Bewerbung als Oberbürgermeister-Kandidat.

Fischer lebt seit 30 Jahren in Gelsenkirchen und setzt sich seit 2003 bei Bündnis 90/Die Grünen für die Schwerpunktthemen Bildung, Sport, Kultur und Integration ein, Themen, die auch seinen OB-Wahlkampf prägen. Sein Ziel als Oberbürgermeister sei es, ein besseres Miteinander zwischen der lokalen Politik und den Bürgern zu schaffen und so Gelsenkirchen gemeinsam in eine Zukunft zu führen mit gleichen Chancen für alle.
David Fischer ist Schulleiter des Hans-Böckler-Berufskollegs mit den Schwerpunkten Wirtschaft und Verwaltung in Oberhausen. Der Weg dorthin gestaltete sich für ihn nicht ganz geradlinig, denn Fischer wurde im sächsischen Schlema, dem heutigen Bad Schlema, geboren, wuchs in Zwickau auf und konnte als 15-Jähriger mit seiner Mutter über die Prager Botschaft in die Bundesrepublik flüchten.
„Das war eine Woche, nachdem Hans-Dietrich Genscher am 30. September 1989 die DDR-Flüchtlinge in der Prager Botschaft über die Ausreise informiert hatte“, erinnert sich David Fischer. In einer Aufnahmestelle in Bayern gab seine Mutter als Ziel das Ruhrgebiet an, weil es hier einen Bekannten gab. „Das Auffanglager Unna-Massen war zu dem Zeitpunkt überfüllt und so kamen wir nach Gelsenkirchen an die Adenauerallee. Dabei blieb es dann für uns und ich lebe seit nunmehr 30 Jahren im Süden der Stadt“, erzählt David Fischer, der schon während seiner Zeit an der Adenauerallee die Gesamtschule Berger Feld besuchen konnte. „Damit eröffnete sich für mich eine ganz neue Perspektive. Denn in der DDR hatte man mir den Zugang zum Abitur verwehrt, weil ich als systemkritisch eingestuft wurde, hier stand er mir offen.“
Fischer nutzte die Chance und setzte damit den ersten Schritt in seine zukünftige Karriere. Dem Gelsenkirchener Süden aber blieb er treu und lebt heute mit seiner Familie, zu der auch ein neunjähriger Sohn gehört, in der Neustadt. „Gelsenkirchen ist meine Heimat geworden“, sagt er heute.
Seit 2003 ist er Mitglied der Gelsenkirchener Grünen, wobei ihm der Zusatz Bündnis 90 wichtig ist: „Der Zusammenschluss der Grünen mit Bündnis 90 war ausschlaggebend, weil damit die Vereinigung mit der friedlichen Revolution in der DDR und der Friedensbewegung verdeutlicht wird.“ Denn Fischer erlebte als Jugendlicher bei einer Großdemonstration in Dresden, dass der friedliche Aspekt der Revolution nur einseitig war, während die Regierung mit ihren Schlagstöcken und Wasserwerfern auch vor Frauen und Kindern nicht haltmachte.

Mehr Miteinander in der Stadtgesellschaft

Ein wichtiges Thema für den OB-Kandidaten der Grünen ist das Miteinander in der Stadtgesellschaft: „Durch die Digitalisierung schreitet die Entfremdung und Vereinsamung in der Gesellschaft voran. Ich sehe die Aufgabe der Politik darin, abgehängte Stadtteile durch den Dialog mit den Bürgern wieder anzubinden. In diesem Bereich wird schon einiges getan in Gelsenkirchen, aber mehr wäre denkbar und auch wünschenswert.“ Darum freut sich der Kandidat auch, dass auf Vorschlag der Grünen im Haushalt eine Stärkung der Quartiersarbeit aufgegriffen wurde.
Diese Beteiligung der Bürger würde weit über die Bezirksforen hinausgehen, die die Grünen eher als Möchte-gern-Bürgerbeteiligung werten. Gewünscht sei eine direktere Bürgerbeteiligung bei wichtigen Entscheidungen. Hier könnten die Möglichkeiten, die die digitale Stadt bietet, genutzt werden, um die Bürgerbeteiligung in Form von Meinungsumfragen und Bürgerentscheiden zu erleichtern.
„Wenn Menschen abgeholt und beteiligt werden, sind sie eher bereit, sich einzubringen, und das würde auch dem Politikverständnis guttun, auf lokaler Ebene und darüber hinaus“, ist sich Fischer sicher.
Mit Blick darauf, dass Gelsenkirchen immer älter wird, wünscht sich Fischer eine Art aufsuchende Seniorenarbeit, wie man sie aus dem Bereich der jungen Familie in Gelsenkirchen bereits kennt. „Hierbei ist es wichtig, so früh wie möglich präventiv aktiv zu werden. Nur so kann der Anonymisierung und Vereinsamung im Alter rechtzeitig entgegengewirkt werden“, erklärt Fischer.
Auch die Integrationsarbeit, die in Sportvereinen geleistet wird, sorgt für ein Miteinander und sollte nach Ansicht Fischers gestärkt werden: „Die Vereine bringen Menschen zusammen. Denken wir nur einmal an den Mythos des FC Schalke 04, der Kulturen, Generationen und mehr zusammenbringt.“
Darum wäre auch eines der Ziele von David Fischer als Oberbürgermeister, dass die Olympischen Spielen 2032 in NRW und eben auch in Gelsenkirchen stattfinden. Natürlich unter Beteiligung der Bürger, was aus Sicht des Kandidaten ein gutes Gelingen gewährleisten würde. „Das könnten die ökologischsten Spiele aller Zeiten werden. Die Arena wäre geeignet für die Schwimmwettbewerbe und die Einbeziehung von Gelsenkirchen wäre ein gutes Zeichen auch über die Stadtgrenzen hinaus.“

Bildungs- und Chancengleichheit stärken

„Absolute Mehrheiten lähmen im Alltag die Politik“, glaubt der OB-Kandidat mit Blick auf die Sekundarschule Gelsenkirchen, die an der Europastraße errichtet werden soll. „Die Sekundarschule wurde von der Mehrheitsfraktion am Ende durchgeboxt, nachdem man hinter den Kulissen bereits einen Konsens für eine neue Gesamtschule in Gelsenkirchen-Mitte gefunden hatte. Vernunftsentscheidungen über Parteigrenzen hinaus werden vereinfacht, wenn es nicht die Mehrheitspartei-Mauer zu überwinden gilt.“
Fischer bemängelt, dass Oberbürgermeister Frank Baranowski zwar erkläre, „Bildung hat Vorfahrt“, aber das Beispiel der Gesamtschule Berger Feld, die er - wie gesagt - selbst besuchte, zeigt ihm, dass die Vorfahrt hier nicht ankommt. „Für die Gesamtschule Berger Feld fordern die Grünen seit zehn Jahren ein Sanierungskonzept. Umso erschrockener war ich beim letzten Ehemaligentreffen über den Zustand der Schule, die bekanntlich DFB-Eliteschule des Fußballs und NRW-Sportschule ist. Wenn sich eine Schule so sanierungsbedürftig präsentiert, bietet sie auch keinen Anreiz an die besten Lehrkräfte, die angesichts des Konzeptes Interesse hätten, aber von der Umgebung abgestoßen werden. Hier muss die Attraktivität der Schule dringendst erhöht werden.“
Hier hofft Fischer auf die Petition zum Bildungsnotstand, die von SPD, CDU und Grünen gemeinsam an das Schulministerium gesandt wurde. Die Grünen-Kreisvorsitzende Adriana Gorczyk meint dazu: „Da hilft es auch nicht, dass einige Schulen in Gelsenkirchen zu Talentschulen wurden. Denn alle Kinder in Gelsenkirchen haben es verdient, eine gute Schule zu besuchen.“
Und eine weitere „Zeitbombe“ tickt nach Meinung von David Fischer an der Gesamtschule Ückendorf, die aus etwa der gleichen Bauzeit stammt wie die im Berger Feld. „Auch hier müsste die gute Arbeit, die an der Schule geleistet wird, durch eine gute Ausstattung unterstützt werden“, meint der OB-Kandidat.

Umwelt- und klimafreundliche Stadt

Viel zu tun gibt es nach Ansicht des Grünen-Kandidaten in Sachen Umwelt- und Klimafreundlichkeit in Gelsenkirchen. Dabei denkt er an die „Betonwüste“ Heinrich-König-Platz, die im Sommer zur Hitzeinsel mutiere. Hier haben die Grünen die Ausstattung mit mobilen Bäumen als Schattenspender und Trinkwasser-Brunnen in den Rat eingebracht.
„In den Quartieren wären Pocketparks denkbar nach dem Vorbild des Gemeinschaftsgartens an der Bochumer Straße/Ecke Flöz Sonnenschein. Damit wird extremen Versiegelungen entgegengewirkt. Das Beispiel Bochumer Straße zeigt auch, dass nicht überall dort, wo ein Gebäude abgerissen wird, sofort etwas Neues gebaut werden muss. Und solche Gärten könnten von den Schulen in der Nachbarschaft als Gardening-Orte genutzt werden“, wünscht sich David Fischer.
„Denn“, wie Adriana Gorczyk zu bedenken gibt, „Schulen sind heute Vollzeitjobs, wenn man die Zeit in der offenen Ganztagsschule mit berücksichtigt. Umso wichtiger wäre es für die Schüler, sich auch während des Unterrichts in der Natur aufhalten zu können.“
Auf Buer übertragen erklärt der Grüne: „Die Stadt Gelsenkirchen ist noch rund 20 Jahre Pächter des Biomasseparks, der nutzbar gemacht werden könnte als Naherholungsgebiet. Außerdem sollte die hier geschaffene Bienenvielfalt erhalten werden.“
In Sachen Begrünung sollte die Stadt mit gutem Beispiel vorangehen und die Dächer öffentlicher Gebäude begrünen lassen. Diesem Beispiel würden dann hoffentlich die Bürger folgen. Vor allem, weil das Förderprogramm der Fassadenbegrünung längst nicht so gut angenommen wird, wie es wünschenswert wäre.
In puncto Radwegenetz beginnt für David Fischer die Verkehrswende am Hauptbahnhof, aber eben nicht in Gelsenkirchen. Denn hier fehlen fahrradverträgliche Zufahrten ebenso wie Abstellplätze für die Zweiräder. „Wünschenswert wären befestigte Radwege, die für Autos deutlich gesperrt sind. Aber bitte nicht nach dem Vorbild der De-la-Chevallerie-Straße, wo selbst aus Sicht des Autofahrers kein gutes Gefühl herrscht mit dem blaumarkierten Radweg.“

Klare Kante gegen Rechtspopulisten

Die AfD sieht David Fischer als „gefährliche Partei, die Ängste suggeriert und schürt. Sie gibt einfache Antworten auf Fragen, aber ohne Anspruch auf reale Wahrheiten. Wir wollen Ängste abbauen statt sie zu schüren, denn Gelsenkirchen ist so sicher wie nie zuvor.“
Dabei warnt der Kandidat davor, die Stadtgesellschaft auseinander zu dividieren, in die „Guten“ und die „Bösen“. Vielmehr geht es ihm darum, die beste Politik für Gelsenkirchen zu machen. „Hier hat die AfD nichts zu bieten. Sie macht faktisch keine Politik in Gelsenkirchen. Sie bringt keinen Antrag in den Rat ein und verkörpert keine seriöse Politik. Sie macht lediglich Meinung und spaltet damit die Gesellschaft.“

Das Langzeitziel immer im Blick

Was David Fischer bewegt, ist die Frage: „Wohin will man als Stadtgesellschaft in den nächsten 20 oder 30 Jahren?“ Dabei setzt er auf sachliche Kritik statt den großen Rundumschlag. Und er setzt darauf, dass bei den Menschen ankommt, dass „Lokalpolitik ein Ehrenamt ist und von Bürgern für Bürger gemacht wird und nicht von denen da oben.“
Dazu gehen die Grünen mit 32 Kandidaten in die Kommunalwahl, von denen sage und schreibe 16 Frauen sind. Auf Platz eins der Grünen-Liste steht mit Adriana Gorczyk ebenfalls eine Frau. „Wenn das keine Frauenpower ist“, lacht der Kandidat, der sich eine möglichst starke Grünen-Ratsfraktion durch die Kommunalwahl wünscht und natürlich seinen Einzug als Oberbürgermeister ins Hans-Sachs-Haus.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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