Eine Collage zeigt Alfred und Margarethe Zingler auf der Flucht und im niederländischen Exil
„Ein Leben im Widerstand“
„Demokratie ist kein Selbstläufer, sie muss stetig verteidigt und für ihren Erhalt gekämpft werden, um Rechte wie die Meinungsfreiheit zu erhalten. Und zwar gerade in Zeiten, in denen in Deutschland, Europa und der Welt das Pendel zunehmend nach rechts ausschlägt“, erklärt Hans Frey, der ehemalige sozialdemokratische Landtagsabgeordnete, Autor und erste Vorsitzende des aktuellen forum.
Genau dem Zweck der Erhaltung unserer Demokratie widmet sich auch das Projekt „Alfred und Margarethe Zingler - Ein Leben im Widerstand“, das in Form einer Collage das Leben des sozialdemokratischen Gelsenkirchener Ehepaars Revue passieren lässt. Den Kampf gegen den Nationalsozialismus bezahlte Alfred Zingler mit dem Leben, seine Frau Margarethe mit einer Haftstrafe, aus der sie von den einmarschierenden Alliierten befreit wurde.
Premiere: 75. Todestag von Alfred Zingler
Wenn am Mittwoch, 28. August, um 19.30 Uhr im Alfred-Zingler-Haus am Margaretenhof 10-12 die Collage ihre Premiere feiert, wird auch des 70. Todestages des Namensgebers des Hauses gedacht. Denn Zingler wurde am 17. Juli 1944 in Berlin vom Volksgerichthof unter dem Vorsitz von Roland Freisler, dem Nazi-Schergen und Präsidenten des berüchtigten Volksgerichtshofes, zum Tode verurteilt und am 28. August 1944 im Zuchthaus Brandenburg-Görden hingerichtet.
Neben dem Haus in Bulmke, das heute von dem Verein Initiative Alfred-Zingler-Haus betrieben wird, existiert in Gelsenkirchen-Schalke auch die Alfred-Zingler-Straße, die erst vor wenigen Jahren bis nach Bismarck verlängert wurde und damit eine Aufwertung erhielt. Im Sommer 1986 benannte der Rat der Stadt den Platz des Gelsenkirchener Hauptmarktes nach Margarethe Zingler.
Eintrittskarten gibt es zum Preis von 10 Euro, ermäßigt 5 Euro, direkt im Alfred-Zingler-Haus und für die „flora“ bei der Stadt- und Tourist Info im Hans-Sachs-Haus.
Die Idee zu der Collage, die die Geschichte der Flucht von Margarethe und Alfred Zingler ins niederländische Exil erzählt, stammt von Günter Bargel von der Initiative Alfred-Zingler-Haus. „Günter kam auf mich zu und fragte, ob ich mir vorstellen könne, anlässlich des 75. Todestages von Zingler ein Stück auf die Bühne zu bringen, das sich dem Leben und Wirken des Gelsenkirchener Ehepaares widmet“, schildert der Gelsenkirchener Schauspieler und Regisseur Markus Kiefer.
Nachdem sich Kiefer über die Personen und das Leben der beiden Gelsenkirchener Sozialdemokraten, die aufgrund ihrer politischen Tätigkeit von den Nationalsozialisten verfolgt wurden, informiert hatte, kam das Projekt in Gang.
Ein komplettes rein Gelsenkirchener -Ding
Bemerkenswert ist, dass es sich dabei um ein echtes „Gelsenkirchener Ding“ handelt. Denn neben dem Ideengeber Günter Bargel, den Schauspielern Rodica Proca und Markus Kiefer, dem Erzähler Christopher Gollan, den Autoren Akin und Edis Sipal und dem Musiker Günter Menger sind auch sämtliche Unterstützer und Sponsoren in Gelsenkirchen beheimatet.
Denn unterstützt wird das Projekt durch die Produktion, die das aktuelle forum übernimmt, die Sparkasse, die SPD, den Rotary Club Gelsenkirchen, Schalke hilft!, Heinz Urban Stiftung, Initiative Alfred-Zingler-Haus und den Kulturraum, die flora, in der die Collage am Freitag, 30. August, ebenfalls um 19.30 Uhr gezeigt wird.
Die Schirmherrschaft über das Projekt hat Oberbürgermeister Frank Baranowski übernommen.
Das Stück erzählt von Widerstand und Angst
Das Stück entspinnt sich aus erhalten gebliebenen Briefen der Ehepartner, umkreist ihren aus Wiederholungen bestehenden Exilalltag und skizziert in bruchstückhaften Szenen ein Leben im Schatten des entfernten, aber allgegenwärtigen Terrors.
Anhand der Schicksale von Alfred und Margarethe Zingler soll ein Zeichen für den Widerstand gegen Diktatur und Faschismus gesetzt und Solidarität erklärt werden mit allen, die aktuell unter politischer Verfolgung leiden.
„Es geht weniger um die historische Aufarbeitung der Geschehnisse, als vielmehr um die Gefühlslage der Menschen Alfred und Margarethe im Exil, ihre Ängste und den Druck unter dem sie lebten. Denn man darf nicht vergessen, dass Alfred Zingler schon in seiner Zeit als Redakteur des „Volkswille“ in Gelsenkirchen, für den er bis zu dessem Verbot am 17. Februar 1933 schrieb, körperlich von Anhängern der Nazis angegangen wurde“, schildert Hans Frey. „Dem Publikum soll mit Empathie die Situation nahe gebracht werden, die das Exil, auch wenn es nur um Nachbarland war, für das Paar bedeutete.“
Denn, wie Markus Kiefer dank seiner Recherche weiß: „Alfred Zingler liebte sein Heimatland, darum war es ihm auch im Exil ein Anliegen weiterhin gegen die Machtergreifung der Nazis aktiv zu sein. Darum durfte er auch nicht nach Amerika auswandern, denn dann hätte er hier nichts mehr bewirken können.“
Der erste Schritt dahin, junge Leute mit dem Projekt anzusprechen erfolgte durch die Verpflichtung der Gelsenkirchener Brüder Akin und Edis Sipal. Die beiden jungen Filmemacher haben in der Stadt bereits mit ihrem Film „Die Festung“ für Aufmerksamkeit gesorgt.
Theaterworkshop in den Sommerferien
Derzeit werden auch noch Mitwirkende für einen Theaterchor gesucht. „Wir bieten von Montag, 5., bis Freitag, 9. August, einen kostenlosen Theaterworkshop an, in dem junge Leute ab 15 Jahren bis hin zu jungen Erwachsenen die Grundlagen der Schauspielerei erlernen können“, erzählt Markus Kiefer, der den Workshop leitet.
Aus diesem Workshop heraus hofft er den Theaterchor zusammen stellen zu können, „der bei der Collage bestimmte Phrasen des Stückes hervorheben soll, um die Aussagen atmosphärisch zu unterstreichen.“
Wer sich angesprochen fühlt und Interesse hat, kann sich bei Markus Kiefer unter Telefon 0176-61153447 melden.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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