Der 1. Mai 2013 in Gelsenkirchen

Foto: Ralf Nattermann
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Mit einem vielfältigen Programm und klaren politischen Forderungen rief der Deutsche Gewerkschaftsbund (DGB) auch an diesem 1. Mai, dem „Tag der Arbeit“ zur Teilnahme an seinem traditionellen Marsch auf.

Das Programm am diesjährigen „Tag der Arbeit“ ist vielfältig. „Wir sind gut aufgestellt für diesen Tag“, bestätigt Josef Hülsdünker, Vorsitzender der DGB-Region Emscher-Lippe. Mit Franz-Josef Möllenberg konnte sogar ein prominenter Gastredner gewonnen werden.

Möllenberg ist Vorsitzender der Gewerkschaft Nahrung-Genuss-Gasstätten (NGG). „Wir haben in Gelsenkirchen über 10.000 Beschäftigte in diesen Gewerben, es ist wichtig dass sie sehen, dass ihnen eine Stimme verliehen wird“, ist Hülsdünker überzeugt. Mit was der DGB-Vorsitzende rechnet? „Mit gutem Wetter, guter Beteiligung und natürlich guter Stimmung!“

Auftakt: Ökumenischer Gottesdienst

Wie in jedem Jahr fand auch 2013 wieder ein ökumenischer Gottesdienst auf dem Kennedyplatz (vor dem Musiktheater im Revier) statt, bevor alle gemeinsam marschierten. Auch das „Kreuz der Arbeitslosigkeit“ wurde wieder aufgestellt.

Vom Kennedyplatz ging es ab 10.30 Uhr los zur Demonstration, die über die Florastraße, Luitpoldstraße, Ringstraße, Augustastraße und schließlich über die Bahnhofsstraße auf den Neumarkt führte. Dort fand ab 11 Uhr die Kundgebung mit Rahmenprogramm statt. Neben Möllenberg ergriffen auch Hülsdünker selbst und Oberbürgermeister Frank Baranowski das Wort.

Forderungen der Gewerkschaften

Susanne Neumann, IG BAU, sieht sich in ihrer Gewerkschaft immer wieder mit denselben Problemen auf Beschäftigtenebene konfrontiert: „Viele unserer Beschäftigten, im Hauptzollamt, in der Gebäudereinigung und auf dem Bau, arbeiten im Mindestlohnsektor. Da wird immer noch viel Schindluder getrieben“, weiß die Bezirksvorsitzende. „Auch eine Rente mit 67 ist für viele nicht zu bewerkstelligen, besonders auf dem Bau.“

Auch für Robert Sadowsky, 1. Bevollmächtigter der IG Metall, hat der 1. Mai eine gewichtige Bedeutung: „Dieser Tag bedeutet die Arbeitskampffreiheit, und diese wollen wir auch nutzen. Bisher wurden keine akzeptablen Angebote in den Verhandlungen für die Metall- und Elektrohandwerksbranche gemacht, die Inflationsrate ist noch lange nicht ausgeglichen.“

Sadowsky sieht großen Handlungsbedarf auf der politischen Ebene; so sollen Konjunktur und Binnennachfrage wieder gestärkt werden (darin ist die europäische Handelszone eingeschlossen). Dies ginge jedoch nicht mit der „Merkelschen Kaputtsparpolitik“. Klare Worte des Bevollmächtigten.

Auch Beamte sind unzufrieden

„Seit Jahren machen die Beamten im öffentlichen Dienst Nullrunden, wenn es um (inflationsbedingte) Erhöhungen geht“, beklagt sich Jörg Klink, Vorsitzender der Kreisgruppe Gelsenkirchen der Gewerkschaft der Polizei. „Wir stehen auf der Seite der Bürger, vertreten Recht und Ordnung, sind aber immer hinten dran, wenn es um Bezahlung geht.“

Besonders betroffen zeigte er sich auch von der zunehmenden Gewalt gegen Polizisten: „Wir haben zwar noch keine südeuropäischen Zustände, doch auch wir bemerken die zunehmende Gewaltbereitschaft der durch die Sparpolitik vergrämten Bürger.“

An Bildung darf nicht gespart werden

Lothar Jacksteit, Vorstand der Lehrer-Gewerkschaft GEW, ist auch unzufrieden mit der Sparpolitik: „Unsere Beamten und Beschäftigten leisten gute Arbeit, das muss auch honoriert werden! Auch wir haben mit Nullrunden bei Tarifverhandlungen zu kämpfen, es geht langsam aber sicher in Richtung Armut für die Kollegen.“ Auch das Projekt „Inklusion“ sieht das Vorstandsmitglied mit Skepsis: „Das muss erst einmal finanziell und personell gestützt werden können.“

Für Jacksteit steht fest: Es geht um die Zukunft unserer Kinder, da müssen Gelder präventiv eingesetzt werden um allen einen möglichst guten Start ins Leben zu gewährleisten.

Der Staat muss handlungsfähig bleiben

ver.di-Sekretär Oliver Kolberg bemängelt das Sparen am Sozialstaat: „Die Leistungen werden immer weiter zurückgeschraubt. Reiche, die nicht auf den Sozialstaat angewiesen sind, merken davon wenig, aber die besonders betroffenen Schichten in der Bevölkerung dafür umso mehr.“ Hülsdünker bekräftigte: „Ein handlungsfähiger Staat ist von existemzieller Bedeutung!

Auch die Jugend ist aufgerufen, für eine gerechte Zukunft zu marschieren: „Wir werden mit einem Jugendblock im Demo-Zug mit dabei sein“, berichtet Volker Nicolai, Jugendbildungsreferent der DGB Region Emscher-Lippe. Mit dabei sind unter anderem die Falken, die JuSos, die Grüne Jugend und natürlich die DGB-Jugend.

Programm auf dem Neumarkt

Nach der Demonstration fand auf dem Neumarkt ein familienorientiertes Angebot statt: mit Würstchen zum Selbstkostenpreis, Kaffee und Kuchen. Neben Kinderprogramm, Musik und Unterhaltung wurden auch Infostände der teilnehmenden Gewerkschaften aufgebaut. Live-Musik wurde vom Werksorchester Consol und „HycoSolo & Beat“ geboten.

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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