Das Hans-Sachs-Haus im neuen Jahrtausend

Das Hans-Sachs-Haus ist noch von einem Bauzaun umgeben. Doch langsam nimmt es immer mehr Form an. Foto: Gerd Kaemper
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Was lange währt, wird endlich gut! Dieser Ausspruch trifft in Sachen Hans-Sachs-Haus voll ins Schwarze. Denn inzwischen warten die Gelsenkirchener seit 12 Jahren auf die Wiederöffnung des Verwaltungssitzes der Stadt.

Dabei scheint sich die Geschichte ein wenig zu wiederholen. Denn auch schon die Entstehung des Hans-Sachs-Hauses ging nicht ganz unproblematisch über die Bühne. So gingen sechs Jahre ins Land, ehe die Idee der Rathauserweiterung in die Tat umgesetzt wurde und die Eröffnung des Hans-Sachs-Hauses gefeiert werden konnte.

Aus elf Monaten werden fast elf Jahre

Statt elf Monate dauerte die ursprünglich angenommene „Sanierung“ beinahe elf Jahre und machte einen Neubau erforderlich. Viele Gelsenkirchener erinnern sich noch an unzählige Diskussionen über das Finanzierungskonzept, das der damalige Oberbürgermeister Oliver Wittke ausgehandelt hatte.
Dabei wurde das Hans-Sachs-Haus einer Investorengemeinschaft gegen einen symbolischen Wert „verkauft“ und die Stadt hätte es nach der Sanierung zurückgemietet. Die Kosten dazu sollten sich laut Stand 2001, als die Verhandlungen liefen, auf rund 65 Millionen DM verteilt auf 25 Jahre belaufen.
Doch schon ehe Oliver Wittke am 31. Oktober 2002 als letzter das Verwaltungsgebäude räumte und ins Buersche Rathaus zog, kochten die Gerüchte und die Gemüter hoch.
Zu diesem Zeitpunkt galt bereits der Euro als Währung und aus den etwas mehr als 30 Millionen Euro waren bereits 42 bis 47 Millionen erwachsen. Dabei hatten die Bauarbeiten noch gar nicht begonnen.
Spätestens als das Parkett im Festsaal des Hans-Sachs-Hauses herausgerissen wurde, war klar, dass eine Sanierung des Gebäudes nicht ganz einfach würde. Der Boden unter dem Parkett zeigte tiefe Risse aus und der Vergleich zum Knäckebrot, das einfach so bricht, machte die Runde.
Man mochte gar nicht an all die vielen Karnevalsfeiern, Neujahrsempfänge und sonstige Großveranstaltungen denken, die auf diesem Boden stattgefunden hatten.

Gutachter kommen und gehen und die Kosten steigen

Die Gutachter reichten sich die Klinge in die Hand und ein Horrorszenario nach dem nächsten kreiste durch die Stadt. Besonders betroffen von der maroden Bausubstanz waren die nach dem Krieg wiederaufgebauten Teile des Hauses. Bei einer Baustellenbegehung erhielt die Presse Einblicke in Baustelle und konnte sich ein Bild von den erforderlichen Arbeiten machen.
Ein Raum war dabei so eng mit Stützen bestückt, die die Decke an Ort und Stelle hielte, dass ein Durchkommen kaum noch möglich war. Der Saal durfte nicht mehr betreten werden, aber ein Blick aus dem Keller auf die Decke, die ja den Boden des Saales bildete, reichte bereits aus.

Millionengrab Hans-Sachs-Haus

„Millionengrab Hans-Sachs-Haus“ war 2004 der neue Titel des Hauses. Inzwischen wurden Sanierungskosten in Höhe von beinahe 150 Millionen Euro kalkuliert.
Mit der Kommunalwahl 2004 endete die Amtszeit von Oliver Wittke als Oberbürgermeister und im Rat herrschte eine neue Mehrheit. Die Diskussionen gingen weiter. Braucht Gelsenkirchen das Hans-Sachs-Haus oder nicht? Ist das Hans-Sachs-Haus von besonders erhaltenswerter Architektur?

Die Rückabwicklung des Verkaufs

Im Herbst 2005 beschloss der Rat der Stadt den Vertrag des Vermiet-Rückmietmodells zu kündigen. Doch noch immer stand nicht fest, wie es weitergehen sollte mit dem denkmalgeschützten Bauwerk mitten in der Stadt Gelsenkirchen.
Das Gebäude wurde inzwischen sowohl von innen als auch von außen gestützt, die Verwaltung verteilte sich seit nunmehr drei Jahren auf das gesamte Stadtgebiet. Es entstanden immense Mietkosten, deren Ende nicht absehbar waren.

Das Amt für Denkmalpflege stimmt dem Abriss zu

Im Januar 2006 gab das Westfälische Amt für Denkmalpflege seine Zustimmung für den Abriss des Gebäudes, weil die finanzielle Belastung der ohnehin gebeutelten Kommune nicht zumutbar wäre. Zu diesem Zeitpunkt gab es aber in der Gelsenkirchener Bevölkerung auch schon die Idee, die alte Fassade zu erhalten und dahinter einen Neubau entstehen zu lassen.
Mittlerweile gehörte die „Baustelle“ Hans-Sachs-Haus schon regelrecht zum Stadtbild dazu und wurde als gegeben wahrgenommen. Immer wieder gab es Gerüchte über mögliche Bezugstermine des Hauses, die aber irgendwie dann doch wieder im Sande verliefen.

Am Ende wird alles gut

Doch jetzt wird es ernst: Am kommenden Samstag, 31. August, bittet die Stadt Gelsenkirchen ihre Bürger in das Neue Hans-Sachs-Haus und lädt sie ein, das Haus, das als Verwaltungssitz und politische Schaltzentrale konzipiert ist zu erobern. Denn es soll auch ein Bürgerhaus sein, dass durch seine neu geschaffene Transparenz Einblicke in sein „Innenleben“ gewährt.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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