BOGESTRA entlässt kritischen Fahrer fristlos - Fahrer gewinnt in erster Instanz
Wir von der Bürgerinitiative "Stellen anzeigen" haben einfach kein Verständnis mehr dafür, wie in der Arbeitswelt miteinander umgegangen wird. Kritische Mitarbeiter, die sich einbringen, werden einfach entsorgt - besser gesagt - entlassen. Gerne auch fristlos. Dabei stinkt der Fisch oftmals vom Kopf her. Und da er beginnt zu faulen, scheinen die Kommunikationsmittel nicht mehr recht zu funktionieren.
Wo was faul ist, versuchen wir gerade im aktuellen Fall eines Fahrers der BOGESTRA herauszufinden. Dieser Fahrer wehrte sich gegen ein Kontrollsystem, welches zum Spritsparen eingesetzt wurde. Ein Modul, welches Kosten senkt, ist natürlich hervorragend. Nur zu welchem Preis. Anstatt diese Situation zu lösen, stiftet die BOGESTRA mit ihrem Verhalten Unfrieden. Aus diesem Grunde schrieben wir die beiden Vorstände Herrn Kerber und Herrn Schlotzenhauer mit diesen Zeilen an.
"Sehr geehrter Herr Kerber,
sehr geehrter Herr Schlotzenhauer,
aus den Medien erfuhren wir von der Bürgerinitiative "Stellen anzeigen" Folgendes:
"Die Bogestra hat bei ihrer Überwachung des Fahrstils ihrer Busfahrer einen Rückschlag erlitten. Das Arbeitsgericht gab am Mittwoch der Kündigungsschutzklage eines Busfahrer, der sich dieser Überwachung teilweise widersetzt hatte und deshalb fristlos entlassen worden war, statt. Das Gericht warf der Bogestra eine „Dauerüberwachung“ vor, die „nicht verhältnismäßig“ sei. „Das finde ich bedenklich“, sagte die Richterin." (WAZ vom 28.05.2015)
Dieses Vorgehen wirft bei uns einige Fragen auf. Liest man sich Ihre Leitsätze auf der Internetseite durch, so finden wir unter
5. "Wir unterstützen und fördern den Willen unserer Mitarbeiter zur Erhaltung ihrer Gesundheit und zur Steigerung ihrer Leistungsfähigkeit."
Ihr Fahrer hat einen Willen geäußert und auch das Gericht hat dem stattgegeben. Dass dieser Wille nicht dem des unternehmerischen Denkens entspricht, kann passieren. Ist da Ihre einzige Dialogmöglichkeit die fristlose Entlassung? Haben Sie sich mal tiefer mit der Materie beschäftigt, wie sich ein Mitarbeiter entwickelt, wenn er stets kontrolliert wird? Ein Verfahren, das zugegebenermaßen in fast allen Arbeitsprozessen festzustellen ist. Dennoch muss es nicht gut und nachhaltig sein, nur weil es alle tun. Eine ständige Kontrolle wirkt sich negativ auf die Belastungsfähigkeit der Mitarbeiter aus. Konzentrationsmängel können entstehen. Somit widersprechen Sie hier ihren eigenen Leitsätzen.
Eine fristlose Kündigung ist auch das fristlose Ende eines Dialoges. Sie haben sich nicht lösungs- und zielorientiert verhalten. Und das stößt uns von der Initiative "Stellenanzeigen" bitter auf, zumal wir nicht nur Kunden sind, sondern auch BürgerInnen der Stadt Gelsenkirchen. Zu 48,27 % ist die Stadt Gelsenkirchen Eigentümer der Bogestra. Also sind wir BürgerInnen auch Eigentümer und Sie die Geschäftsführer. Sie führen demnach unser Geschäft. In Anbetracht dessen möchten wir Sie von der Initiative "Stellen anzeigen" gerne dazu bewegen, das Geschäft auch im Interesse der Arbeitnehmer und Kunden zu führen.
Dass ein Kontrollsystem, welches den Spritverbrauch fahrerbezogen, Kosten reduzieren kann, ist eins. Dass aber auch gleich die Personalkosten bei einer Willensbekundung mit reduziert werden, kann nicht im Interesse des Unternehmens sein. So ein Führungsverhalten schürt Ängste in der Belegschaft und schadet dem Betriebsfrieden. Auch Störung des Betriebsfriedens kann ein Grund für eine fristlose Kündigung sein. Noch mal der Hinweis: Die Kommunen, also BürgerInnen, sind Eigentümer der Bogestra.
In Anbetracht dessen, dass Sie nach dem Gerichtsurteil des Arbeitsgerichtes in Berufung gehen wollen, ist klar zu erkennen, dass eine Dialogbereitschaft Ihrerseits mit dem Mitarbeiter noch immer nicht vorhanden ist. Unter dem Punkt 6. Ihrer Leitsätze ist zu lesen:
"Wir gehen offen und vertrauensvoll miteinander um. Wir identifizieren uns mit unserem Unternehmen und seinen Zielen."
Das ist in diesem Fall leider nicht zu erkennen.
Was ist von einem Unternehmen zu erwarten, dass sich scheinbar dem Kostendruck beugt und Gerichtsurteile nicht akzeptieren kann? Wie möchten Sie künftig das Unternehmen führen und auch authentisch wirken, wenn Sie Ihre eigenen Leitsätze nicht leben? Der Mitarbeiter ist derjenige, der das Geschäft ausführt. Einen Geschäftsführer würden die Kunden nicht vermissen, den Busfahrer an der Haltestelle schon. Daher können wir von der Initiative nur darauf hinweisen, nachhaltig und sorgsam mit Ihrem Personal umzugehen. Denn ein Unternehmer kann sich glücklich schätzen, wenn sich Mitarbeiter mit Kritik vertrauensvoll an sie wenden. Ein Unternehmen lebt von steter Prozessoptimierung aber es stirbt durch Druck und Erzeugung von Ängsten.
Sie werden wahrscheinlich Ihren Weg weiter verfolgen, diesen kritischen Fahrer loszuwerden. Es sei Ihnen jedoch gesagt, dass gerade diese Form von Unternehmensführung nicht dafür sorgt, dass ein Unternehmen stabil und stark am Markt bestehen kann. Ist es innen unruhig, taumelt es langfristig auf dem Markt und bricht in den Armen der Konkurrenz zusammen.
Sollten wir mit unserer Darstellung falsch liegen, würden wir uns über eine Stellungnahme Ihrerseits sehr freuen. Wir werden dieses Schreiben öffentlich halten. Somit wird auch Ihre Stellungnahme in der Öffentlichkeit ihren Platz finden.
Vielen Dank im Voraus und
freundliche Grüße
Autor:Sandra Stoffers aus Recklinghausen |
7 Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.