Bildungschancen schaffen: Mehr Schulabgänger mit Schulabschluss in GE
Im Auftrag des Deutschen Caritasverbandes wurde eine Studie aufgegeben, der die Gründe für Schulabgänger ohne Schulabschluss analysiert. Es gibt in dieser Sache noch viel zu tun in Gelsenkirchen, doch auch große Hoffnung.
„Wir sehen Gelsenkirchen insgesamt auf einem guten Weg“, teilt Peter Spannenkrebs, Caritasdirektor Gelsenkirchen, mit. Und das, obwohl die Zahlen bisher eigentlich dagegen sprechen, schließt Gelsenkirchen doch meist schlecht ab in Bildungsstudien. Doch es wird auch viel getan in unserer Stadt: ein stadtweit genormtes Sprachförderungskonzept, Bildungsmaßnahmen unterschiedlichster Art, und ein starkes Netz sozialer Einrichtungen - eine davon die Caritas.
Diese hat nun die Ergebnisse einer bundesweiten Untersuchung zu Schulabgängern ohne Schulabschluss („Bildungschancen vor Ort“) vorliegen. „Es geht in der Studie jedoch nicht nur darum, mit dem Finger auf die Probleme zu zeigen, sondern darum, Lösungsansätze zu finden“, erklärt Christoph Grün, Teamleitung Erziehung und Bildung im Caritasverband, die Studie.
Ingesamt schneidet NRW nicht schlecht ab bei der Studie, in Gelsenkirchen jedoch treffen genug der negativen Faktoren aufeinander, die laut der Studie für eine hohe Zahl von Schulabgängern ohne Schulabschluss sorgen. Und das ist auch springender Punkt der Studie: man kann das Problem nicht auf einen Faktor schieben, sondern muss die Situation in all ihrer Komplexität wahrnehmen. So sind nicht etwa nur die Eltern oder die Arbeitslosenquote einer Stadt für viele Schulabgänger ohne Abschluss verantwortlich; die Mischung macht‘s.
Methe Weber-Bonsiepen, Fachbereichsleitung Kinder, Jugend und Familie im Caritasverband, bringt es auf den Punkt: „Eine hohe Zahl von Schulabgängern ohne mindestens den Hauptschulabschluss hat mit Dingen zu tun, die in unserer Gesellschaft passieren.“ So muss weit über das Bildungssystem hinaus eine Betreuung stattfinden, die bereits vor der Geburt des Kindes beginnt: „Wir bieten seit 1965 die Elternberatung an, haben darüberhinaus auch Kooperationen mit Familien-Zentren, bieten Sprechzeiten, Müttercafés, Schwangerschaftsberatung und Angebote im offenen Ganztag an. Unser Augenmerk nach der Studie liegt im Ausbau dieses Angebots, im Rahmen unserer Möglichkeiten,“ ergänzt Weber-Bonsiepen. Die Grenzen würden meist durch Mangel an Personal abgesteckt.
Bisher lässt sich Erfolg verzeichnen: rund 900 Eltern nehmen das Angebot „Elternschule“ wahr, Tendenz steigend. Auch positiv aufgenommen wird die Förderung durch soziale Träger in den Schulen. „Uns ist wichtig, gemeinsam mit den Schulen etwas zu entwickeln, nicht parallel“, betont Grün. Denn nur wenn Hand in Hand gearbeitet wird, können Maßnahmen auch greifen.
Alfons Wissmann, Referatsleiter Erziehung und Bildung in Gelsenkirchen, zeigte sich dankbar über die von der Caritas initiierte Studie: „Die Studie zeigt, dass das gemeinsame Engagement von Stadt und freien Trägern wichtig ist.“ Desweiteren stellt er das deutsche Bildungssystem infrage, da die frühe Aufteilung der Kinder in unterschiedliche Schulformen nicht unbedingt zu einer Verbesserung der „Spätreifer“ sei und die Inklusion beeinträchtigter Kinder noch einen weiten Weg vor sich hat.
So schließen in Gelsenkirchen zwei Förderschulen, deren Schüler auf „normale“ Schulen umgeschichtet werden. Förder- und Sonderschüler machen den größten Anteil der Schulabgänger ohne Hauptschulabschluss aus, weswegen es wichtig ist, sie frühzeitig in die Gesellschaft zu integrieren und zu fördern. Das ist auch nur möglich durch das soziale Engagement der vielen Träger und Verbünde in der Stadt, und zeigt noch einmal die Wichtigkeit der Kooperation auf. „Wichtig ist, dass wir alle gemeinsam in eine Richtung marschieren“, ergänzt Wissmann.
Die gesamte Studie kann im kostenlosen Magazin „neue caritas spezial“ (Ausgabe Juli) nachgelesen werden und unter www.caritas.de.
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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