Modellprojekt
Abschluss des Modellprojekts „ZUSi – Zukunft früh sichern!“
edes Kind hat ein Grundrecht auf Bildung von den ersten Lebensjahren an – unabhängig von sozialer Herkunft und finanziellen Ressourcen der Eltern. Die Realität zeigt jedoch, dass in Deutschland so sehr wie in kaum einem anderen Land der Europäischen Union der Bildungserfolg immer noch stark von der sozialen Herkunft, insbesondere dem Bildungsgrad der Eltern, abhängt. Kindertageseinrichtungen kommt daher als erster Station auf dem Bildungsweg eine besondere Bedeutung zu. Schon dort muss es gelingen, eine armutssensible Haltung einzunehmen und alle Kinder so zu fördern, dass sie ihre Stärken und Talente entfalten können. Hier setzt das Projekt „ZUSi – Zukunft früh sichern!“ an, mit dem sich die RAG-Stiftung und die Stadt Gelsenkirchen dafür stark machen, Bildungschancen benachteiligter Kinder zu verbessern.
Heute wurde in der Städtischen Tageseinrichtung für Kinder und Familienzentrum „Talentzwerge“ an der Bochumer Straße 119 Bilanz gezogen.
Oberbürgermeisterin Karin Welge, Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung, Anne Heselhaus, Vorstand für Kultur, Bildung, Jugend, Sport und Integration der Stadt Gelsenkirchen sowie Dr. Irina Volf vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V., blickten gemeinsam mit der Leiterin der Städtischen Tageseinrichtung „Talentzwerge“, Anja van der Mee, auf den Projektzeitraum zurück und stellten die Pläne für die Zukunft vor.
Oberbürgermeisterin Karin Welge: „ZUSi steht für die Gestaltung von Strukturen, die jedem Kind, unabhängig vom sozialen und biographischen Hintergrund, eine erfolgreiche und lückenlose Bildung und den Weg in eine erfolgreiche Zukunft ermöglicht. Pädagogische Fachkräfte fördern jedes Kind individuell und helfen ihm, seine Talente zu entdecken und weiter zu verfolgen. Auch über die Kita-Zeit hinaus. Mit diesem Bündnis haben wir bei den Experten einen bleibenden Eindruck hinterlassen. Das Bundesfamilienministerium und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung haben das Projekt für den Deutschen Kita-Preis nominiert. In Berlin konnten wir am 16. Mai den 2. Platz unter 750 eingereichten Bewerbungen erreichen. Diese Auszeichnung ist ein großer Ansporn für uns, das Projekt in Gelsenkirchen weiterzuführen und auf alle Kitas auszuweiten.“
„Bei unserer Bildungsförderung stehen die Kinder stets im Mittelpunkt: Wir wollen ihnen Freude am Lernen und Stolz auf das Erreichte vermitteln und ihnen ihre Erfolge und Stärken bewusst machen. Dies ist uns mit ZUSi in beeindruckender Weise gelungen, wie auch die wissenschaftliche Evaluation zeigt“, so Bärbel Bergerhoff-Wodopia, Mitglied im Vorstand der RAG-Stiftung. „Das Modellprojekt ZUSi war ein großer Erfolg. In der Folge haben wir jetzt eine Blaupause für die pädagogische Arbeit im Vorschulbereich für viele Kommunen in Deutschland erarbeitet, die vor ähnlichen Herausforderungen wie Gelsenkirchen-Ückendorf stehen. Die heute vorgestellte zweite überarbeitete Auflage der Praxisanleitung „Armutssensibles Handeln in Kindertageseinrichtungen“ enthält unter anderem viele wertvolle Praxisbeispiele, die von pädagogischen Fachkräften bundesweit genutzt werden können.“
Den ZUSi-Ansatz hat die RAG-Stiftung bereits seit dem letzten Jahr mit „ZUSi 2.0“ auf drei weitere Ruhrgebietskommunen – Bochum, Essen und Herne – ausgerollt und erreicht damit weitere rund 3.000 Kinder in insgesamt 42 Kitas.
Das Projekt hat die bei der Gelsenkirchener Kindertagesbetreuung – GeKita – bereits vorhandene Präventionskette fortgeführt und dabei die armutssensible Talentförderung von vier- bis sechsjährigen Kindern in sieben städtischen Kitas im Stadtteil Ückendorf, sowie den gelingenden Übergang von der Kita in die Grundschule in den Blick genommen. Dazu stellte die RAG-Stiftung in einem Zeitraum von rund vier Jahren (2019 bis 2023) fast 2,5 Millionen Euro bereit.
Im Projektzeitraum wurden neue Methoden erarbeitet und erprobt, wie z. B. das Lebenslagenmodell, um einen erweiterten Blick auf die Ressourcen und Talente im Lebensumfeld der Kinder zu bekommen. Entstanden sind auch zusätzliche Angebote der Stadt Gelsenkirchen, wie die Erhöhung der Mindestbetreuungszeit für alle Kinder im letzten Jahr vor der Einschulung. Ein weiteres Beispiel aus der Praxis: Mit der Einführung der ZUSi-App haben Familien und Kitas ein digitales Werkzeug an die Hand bekommen, um die Kommunikation zu verbessern und die Förderung der Kinder zu Hause mit pädagogischen Tipps zu unterstützen. Die App übersetzt in 40 Sprachen.
Im Sinne der Nachhaltigkeit war für alle Beteiligten klar, dass die erfolgreichen Inhalte und Erkenntnisse nach Beendigung des Projektes sukzessive auf alle städtischen Einrichtungen übertragen werden, so dass eine Verstetigung des Projektes garantiert ist. Dazu zählt zum Beispiel auch die Implementierung der App in allen Einrichtungen sowie Fortbildungen zum Thema „Armutssensibilität“ für alle pädagogischen Fachkräfte.
Zur Mitte der Projektlaufzeit wurden die Erkenntnisse zum armutssensiblen Handeln sowie bewährte Praxistipps in einer Praxisanleitung zusammengefasst. Diese Anleitung zeigt, wie mit überschaubarem Ressourceneinsatz Bildungschancen verbessert, Talente gefördert und Entwicklungsdefizite angegangen werden können. Zudem wird anschaulich und umsetzungsorientiert beschrieben, wie der Prozess zu einer armutssensiblen Begleitung im Alltag gelingen kann. Zum Abschluss des Projektes wurde die Praxisanleitung jetzt überarbeitet und neu aufgelegt. Sie gibt einen Überblick über theoretische Grundlagen, die Projektarchitektur, den Projektverlauf und die abschließenden wissenschaftlichen Ergebnisse. Außerdem liefert sie ausführlich gute Beispiele aus der Praxis.
Die Praxisanleitung wurde im Auftrag und unter Beteiligung der RAG-Stiftung und GeKita vom Institut für Sozialarbeit und Sozialpädagogik e. V. (ISS) erstellt, einem der führenden Institute für die wissenschaftliche Begleitung und Beratung gesellschafts- und bildungspolitischer Pilotprojekte. Das ISS hat das Projekt von Beginn an begleitet und regelmäßig wissenschaftlich fundierte Echtzeitanalysen zur Verfügung gestellt, mit denen die Wirksamkeit der entwickelten Methoden belegt und, wo notwendig, Adaptionen vorgenommen werden konnten.
Autor:Stadt Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen |
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