Startschuss für Baumaßnahme
Hochwasserschutz am Hüller Bach: Neues Becken hält 600.000 Badewannenfüllungen zurück

Spatenstich HRB Hüller Bach
Hochwasserschutz ist eine gemeinsame Aufgabe: Das Hochwasserrückhaltebecken, das die Emschergenossenschaft am Hüller Bach baut, schützt die unterhalb dieses Beckens anliegenden Gebiete in Bochum, Herne und Gelsenkirchen - v.l.: Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvositzender der Emschergenossenschaft), Thomas Eiskirch (Oberbürgermeister der Stadt Bochum), Dr. Frank Dudda (Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft), Thorsten Schmitz-Ebert (Abteilungsdirektor Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Arnsberg) und Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft). | Foto: © Kirsten Neumann/EGLV
  • Spatenstich HRB Hüller Bach
    Hochwasserschutz ist eine gemeinsame Aufgabe: Das Hochwasserrückhaltebecken, das die Emschergenossenschaft am Hüller Bach baut, schützt die unterhalb dieses Beckens anliegenden Gebiete in Bochum, Herne und Gelsenkirchen - v.l.: Prof. Dr. Uli Paetzel (Vorstandsvositzender der Emschergenossenschaft), Thomas Eiskirch (Oberbürgermeister der Stadt Bochum), Dr. Frank Dudda (Oberbürgermeister der Stadt Herne und Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft), Thorsten Schmitz-Ebert (Abteilungsdirektor Umwelt und Arbeitsschutz bei der Bezirksregierung Arnsberg) und Dr. Frank Obenaus (Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft).
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Bochum / Herne. Randvolle Flüsse, überflutete Straßen und Wege, überschwemmte Stadtgebiete: Bilder, die sich am Hüller Bach in Bochum und Herne besonders beim Starkregenereignis im Sommer 2021 in den Köpfen der Anwohner*innen eingeprägt haben. Um im Zeichen der Klimafolgenanpassung den Hochwasserszenarien in diesem Bereich entgegenzuwirken, baut die Emschergenossenschaft im Bereich der Straße „An den Klärbrunnen“ in Bochum, nahe der Stadtgrenze Herne, ein Hochwasserrückhaltebecken (HRB) sowie einen Retentionsbodenfilter (RBF) zur Zwischenklärung von Regenwassermengen.


Den Startschuss gab der Wasserwirtschaftsverband am heutigen Mittwoch 03. Juli. 2024 gemeinsam mit den Städten Bochum und Herne.

„Über 600.000 Badewannenfüllungen – also 90.000 Kubikmeter Wasser – wird das neue Becken zukünftig sammeln und zurückhalten können. Das bedeutet eine enorme Entlastung für die unterhalb des Beckens liegenden Bereiche in Bochum, Herne und Gelsenkirchen. Das Projekt passt damit perfekt zu dem seit Jahren laufenden Umbau Bochums zur Schwammstadt mit dem Ziel, einerseits Überschwemmungen zu verhindern und außerdem sauberes Regenwasser im Boden zurückzuhalten.“, sagt Bochums Oberbürgermeister Thomas Eiskirch. Bei einem Hochwasserereignis, das statistisch nur alle 100 Jahre vorkommt, wird durch die Nutzung des HRBs die Wasserabgabe am Auslauf des Beckens um 15.000 Liter pro Sekunde reduziert – das sind 100 Badewannenfüllungen pro Sekunde. Ohne das Becken fließen pro Sekunde (!) 63.000 Liter durch den Hüller Bach – mit dem Becken nur noch 48.000 Liter. Der Unterschied bewirkt eine Reduzierung des Pegels im Hüller Bach um bis zu 65 Zentimeter. Die Überflutungsgefahr in Bochum, Herne und Gelsenkirchen wird durch diese Maßnahme deutlich verringert.

Das neue HRB sowie der RBF entstehen auf der Fläche eines ehemaligen Kläranlagenstandortes in Bochum Hordel – dieser ist bewusst und mit Bedacht gewählt worden. „Weit am Oberlauf gelegen, erzielen solche Hochwasserschutzmaßnahmen ihre größte Wirkung für die Region: Was bereits dort zurückgehalten werden kann, entlastet den Hüller Bach in seinem weiteren Verlauf – und letztlich auch die Emscher“, sagt Dr. Frank Dudda, Oberbürgermeister der Stadt Herne. Zum Einzugsgebiet des Hüller Bachs gehören auf den Gebieten von Bochum und Herne unter anderem auch der Dorneburger Mühlenbach, der Hofsteder Bach und der Marbach.

Neuer Lebensraum für Flora und Fauna
„Neben dem Hochwasserschutz steht hier aber auch die naturnahe Umgestaltung neuer Lebensräume für Flora und Fauna im Vordergrund. Auch wenn es sich hier in erster Linie um eine technische Schutzanlage handeln wird, so wird diese Anlage auch die Möglichkeit zur Bildung neuer Biotope bieten. Der Emscher-Umbau bildet damit nicht nur eine rein wasserwirtschaftliche Maßnahme, die den Hochwasserschutz maßgeblich verbessert, sondern er setzt Impulse für eine städtebauliche Entwicklung, die die Lebens- und Aufenthaltsqualität entlang unserer Gewässer deutlich aufwertet“, sagt Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft.

Neben dem Hochwasserrückhaltebecken entsteht am Hüller Bach noch ein Retentionsbodenfilter zur Klärung von Regenmengen, die aus dem unterirdischen Stauraumkanal Marbach abgeschlagen werden: Im Stauraumkanal wird das Mischwasser zunächst aufgestaut. Die Sedimente setzen sich ab und werden weiter zur Kläranlage geleitet, der nicht-klärpflichtige Regenwasseranteil schwappt über eine Entlastungsschwelle in den Retentionsbodenfilter. Dort wird das stark verdünnte Wasser weiter geklärt, bevor es in das Gewässer gelangt. „Der Reinigungsprozess, also die Filtration, bewirkt einen fast vollständigen Rückhalt grober und feiner Partikel sowie an ihnen gebundener Stoffe und leistet damit einen relevanten Beitrag zur Verbesserung der Wasserqualität im Hüller Bach“, sagt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft.

Die Gesamtkosten des Projektes belaufen sich auf zirka elf Millionen Euro. Die geplante Bauzeit ist bis voraussichtlich Mitte 2026 angesetzt.

125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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