Auf der Erzbahntrasse durchs Revier

Die längste Brücke der Erzbahntrasse ist ein Neubau, aber mittlerweile so sehr mit ihrem Umfeld verhaftet, dass sogar die schweren Betonträger inzwischen schon annhähernd zugewachsen sind. Dabei befindet man sich auf der Brücke schon in luftiger Höhe, etwa 20 Meter über dem Boden. Foto: Gerd Kaemper
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  • Die längste Brücke der Erzbahntrasse ist ein Neubau, aber mittlerweile so sehr mit ihrem Umfeld verhaftet, dass sogar die schweren Betonträger inzwischen schon annhähernd zugewachsen sind. Dabei befindet man sich auf der Brücke schon in luftiger Höhe, etwa 20 Meter über dem Boden. Foto: Gerd Kaemper
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„Über sieben Brücken musst Du gehn, sieben dunkle Jahre überstehn, sieben mal wirst du de Asche sein, aber einmal auch der helle Schein“, sangen einst die DDR-Vorzeigeband Puhdys und später auch Peter Maffay. Auf der Erzbahntrasse geht mir immer wieder dieses Lied durch den Kopf. Denn egal in welche Richtung man läuft, ob von Gelsenkirchen nach Essen zum Mechtenberg oder weiter zur Zeche Zollverein, oder nach Bochum bis zur Jahrhunderthalle oder nach Wanne-Eickel vorbei am Zoom und über den Kanal, eine Brücke folgt auf die nächste.

Ausgedient aber nicht vergessen

Natürlich gibt es viel mehr als sieben solcher Brücken und sie sind meist auch älter als sieben Jahre. Doch sie haben dunkle Zeiten erlebt, denn sie waren Arbeitswege, die mit ihren Schienen dazu dienten, das schwarze Gold des Ruhrgebietes von A nach B zu transportieren. Auf die Erfolgsgeschichte der Kohle folgten schwere Jahre, in denen die Trasse brach lag und die Natur die Schienen unter sich begrub. Dann entdeckte der Regionalverband Ruhr die alten Schienenwege wieder und heute erstrahlt die Strecke im wahrhaft hellen Schein, denn an manchen Tagen sieht man sich hier einer wahren Völkerwanderung gegenüber, die zu Fuß oder per Rad unterwegs ist.

Einfach bequem: Radfahren auf Bahntrassen

Einst waren sie Lebensadern der Produktivität im Ruhrgebiet - heute sind viele ehemalige Bahntrassen attraktive Rad- und Wanderwege. Die steigende Tendenz gilt allerdings nur für ihre Anzahl. Denn gerade wegen der sehr geringen Steigungen im Gelände, abseits von Straßen und weit gehend kreuzungsfrei, sind Bahntrassenradwege so beliebt - für den schnellen Weg zur Arbeit oder zum Einkauf genauso wie für ausgedehnte Ausflüge am Wochenende.

Erzbahntrasse zwischen Bochum & Gelsenkirchen

Die Erzbahntrasse aus den ersten Jahrzehnten des 20. Jahrhunderts symbolisiert noch heute die optimalen Rahmenbedingungen für eine florierende Ruhrgebiets-Wirtschaft im Zeitalter von Kohle und Stahl.
Vom Hafen Grimberg am Rhein-Herne-Kanal ausgehend versorgte sie die nimmersatten Hochöfen von Schalker Verein und Bochumer Verein mit Eisenerz. In den 1980er Jahren kam das Aus und die Erzbahn sank in einen Dornröschenschlaf. Aus dem hat sie der Regionalverband Ruhr(RVR) wieder erweckt und in einen Panoramaweg für Radfahrer und Wanderer verwandelt.

Sanft bergab von Süd nach Nord

In Bochums westlicher Innenstadt beginnt die Erzbahntrasse im Westpark hinter der Jahrhunderhalle und endet nach einer sanften Abwährts-Fahrt rund zehn Kilometer später am Rhein-Herne-Kanal in Gelsenkirchen.
Unterwegs sind zahlreiche Abstecher möglich, allesamt gut ausgeschildert. Der berühmteste führt wohl zum WelterbeZeche Zollverein, zu dem man etwa in der Mitte der Erzbahntrasse abbiegt. An der Kreuzung kann an einem Imbisswagen gerastet werden, und für den Notfall steht ein Sortiment von Fahrradersatzteilen zur Verfügung.

Erzbahnschwinge und Grimberger Sichel

Die Erzbahntrasse beginnt und endet mit spektakulären Brückenkonstruktionen. Die 130 Meter lange, S-förmige Erzbahnschwinge ermöglicht nahe des Bochumer Westparks an der Jahrhunderthalle die elegante Querung des Geflechts aus Straßen, Gleisanlagen und Rohrbrücke in 32 Metern Tiefe.
Zehn Kilometer weiter windet sich die Grimberger Sichel in schönem Schwung über den Rhein-Herne-Kanal. Ihre Spannweite von 150 Metern wird von einem einzigen, 48 Meter hohen Stahlpylon gehalten. Die Brücke gestattet einen interessanten „Blick nach Afrika“, denn sie grenzt an den Gelsenkirchener Zoo, die Zoom Erlebniswelt.
2010 wurde die Grimberger Sichel mit dem European Steel Bridges Award in der Kategorie „Fußgängerbrücken“ geadelt. Unterwegs sind noch mehr als ein Dutzend Brücken zu überqueren, die alle zum Ruf der Erzbahntrasse beitragen, interessanteste und beliebteste Bahntrasse im Revier zu sein.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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