Gelsenkirchen
125 Jahre Emschergenossenschaft

Emscher-Umbau in Gelsenkirchen
Im Zuge des Emscher-Umbaus ist in Gelsenkirchen mit dem optisch eindrucksvollen Abwasser-Pumpwerk nahe der Sutumer Brücken eine echte Landmarke entstanden. Die Anlage in Gelsenkirchen nimmt eine besondere Rolle in der Abwasserentsorgung der gesamten Region ein, denn das Pumpwerk dient auch als Weiche zu den Kläranlagen der Emschergenossenschaft in Bottrop und in Dinslaken. | Foto: © Markus Greulich/EGLV
  • Emscher-Umbau in Gelsenkirchen
    Im Zuge des Emscher-Umbaus ist in Gelsenkirchen mit dem optisch eindrucksvollen Abwasser-Pumpwerk nahe der Sutumer Brücken eine echte Landmarke entstanden. Die Anlage in Gelsenkirchen nimmt eine besondere Rolle in der Abwasserentsorgung der gesamten Region ein, denn das Pumpwerk dient auch als Weiche zu den Kläranlagen der Emschergenossenschaft in Bottrop und in Dinslaken.
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Deutschlands erster und ältester Wasserwirtschaftsverband hat das Gesicht der Städte in der Region maßgeblich mitgeprägt – und ihr wirtschaftliches Überleben gesichert

Gelsenkirchen. Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Als technischer Infrastruktur-Dienstleister für ihre Mitglieder, darunter die Emscher-Anrainer, hat der Wasserwirtschaftsverband seit 1899 das Bild der Städte in der Region maßgeblich geprägt. Das wirtschaftliche Überleben der Kommunen in der Hochphase der Industrialisierung, die bergbaubedingt mit einer Abwassermisere einher ging, sicherte die Emschergenossenschaft im 20. Jahrhundert mit dem technischen Ausbau der Gewässer zu überflutungssicheren Schmutzwasserläufen – aufgrund der Bergsenkungen konnten damals keine unterirdischen Abwasserkanäle gebaut werden, weswegen es vor Gründung der Emschergenossenschaft zu permanenten Fäkal-Überschwemmungen und in deren Folge zu Krankheitsausbrüchen kam. Nach der Nordwanderung des Bergbaus Ende der 1980er-Jahre wiederum leistete die Emschergenossenschaft mit dem Generationenprojekt Emscher-Umbau einen maßgeblichen Beitrag zum Gelingen des Strukturwandels im Herzen des Ruhrgebietes, das genauso gut auch Emscher-Gebiet heißen könnte. Mit der Abwasserfreiheit und der Bildung neuer blaugrüner Infrastrukturen ging eine deutliche Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität in Gelsenkirchen einher.
Zum Emscher-System gehören neben der Emscher selbst auf Gelsenkirchener Stadtgebiet zusätzlich noch unter anderem der Holzbach, der Hüller Bach, der Katernberger Bach, der Lanferbach, der Leither Bach, der Resser Bach, der Schwarzbach, der Sellmannsbach und der Wattenscheider Bach. Für die Abwasserfreiheit wurde in Gelsenkirchen ein völlig neues unterirdisches Kanalsystem angelegt: 53 Kilometer lang, 758 Millionen Euro hat die Emschergenossenschaft allein in den Kanalbau investiert.

Zusätzlich zum Kanalsystem wurden bereits auch Wasserläufe auf einer Länge von insgesamt drei Kilometern umgestaltet. Dafür investierte die Emschergenossenschaft 42 Millionen Euro. Insgesamt – inkl. Pumpwerken etc. – flossen in Gelsenkirchen rund 878 Millionen Euro in die Verbesserung der Lebens- und Aufenthaltsqualität durch den Emscher-Umbau.

„Der Umbau des Emscher-Systems, geplant und umgesetzt nach dem genossenschaftlichen Prinzip, hat in der gesamten Region eindrucksvoll unter Beweis gestellt, was alles gelingen kann, wenn man es gemeinschaftlich anpackt. Mit dem Emscher-Umbau hat die Emschergenossenschaft die Bühne für mehr vorbereitet – sie hat die Voraussetzungen dafür geschaffen, dass wir die grünste Industrieregion der Welt werden können“, sagt Dr. Frank Dudda, Vorsitzender des Genossenschaftsrates der Emschergenossenschaft.

Hochmoderne Infrastruktur
Mit der erfolgreichen Befreiung der Emscher und ihrer Nebenläufe von ihrer Abwasserfracht hat die Emschergenossenschaft inmitten von Deutschlands größtem Ballungsraum eine hochmoderne wasserwirtschaftliche Infrastruktur geschaffen. „Sie ermöglicht nicht nur neues blaugrünes Leben in und an der Emscher, sondern hat in erster Linie als erheblicher Positivfaktor den Wirtschaftsstandort Ruhrgebiet gestärkt und einen Impuls von 13 Milliarden Euro ausgelöst, wie die TU Dortmund berechnet hat“, so Prof. Dr. Uli Paetzel, Vorstandsvorsitzender der Emschergenossenschaft. Über 5,5 Milliarden Euro investierte die Emschergenossenschaft in das größte europäische Infrastrukturprojekt und schloss es Ende 2021, wie geplant nach genau 30 Jahren, weitestgehend im Kostenrahmen ab – und das trotz drei Mehrwertsteuererhöhungen seit 1992, einer Währungsumstellung, einer Baupreissteigerung von mehr als 20 Prozent und vielen weiteren neuen behördlichen Anforderungen.

„Parallel zum Kanalbau haben wir in den vergangenen Jahren bereits mehr als 170 Kilometer an Flusslandschaften entlang der Emscher und ihrer Nebenläufe revitalisiert: Das Betonkorsett wurde entfernt, die Böschungen wurden flacher und vielseitiger gestaltet. Dort, wo der Platz es zuließ, erhielten die früher künstlich begradigten Gewässer wieder einen kurvenreicheren Verlauf“, erklärt Dr. Frank Obenaus, Technischer Vorstand der Emschergenossenschaft. Das Ergebnis des Engagements kann sich mehr als sehen lassen: Das blaugrüne Leben in Form von Groppen, Forellen und Stichlingen kehrt an und in die Emscher zurück. An ihren Ufern wurde nicht nur die seltene Gebirgsstelze gesichtet, sondern auch bereits die Blauflügelige Prachtlibelle.

Vor 30 Jahren, als die Emschergenossenschaft die visionäre Renaturierung der Emscher ankündigte, zeigte man den Kolleginnen und Kollegen noch den Vogel – und heute brütet der Eisvogel als Indikator für eine gute Gewässerökologie wieder am Ufer des zentralen Flusses des Ruhrgebietes. Der Emscher-Umbau ist längst abgeschlossen, das neue blaugrüne Leben beginnt gerade erst!

Gut für die Zukunft aufgestellt
Als Infrastruktur-Dienstleister, so versteht sich die öffentlich-rechtliche Emschergenossenschaft, sieht sich Deutschlands größter Abwasserentsorger und Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken auch für die kommenden 125 Jahre gut aufgestellt. Ähnlich wie bei seiner Gründung 1899 und nach dem Beschluss des Emscher-Umbaus 1991 hat sich der Verband in den vergangenen Jahren bereits unter dem Motto „Horizont 2030“ von innen erneuert und modernisiert, um den anstehenden Herausforderungen wie der Energiewende und der Klimafolgenanpassung weiterhin kompetent begegnen zu können. „Als zuverlässiger Partner unserer Mitglieder wollen wir gemeinsam mit ihnen und den Menschen im Ruhrgebiet die zukunftssichere und lebenswerte Entwicklung unserer Region gestalten“, sagt Uli Paetzel.

125 Jahre Emschergenossenschaft
Die Emschergenossenschaft feiert in diesem Jahr ihr 125-jähriges Bestehen. Am 14. Dezember 1899 als erster deutscher Wasserwirtschaftsverband gegründet, ist die Emschergenossenschaft heute gemeinsam mit dem 1926 gegründeten Lippeverband Deutschlands größter Betreiber von Kläranlagen und Pumpwerken. Die Aufgaben des öffentlich-rechtlichen Unternehmens sind die Abwasserentsorgung, der Hochwasserschutz sowie die Klimafolgenanpassung. Ihr bekanntestes Projekt ist der Emscher-Umbau (1992-2021), bei dem die Emschergenossenschaft im Herzen des Ruhrgebietes eine moderne Abwasserinfrastruktur baute. Dafür wurden 436 Kilometer an neuen unterirdischen Abwasserkanälen verlegt und vier Großkläranlagen gebaut. Rund 340 Kilometer an Gewässern werden insgesamt renaturiert. Parallel entstanden über 130 Kilometer an Rad- und Fußwegen, die das neue blaugrüne Leben an der Emscher und ihren Nebenläufen erleb- und erfahrbar machen. www.eglv.de

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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