Zehn Jahre Wissenstransfer:
Zehn Jahre Wissenstransfer: THW schult in Deutschland mehr als 175 tunesische Katastrophenschutz-Profis
Bonn/Tunis. In den vergangenen zehn Jahren führte das Technische Hilfswerk (THW) zum Aufbau ehrenamtlicher Strukturen im tunesischen Zivil- und Katastrophenschutz elf so genannte „Train the Trainers“-Schulungen in Deutschland durch.
Dabei lernten die Katastrophenschützerinnen und -schützer des „Office National de la Protection Civile“ (ONPC) die Inhalte und die Methodik der THW-Grundausbildung kennen, damit sie künftig tunesische Ehrenamtliche qualifizieren können. „Nachdem THW und ONPC ein Ausbildungskonzept entwickelt hatten, begann 2013 das erste Training für Trainer im THW-Ortsverband Sinzig“, erinnert sich THW-Präsident Gerd Friedsam. „Jede Schulung dauerte 14 Tage und verlangte den gastgebenden THW-Ortsverbänden sehr viel ab. Nun zeigt sich, dass sich dieses Engagement ausgezahlt hat: Wir haben bis heute mehr als 175 Tunesierinnen und Tunesier in Deutschland geschult. Diese Ausbilderinnen und Ausbilder konnten in ihrer Heimat bis jetzt mehr als 700 Ehrenamtliche im Katastrophenschutz qualifizieren“, resümiert Präsident Friedsam zufrieden. . Dazu kamen weitere spezialisierte Fachausbildungen. Insgesamt bildete das THW somit mehr als tausend Einsatzkräfte in Tunesien in verschiedenen Bereichen aus.
Die Kooperation des THW zur Förderung ehrenamtlicher Strukturen in Tunesien begann vor mehr als zehn Jahren mit der Erarbeitung eines Ausbildungskonzepts. In mehreren Workshops wurden Inhalte und Strukturen festgelegt und das Themenspektrum der THW-Grundausbildung an die tunesischen Gegebenheiten angepasst. Dazu gehören unter anderem Holz-, Metall- und Gesteinsbearbeitung, Stromerzeugung oder das Arbeiten mit Leitern. „Geprägt von gegenseitigem Respekt und mit großem Engagement entwickelten ONPC und THW gemeinsam ein tragfähiges Konzept, das über die Jahre weiterentwickelt und später vom THW in angepasster Form für Länder wie Jordanien und den Irak als Grundlage genutzt wurde“, erinnert sich Präsident Friedsam.
Die erste Schulung mit zwölf tunesischen Katastrophenschützer und -schützerinnen fand im Februar 2013 im rheinland-pfälzischen Sinzig statt. THW-Ehrenamtliche übten mit ihren tunesischen Gästen, die Werkzeuge und Geräte aus dem THW-Ortsverband einzusetzen und demonstrierten, wie dieses Wissen möglichst interessant an Ehrenamtliche vermittelt werden kann. Während Wände mit Bohrhämmern durchbrochen oder Verletzte mit Leitern aus Höhen gerettet wurden, stand neben dem Lernen auch immer der Spaß im Vordergrund. Für die an Befehlsketten gewöhnten Tunesierinnen und Tunesier von ONPC war der Umgang mit Ehrenamtlichen Neuland, da die Unterstützung durch ehrenamtliche Einsatzkräfte in den Regionen dort erst mit der THW-Kooperation eingeführt wurde.
Insgesamt führte das THW im Rahmen des Tunesien-Projekts 11 „Train the Trainers“-Maßnahmen in zwölf THW-Ortsverbänden durch: von Sinzig bis Dessau, Dresden und Dippoldiswalde; von Germersheim, Bad Honnef bis Groß-Gerau oder von Wuppertal, Darmstadt, Wilhelmshaven bis Osnabrück. Zur besseren Vernetzung und um Synergien zu nutzen, übten 2019 beim jüngsten Training im Rahmen des Projekts Fachleute aus Tunesien und Jordanien im THW-Ortsverband Vilshofen gemeinsam. Mehr als 175 tunesische Katastrophenschützerinnen und -schützer durchliefen die Trainingsmaßnahmen in Deutschland, wobei über die Jahre über 500 THW- Ehrenamtliche aus zahlreichen Ortsverbänden unter anderem bei der Ausbildung, Verpflegung, Organisation oder Übersetzung der Veranstaltungen beteiligt waren.
Gleichzeitig beschaffte das THW eine Grundausstattung an Werkzeugen und Technik sowie Fahrzeuge für die größtenteils neu gegründeten Ehrenamtsvereine in Tunesien. Inzwischen sind 17 solcher Ehrenamtsvereine durch das THW unterstützt worden. Landesweit existieren 22 Ehrenamtsvereine mit mehr als 3.300 registrierten Mitgliedern. Hiervon unterstützen rund 1.200 regelmäßig die Einsätze des tunesischen Projektpartners ONPC. Das Engagement der Ehrenamtlichen ist aus dem tunesischen Katastrophenschutz nicht mehr wegzudenken. Sie unterstützen ihre hauptamtlichen Kolleginnen und Kollegen unter anderen bei der Bewältigung von Waldbrandereignissen, Überschwemmungen oder Sensibilisierungsmaßnahmen und Veranstaltungsabsicherung.
„Basierend auf derselben Leidenschaft für den Katastrophenschutz hat dieser Austausch mit einer fremden Kultur trotz Sprachbarriere Menschen aus zwei Kontinenten zusammengebracht. Es sind Freundschaften entstanden und die Einführung von ehrenamtlichen Strukturen in Tunesien stärkt die dortige Zivilgesellschaft. Dies war und ist der deutschen Bundesregierung ein Anliegen, so dass dieses Vorhaben finanziell mit bisher insgesamt über 17 Millionen Euro in den vergangenen zehn Jahren vom Auswärtigen Amt gefördert wurde“, erläutert Präsident Friedsam.
Das THW nutzt dieses zehnjährige Jubiläum, um im Laufe des Jahres regelmäßig über Meilensteine des tunesisch-deutschen Projekts und über die Fortführung der Kooperation zu berichten.
Weitere Informationen sowie Fotos finden Sie hier:
https://www.thw.de/SharedDocs/Meldungen/DE/Pressemitteilungen/international/2023/03/pressemitteilung_001_10_jahre_tunesien.html
Das THW ist die ehrenamtlich getragene Einsatzorganisation des Bundes. Das Engagement der bundesweit mehr als 85.000 Freiwilligen bildet die Grundlage für die Arbeit des THW im Bevölkerungsschutz. Mit seinen Fachleuten, seiner Technik und seinen Erfahrungen ist das THW im Auftrag der Bundesregierung weltweit gefragt, wenn Notlagen dies erfordern. Neben bilateralen Hilfen gehören dazu auch technische und logistische Aufgaben im Rahmen des Katastrophenschutzverfahrens der Europäischen Union sowie im Auftrag von VN-Organisationen. Mehr Informationen zum Engagement des THW im In- und Ausland finden Sie hier: www.jetzt.thw.de.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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