WM-Revival-Party zu "Das FanFest der FanFeste"
Zehn Jahre sind vergangen seitdem in Gelsenkirchen die FIFA Weltmeisterschaft 2006 zu Gast war. Vier Wochen lang erlebte die Stadt tolle Fußballspiele, eine super Stimmung beim Public Viewing und hochkarätige Konzerte beim FanFest. Im Rahmen einer WM-Revival-Party kamen viele der damals am Gelingen Beteiligten in der Kaue zusammen und erfreuten sich eines bunten Bilderbogens, der so manche Erinnerung wieder wach werden ließ.
Dr. Helmut Hasenkox als Organisator des FanFestes und Theo Wagner als Leiter des WM-Büros fanden kurzweilige Worte zu den Fotos und Oberbürgermeister Frank Baranowski schilderte, wie er Ende 2004 als frisch-gebackener Gelsenkirchener OB mit der WM konfrontiert wurde.
Wie es für den OB anfing
„Wie hat das angefangen?“, sinnierte Oberbürgermeister Frank Baranowski und schilderte seine ersten Berührungspunkte mit der WM 2006. „Ich hatte im Winter 2004 gerade meinen Dienst als Oberbürgermeister angetreten, als eine Mitarbeiterin mein Büro stürmte und verkündete: „Ich soll eine Fußball-WM vorbereiten!“ Sie präsentierte mir erste Plakatentwürfe und machte ordentlich Druck, indem sie erklärte, dass es schließlich schon Ende 2004 sei und die WM 2006 stattfindet. In dem Moment wurde mir klar: Da kommt was Großes auf uns zu!“
Auf der Suche nach einem Leiter des WM-Büros, der sich mit allem, was nötig ist, befassen sollte, wurde der OB schnell fündig. Er fragte bei Theo Wagner nach und der antwortete sofort mit einem klaren: „Mach ich!“
Gastfreundschaft sollte im Fokus stehen
„Unser Ziel war es das Motto „Zu Gast bei Freunden“ auch spürbar zu machen. Die Stadt sollte sich von ihrer besten Seite präsentieren. Und wenn wir schon keine großen Sehenswürdigkeiten zu bieten hatten, wollten wir das durch Gastfreundschaft wett machen. Und dafür wurden wir mit spannenden Momenten belohnt: Mit Mexikanern auf dem Buerschen Marktplatz, einem extra aus Ecuador eingeflogenen Flügel, an der Glückauf-Kampfbahn angeketteten Teenies mit den Telefonnummern der Eltern auf dem Arm und Schmierseife für die Dixie-Klos der Engländer“.
Die Entlglaser kommen - sorry: Die Engländer kommen!
Nach der Auslosung des Viertelfinales, das in Gelsenkirchen stattfinden sollte, geriet die Stadt in Wallung. Denn den Engländern ging ein eindeutiger Ruf voraus und es hieß: Die entglasen die Stadt!
Ein erfahrener britischer Polizist hatte zur Fantrennung angeregt und der Oberbürgermeister hatte die Devise ausgerufen, dass alle 50 Meter vom Bahnhof aus in Richtung Feldmark, wo die Engländer auf dem Gelände der Trabrennbahn das Spiel ihres Team verfolgen sollten, ein Bierwagen stehen sollte, damit die Fans gar nicht erst auf die Idee kommen, die Stadt zu entglasen.
Der englische Botschafter hatte Mitleid
„Nach dem WM-Aus der Engländer gegen Portugal hatte der englische Botschafter Mitgefühl mit mir als er sagte: „Die nehmen jetzt ihre Stadt auseinander. Ich kenne meine Landsleute!“ Ich wollte mich selbst mit Theo Wagner davon überzeugen und bin in die Gelsenkirchener City gefahren. Dort war alles friedlich und die Polizei erklärte mir, dass mein Besuch dort das größte Sicherheitsrisiko überhaupt dargestellt hätte“, kann der OB rückblickend mit einem Schmunzeln schildern.
Immer ansprechbar und sich für nichts zu schade war der Gelsenkirchener WM-Botschafter Olaf Thon, der auch der Revival-Party beiwohnte. Über ihn erzählte Dr. Helmut Hasenkox: „Olaf Thon war immer da, wenn man ihn brauchte. Aus Hamburg haben wir erfahren, dass Uwe Seeler nie da war. Und Olaf prägte das goldene Wort: Die WM ist eine Sponsoren-Veranstaltung mit der Behinderung durch Fußball.“
Und auch Hasenkox hatte eine schöne Erfahrung mit den Engländern: „Ich hatte den damaligen Polizeipräsidenten Rüdiger von Schoenfeldt gefragt, ob wir uns bei den Engländern wirklich auf Glatzköpfe mit Springerstiefeln und Tatoos einstellen müssten. Daraufhin hat er kurz nachgedacht und dann geantwortet: „Ja, aber das sind die Intellektuellen.“
Tokio Hotel in Gelsenkirchen
Ansonsten blieben dem Veranstalter vor allem die Erfahrungen rund um das Konzert von Tokio Hotel in Erinnerung: „Da waren 20.000 Kids vor Ort, rund 2.500 von ihnen haben schon tagelang vor dem Konzert vor der Glückauf-Kampfbahn kampiert. Das Konzert sorgte für einen Großeinsatz vom Roten Kreuz und den Johannitern, die 462 Jugendliche behandeln mussten. Ein Mädchen ging dabei in die Annalen ein, das sechs mal behandelt werden musste, weil es immer wieder zusammen brach. Am Ende blieben mindestens fünf Kinder unter 12 Jahren zurück, deren Eltern nicht da waren, und jede Menge Windeln, weil die jungen Damen sich damit ausgerüstet hatten, um ihren Platz vor der Bühne nicht zu verlieren. Das war eine wirklich unhygienische Geschichte.“
Der Sommer 2006 kann einfach nicht wiederholt werden
Der Geschäftsführer der emschertainment betonte rückblickend: „Wir machen heute auch noch tolle Veranstaltungen in dieser Stadt, aber das ist nicht zu wiederholen. Ich bin sehr froh und stolz, dass ich dabei sein durfte.“
Theo Wagner geht davon aus, dass der Erfolg „zu 80 Prozent der guten Planung und zu 20 Prozent dem Glück zu verdanken war“.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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