Heinz Kolb hat schon Millionen Leser erreicht
Reporter aus Leidenschaft
Seit mehr als einem Jahrzehnt schreibt Rentner Heinz Kolb für die Nachrichten-Community Lokalkompass. Im Interview spricht er über Schicksalsschläge, den Ruhrpott und die Liebe zum Schreiben.
Mit mehr als 6.000 Beiträgen hat Heinz Kolb auf der Onlineplattform Lokalkompass bereits drei Millionen Menschen erreicht. So viele wie kaum ein anderer. „Dass sich so viele Menschen für meine Artikel interessieren würden, habe ich bei meiner Anmeldung vor zehn Jahren nicht erwartet“, schmunzelt der 72-Jährige. Er freut sich darüber, dass er sein Hobby mit so vielen Gelsenkirchenern teilen kann.
Die Leidenschaft fürs Schreiben entdeckte Kolb früh. Als Kind verbrachte er viel Zeit mit seiner Urgroßmutter und Großmutter: „Die haben mir damals ständig interessante Geschichten erzählt, die ich immer aufgeschrieben habe“, erinnert er sich. In seinen vielen Ehrenämtern übernahm er dann häufig die Pressearbeit und schrieb Texte für Flyer und Webseiten. „Über die Jahre habe ich mir einen eigenen Presseverteiler aufgebaut, um immer die neuesten Informationen über Gelsenkirchen zu erhalten“, erklärt der Rentner. Als 2010 der Lokalkompass ins Leben gerufen wurde, war Kolb auf der Einführungsveranstaltung und sofort am Konzept interessiert: „Als ich nach dem Event nachhause kam, habe ich mich sofort als Bürgerreporter angemeldet und damit begonnen, meine Berichte auf der Plattform zu teilen.“
Am liebsten schreibt er über Politik und Sport, doch festlegen möchte er sich nicht: „Das wäre auf Dauer doch ganz schön langweilig“, sagt er lachend. Mit seinen Berichten ist Kolb in der Stadt sogar zu einer kleinen Berühmtheit geworden. „Wenn ich Leuten erzähle, dass ich das als Hobby mache und gar nicht beim Stadtspiegel oder einer anderen Lokalzeitung angestellt bin, können es die meisten kaum glauben“, erzählt der Bürgerreporter grinsend.
Bei der ganzen Liebe zum Pott ist es kaum zu glauben, dass Kolb gebürtig ganz woanders her kommt. Geboren wurde er 1949 in Büdingen. In der hessischen Kleinstadt ging er zur Volksschule und absolvierte eine Maurerlehre. „Nach Gelsenkirchen kam ich dann für die Liebe“, schmunzelt der 72-Jährige. In den Sechzigerjahren wurde sein Geburtsort zu einem Urlaubsort für Bergleute. Sein Schwiegervater arbeitete auf der Zeche Nordstern und verbrachte gemeinsam mit seiner Familie die Ferien vor Ort und Heinz Kolb lernte seine Tochter kennen und lieben.
Der Umzug in den Pott war mit vielen Vorurteilen verbunden. „Im Fernsehen sah man über das Ruhrgebiet nur rauchende Kamine und viel Dreck. Mehr als Kohle und Stahl konnte ich mit dem Pott nicht verbinden“, so Kolb. Einmal in Gelsenkirchen angekommen, war er von den vielen Grünflächen jedoch begeistert. „Das wusste damals kein Mensch, dass es hier so schön und grün sein kann“, sagt er.
Doch das Leben war nicht immer rosig und von vielen Schicksalsschlägen geprägt. Seinen Beruf als Maurer konnte er nach einer folgenschweren Verletzung nicht weiter ausführen. Trotz Berufungsunfähigkeit wurde seine Frührente abgelehnt und so schlug sich Kolb mit verschiedenen Jobs durch. Dann erkrankte seine erste Frau an Krebs und Kolb pflegte sie bis zum Schluss. „Ich habe viele schwierige Zeiten erlebt, die mich zu dem Menschen gemacht haben, der ich heute bin“, so der Horster. Auch die Corona-Pandemie macht dem Rentner zu schaffen. Wegen mehrerer medizinischer Vorerkrankungen ist der Rentner ein Hochrisikopatient. Das Haus verlässt er zurzeit nur zwei bis dreimal die Woche, meistens bleibt er dann im Auto, während seiner Frau die Einkäufe erledigt. „Dank meiner Tätigkeit auf Lokalkompass und den anderen Ehrenämtern, die ich von zuhause erledige, fällt mir aber nicht die Decke auf den Kopf“, berichtet Kolb.
Seit Anfang der Achtzigerjahre ist er bei den verschiedensten Vereinen und Einrichtungen ehrenamtlich tätig. Von den Falken, über Gewerkschaften und der Arbeiterwohlfahrt bis hin zur SPD, für die er viele Jahre als Wahlkampfleiter tätig war, der aktive Rentner hat schon so einiges erlebt. Seit 2011 ist er zudem als ehrenamtlicher Seniorenvertreter für die Stadt tätig und macht auch während der Pandemie weiter. „Ich habe Telefonsprechstunden, bei denen Senioren mich anrufen können und ich sie berate“, erklärt er.
Für die Zukunft wünscht sich Kolb, dass die Pandemie bald eingedämmt werden kann: „Ich hoffe, dass es schnell mit den Impfungen vorangehen kann und wir alle möglichst gesund durch die nächsten Monate kommen.“ Denn auch wenn er Zuhause einiges zu tun hat, über etwas mehr persönlichen Kontakt mit anderen Menschen würde sich der Rentner freuen. „Ich freue mich schon darauf, bald endlich wieder Presseveranstaltungen zu besuchen und mit meiner Frau gemütlich und sorgenfrei in einem Café zu sitzen“, sagt er hoffnungsvoll. Doch seine Motive sind auch altruistischer Natur, denn als Seniorenvertreter habe er immer viele Hausbesuche gemacht und Menschen vor Ort mit Anträgen und Fragen geholfen. Diese Arbeit würde er gerne fortsetzen: „Ich bin fest davon überzeugt, dass das bald wieder möglich ist, solange wir aufeinander Rücksicht nehmen und die Hoffnung nicht verlieren.“ Fotini Kouneli
Autor:Fotini Kouneli aus Gelsenkirchen |
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