Das beste Gesundheitssystem der Welt! – Wirklich?
Neujahrsempfang 2023 des Fördervereins Brustzentrum e.V. „Die Revierinitiative“

Neujahrsempfang 2023 des Fördervereins Brustzentrum e.V. „Die Revierinitiative“ | Foto: EvK
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Im Januar veranstaltete der Förderverein Brustzentrum „Die Revierinitiative“ erstmalig wieder nach zweijähriger Coronapause einen Neujahrsempfang im Hans-Sachs-Haus in Gelsenkirchen.

Seit 2004 geben hochkarätige Vortragsgäste aus der Sicht ihrer jeweiligen Disziplin wie Philosophie, Psychologie, Theologie und Medizin Anregungen zur Bewältigung schwerer Lebenskrisen und machten den Empfang zu einer Art „Institution“ in Gelsenkirchen.

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Nach vielen Jahren stand in diesem Jahr erneut die Gesundheitspolitik im Mittelpunkt des Empfangs. Die sich häufenden negativen Schlagzeilen über Missstände im Gesundheitswesen machten aus der Sicht des Vorstandes diese Themenwahl unumgänglich.
In ihrer Begrüßung hob Barbara Kols-Teichmann, Vorsitzende des Fördervereins hervor: „Seit Jahrzehnten ist Gesundheitspolitik Kostendämpfungspolitik, die die Erwartung und Bedürfnisse schwerstkranker Menschen missachtet. Doch wer lebensbedrohend erkrankt ist, sucht Heilung und Zuspruch, ein Übermaß an Wohlwollen und Betreuung. Bei einer Erkrankung wie Krebs kann der Körper nur nachhaltig heilen, wenn auch die Seele heilt.“ Bereits vor 20 Jahren ließ sich dieser ganzheitliche Ansatz im Klinikalltag nicht ausreichend integrieren. Seitdem versucht der Förderverein diese Lücke ehrenamtlich zu schließen.

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Vor allem die Coronakrise zeigte Deutschland die Schwachstellen im Gesundheitssystem auf. Bis heute sind die Kliniken und Arztpraxen überlastet, das Personal erschöpft und die Betten nicht ausreichend. Zu Recht stellt sich die Frage nach der Versorgungsqualität und ob sie noch konstant gewährleistet werden kann. „Brauchen wir nicht auch eine Zeitwende im Gesundheitswesen?“ fragte Dr. Abdallah Abdallah, Leiter des Brustzentrums Ruhrgebiet in seiner Ansprache. Denn Zentralisierung bewirke noch keine gute Medizin. Es brauche vielmehr personelle und finanzielle Ressourcen für medizinische Qualität.

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In seinem Vortrag zum Thema „Wir haben das beste Gesundheitssystem der Welt! – Wirklich? Gedanken zur Situation und Zukunft der Versorgungsqualität“ skizzierte Festredner Univ.- Prof. Dr. Dr. Wilfried von Eiff zunächst wesentliche weltpolitische und innerdeutsche Faktoren, um deren Einfluss auf das deutsche Gesundheitssystem zu verdeutlichen. Prof. Wilfried von Eiff ist Leiter des Centrums für Krankenhaus-Management (Münster) sowie Academic Director am Center for Health Care Management and Regulation an der HHL Leipzig Graduate School of Management.
Als kompetenter Kenner des deutschen Krankenhaus- und Gesundheitssystems beleuchtete er dann kritisch gesundheitspolitische Entscheidungen der letzten Jahre und Jahrzehnte, deren negative Auswirkungen sich nun deutlich zeigten. So sei z. B. das System der Fallpauschalen nicht grundsätzlich falsch gewesen. Es hätte aber nicht als Sparmodell missbraucht werden dürfen. Er ermunterte Krankenhäuser gegenüber Politik und Öffentlichkeit darzulegen, dass sie durch ihre derzeitige Besteuerung die staatlichen Zuschüsse quasi selbst finanzierten. Kritisch sah er, auf Marktmechanismen zu setzen, obwohl es im Gesundheitssystem den hierfür unabdingbaren souveränen Konsumenten nicht geben könne und gleichzeitig starke Regulierungen vorgenommen worden sein und werden, wie beispielsweise bei Medikamenten.
Die Perspektiven im Gesundheitswesen sah er nur dann positiv, wenn die jetzige Prämisse der Kostenneutralität bei den anstehenden Reformen aufgegeben werde. Zudem müssten staatliche Vorgaben Käufe ausländischer Investoren von Krankenhäusern und Arztpraxen regulieren. Nach seinem Vortrag beantwortete er zahlreiche Fragen des interessierten Publikums.
Die Big Band der städtischen Musikschule unter der Leitung von Johannes Nebel sorgte für einen musikalischen Rahmen der Veranstaltung.

Über den Förderverein Brustzentrum e.V. „Die Revierini-tiative“

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Im Jahr 2003 gründeten erkrankte Frauen und Angehörige von Brustkrebspatientinnen gemeinsam mit Dr. Addallah Abdallah, dem jetzigen Leiter des Brustzentrums Ruhrgebiet und Chefarzt der Klinik für Senologie am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen, den Förderverein Brustzentrum e.V. "Die Revierinitiative“. Im vereinseigenen Beratungszentrum „Knotenpunkt“ reichen die Angebote vom Frühstückskaffee über themenbezogene Gesprächskreise, Sportkurse, Schnupperstunden zum Malen sowie u.a. Yoga, Qi Gong und Kosmetikseminaren bis zu Infoveranstaltungen mit Ärzt:innen und anderen Expert:innen. Junge Familien mit ihren Kindern betreut das Mam(m)a-Café und eine Familien- und Kinderpsychologin. Zudem besuchen selbsterkrankte Frauen Patientinnen auf der Station der Senologie.
Ergänzt werden diese Angebote durch regelmäßige jährliche Großveranstaltungen wie Brustkrebsläufe, Onko-Wellness-Tage mit unterschiedlichen Workshops, Patientenseminare und Neujahrsempfänge.
Neben der intensiven menschlichen Begleitung von Brustkrebspatientinnen sind ein weiterer Schwerpunkt der Arbeit des Fördereins Spenden an die Senologie für spezielle medizinische Geräte. Das Spendenaufkommen hat im Jahr 2022 die 100.000 Euro-Marke überschritten.
Über das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen
Das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen führt mit seinen rund 1.160 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Einrichtung des Diakoniewerkes Gelsenkirchen und Wattenscheid jährlich ca. 17.000 stationäre und 75.000 ambulante Behandlungsmaßnahmen durch. Patientinnen und Patienten werden auf der Grundlage des christlichen Verständnisses individuell, engagiert und kompetent behandelt, gepflegt und betreut. Für das gesamte Behandlungsspektrum stehen insgesamt 442 Betten zur Verfügung, die sich auf 20 Stationen und 16 Kliniken verteilen. Als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen werden zudem Medizinerinnen und Mediziner von morgen ausgebildet.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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