Lese-Stunde der besonderen Art

Die Geschichte von Finja und ihrem Bruder Jo schlug die Schüler ebenso in ihren Bann wie die von Vincent, der auf der Suche nach seinem Vater ist. Fotos: SiSo
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  • Die Geschichte von Finja und ihrem Bruder Jo schlug die Schüler ebenso in ihren Bann wie die von Vincent, der auf der Suche nach seinem Vater ist. Fotos: SiSo
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Inge Meyer-Dietrich ist dreifache Mutter und ebenso dreifache Großmutter und sie liebt Bücher. Dabei liest sie nicht nur ihren eigenen Kindern gern vor, sondern schreibt auch jede Menge Kinderbücher und sagt selbst, dass sie das Schreiben zum Leben braucht. Ein wenig von dieser Liebe zum Schreiben und den gedruckten Werken vermittelte sie nun den Schülern der Sternschule.

Lesewoche an der Grundschule

Alle Jahre wieder findet an der Sternschule eine Lesewoche statt. In dieser Woche lernen die Kinder verschiedenste Druckwerke kennen, präsentieren im schulinternen Lesewettbewerb ihr Können und versuchen sich selbst am Schreiben von Geschichten, die unter anderem in einem Buch für die nächsten Erstklässler veröffentlicht werden. In diesem Jahr erlebten sie aber auch eine echte Kinderbuch-Autorin, die ihnen nicht nur einige Ausschnitte aus ihren Werken vorlas, sondern auch die Fragen der Schüler beantwortete.
Als Lehrerin Sabine Wild die Gast-Vorleserin Inge Meyer-Dietrich vorstellte und dabei verriet, dass sie nicht nur vorlesen kann, sondern auch selbst Bücher schreibt, war im Musikraum der Sternschule das ein oder andere „cool!“ zu hören.
Zur Einstimmung trug die Autorin das Gedicht „Traumbuch“ vor, in dem es um einen Vogel geht, dem das Lesen eines Buches regelrecht Flügel verleiht. Und sie erläuterte den Grundschülern auch, woher die Idee zu dem Gedicht stammte.
„Ich saß an einem heißen Sommertag an meinem Schreibtisch und blickte aus dem Fenster. Da beobachtete ich einige Vögel, die sich im Schatten des Laubes auf einem Ast des Baumes vor meinem Fenster tummelten. Ich habe sie beneidet, weil sie so frei sind und fliegen können“, schilderte die Gelsenkirchenerin.
Ihre Lesung begann die Autorin mit einem Auszug aus „Ein Stern für Finja“. Finja ist das älteste von drei Kindern einer Familie, die das Haus einer verstorbenen Tante geerbt hat. Ein großes Haus, das aber auch renovierungsbedürftig ist. Dafür verfügt es aber auch über einen großen Garten mit einem Teich und Seerosen, Apfelbäumen und mehr.
Trotzdem hat Finja manchmal Heimweh nach ihrer alten Schule und ihrer besten Freundin. Als sie gerade in ihrem Zimmer sitzt, hört sie plötzlich Geräusche auf dem Dachboden und stutzt, denn den Kindern ist es verboten, den Dachboden zu betreten und die Eltern sind außer Haus. Woher also kommen die Geräusche?
Hilferufe locken Finja zur Dachluke und als sie die Stimme ihres Bruders erkennt, steigt sie die Treppe hinauf und entdeckt ein wahres Paradies von Schätzen, die die Tante aufbewahrt hatte. Da gibt es einen goldenen Spiegel, einen uralten Koffer, der sich einfach nicht öffnen lassen will und eine Sternwarte. Die Geschwister beschließen, dass sie bald mal wieder einen Ausflug auf den Dachboden unternehmen wollen, aber das bleibt ihr Geheimnis.
Die Schüler verfolgten gebannt die Geschichte und wollten wissen, wie Inge Meyer-Dietrich auf die Idee zu „Ein Stern für Finja“ gekommen ist. „Ich habe selbst drei Kinder und Enkel und habe das Buch mit meiner Tochter Anja gemeinsam geschrieben. Wir mögen beide Sterne und haben schon früher im Urlaub gern die Sternbilder am Nachthimmel betrachtet. Ansonsten ist aber alles erfunden, sowohl die Namen der Kinder als auch die verstorbene Tante Helene“, verriet die Autorin.
Wer denn die Bilder für die Buchcover entworfen hat, interessierte die Schüler und Inge Meyer-Dietrich schilderte, dass es immer andere Zeichner dafür gebe. „Aber es gibt eine Künstlerin, die selbst Kinder hat und immer eine tolle Idee auf Lager hat“, lachte die Gelsenkirchenerin.
„Schreibst Du zuerst mit Bleistift Deine Bücher vor?“, fragte eine Schülerin der dritten Klasse. „Ja schon. Ganz am Anfang einer neuer Idee, sammle ich meine Stichpunkte in einem dicken Heft. Das sind dann aber noch keine Sätze, sondern nur Ideen zu den Figuren. Später setze ich mich dann an den Computer und entwickele die Kapitel“, erklärte die Autorin, die auch die Arbeit der Lektoren erläuterte und den Schülern schilderte, dass ein „Verlag eine Fabrik für Bücher“ ist.
Auf die Frage, welches Buch ihr am meisten Spaß gemacht habe, fand die Gelsenkirchenerin schnell eine Antwort, denn es war natürlich „Ein Stern für Finja“, weil sie es gemeinsam mit ihrer Tochter geschrieben hat.
Ein praktisch veranlagter Schüler interessierte sich dafür, ob man auch Geld mit dem Bücherschreiben verdienen kann? „Tja, das ist so eine Sache. Manchmal verdient man 10, manchmal 30 Cent an einem Buch und bestenfalls mal einen Euro. Vom Schreiben leben können nur Bestseller-Autoren. Wisst Ihr was das ist? Das sind die, deren Bücher in den Buchhandlungen in großen Stapeln angeboten werden. Die haben dann auch meist Erfolge in anderen Ländern und verdienen so ihr Geld. Ich selbst veranstalte oft Schreibwerkstätten mit jungen Leuten und dabei entstehen auch schon mal Bücher“, schilderte die Autorin.
Die schilderte den Schülern auch, dass sie schon mit fünf Jahren angefangen hatte, für sich selbst kleine Geschichten aufzuschreiben. Da ihre Mutter häufig krank und sie auf sich allein gestellt war, beschäftigte sie sich so. Ihre Eltern hatten ihr oft vorgelesen und so ihre Liebe zu den geschriebenen Worten entfacht. Als sie acht Jahre alt war, starb ihre Mutter und sie lebte von da an bei einer Tante, die lieber strickte als zu lesen.
Doch die kleine Inge hat ihre Liebe zu den Büchern nicht verloren und immer geschrieben „und wenn es nur ein Tagebuch war“. Später hat sie dann für ihre eigenen Kinder kleine Geschichte geschrieben und mit 40 Jahren wurde sie zu einer richtigen Autorin.
Heute, mit 72 Jahren, kann sie auf mehr als 30 Bücher zurückblicken, die für die verschiedensten Altersklassen von Leseanfängern bis hin zu Erwachsenen ihre Fans haben.
Stolz machte sie die Viertklässler, die an dem Buch für die neuen i-Dötzchen mitgewirkt haben, als sie sagte: „Dann sind wir ja Kollegen!“

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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