Gefahrenquelle Kindertrampolin
Kinder in Gelsenkirchen sind beim Trampolinspringen besonders gefährdet

Trampolinspringen steht bei Kindern in Gelsenkirchen weiterhin hoch im Kurs. Aufgrund erhöhter Verletzungsgefahr sollten Kinder allerdings erst mit sechs Jahren springen dürfen.  | Foto: Foto: AOK/hfr.
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Gelsenkirchen, Kindertrampoline sind der große Renner bei Kindern in Gelsenkirchen. In vielen Gärten sind die Geräte zu sehen.

Hüpfen macht gute Laune und die Kinder können sich dabei auspowern. Doch nicht selten endet der Spaß leider mit schmerzhaften Folgen. Deutsche Kinder- und Jugendmediziner warnen, dass Trampolinspringen für Kinder gefährlich sein kann. AOK-Serviceregionsleiter Jörg Kock macht auf eine Zunahme der Unfälle aufgrund der wachsenden Beliebtheit dieser Freizeitaktivität aufmerksam. „Zur Sicherheit sollte beim Trampolinspringen deshalb immer eine erwachsene Aufsichtsperson dabei sein. Für Kinder unter sechs Jahren ist das Trampolinspringen noch nicht geeignet. Wenn Eltern ein Trampolin in ihrem Garten oder im Haus aufstellen, sollten sie auch darauf achten, dass sich im Umfeld nichts Scharfkantiges oder Hartes befindet – auch keine Bäume und Zäune.“

Wie Flummis fliegen die Kinder mit jedem Sprung durch die Luft, die Haare wehen, im Bauch schlagen Schmetterlinge Purzelbäume. Sie jauchzen vor Vergnügen, feuern sich gegenseitig an, noch höher zu springen – das Hüpfen ist ein Riesenspaß. „Viele Familien, die einen Garten haben, schaffen sich irgendwann auch ein Trampolin an. Immer mit den besten Absichten, denn schließlich verbindet das Springen auf dem elastischen Untergrund Bewegung und Spaß perfekt miteinander und fördert die motorische Entwicklung von Kindern. Es stärkt die Muskulatur, und fördert die koordinativen Fähigkeiten und Ausdauer – und baut sogar auch Stress ab“, sagt AOK-Spezialistin für Bewegung Nicola Martens.

Trotz dieser positiven Effekte springt jedoch immer die Gefahr mit: „Das Trampolin ist ein Sportgerät. Wird es falsch genutzt, steigt leider die Verletzungsgefahr. Zu den häufigsten Verletzungen gehören zum Beispiel Knochenbrüche an Sprunggelenken, Oberschenkeln oder Armen, Frakturen entlang der Wirbelsäule oder Schädel-Hirn-Traumata", sagt Martens. Derart schwere Verletzungen machen etwa 28 Prozent der Trampolinunfälle bei Kindern bis 18 Jahre in Deutschland aus. Dies ergab der im Jahr 2021 durchgeführte Monitor der Deutschen Gesellschaft für Orthopädie und Unfallchirurgie (DGOU). Zu den leichteren Verletzungen mit einem Anteil von etwa 72 Prozent gehören vor allem Verstauchungen, Prellungen und leichte Gehirnerschütterungen. Die Unfälle passieren, weil oft mehrere Kinder gemeinsam wild durcheinander auf dem Trampolin hüpfen. „Jedes Kind hat einen anderen Sprungrhythmus. Durch die Schwingung des Sprungtuchs werden die Sprünge unkontrollierbar, die Kinder stürzen oder stoßen stark zusammen", erklärt Martens.

Aus der Unfallstatistik resultiert somit auch die wichtigste Verhaltensregel: „Es springt immer nur ein Kind auf dem Trampolin. Das gilt für das Trampolin im Garten, in einer Trampolinhalle und auch auf Indoorspielplätzen", sagt Martens. Die DGOU empfiehlt außerdem, dass Kinder im besten Fall erst ab einem Alter von sechs Jahren auf dem Trampolin springen. Tatsächlich sind ausgerechnet die Jüngsten besonders verletzungsgefährdet, wie das Robert-Koch-Institut (RKI) in einer Erhebung 2016 feststellte. Demnach ist das Trampolinspringen bei den Drei- bis Sechsjährigen eine der häufigsten Unfallursachen bei der Nutzung eines Sport- oder Freizeitgerätes. „Jüngere Kinder haben noch einen anderen Körperschwerpunkt, der Kopf ist im Verhältnis zum Körper zu groß, sie sind den Kräften, die beim Springen entstehen, noch nicht gewachsen", erklärt die AOK-Spezialistin für Bewegung. „Außerdem sind die Knochen jüngerer Kinder nicht hart genug. Knicken sie um oder stoßen zusammen, können sie sich schneller etwas brechen."

Besonders unfallgefährdet sind die Kleinen, wenn sie zusammen mit älteren Kindern hüpfen. „Die jüngeren Kinder werden durch die Sprungkraft der älteren Kinder unkontrollierbar hoch katapultiert", so Martens. Doch auch die älteren Kinder verletzen sich häufig. Bei jeder dritten Verletzung bei Unfällen von elf- bis -13-Jährigen im Zusammenhang mit Sport- und Fitnessgeräten handelt es sich laut RKI um einen Trampolinunfall. Außerdem verletzen sich Mädchen deutlich häufiger beim Trampolinspringen, nur ein Drittel dieser Patienten sind Jungen. Dafür ist bei denen dann eher auch etwas gebrochen. Vermutlich sind Jungen risikobereiter und springen eher intensiver - mit den entsprechenden Folgen.

AOK-Spezialistin für Bewegung Nicola Martens warnt insbesondere vor Verletzungs-Risiken. Zu den häufigsten Verletzungen beim Trampolinspringen gehören Knochenbrüche an Sprunggelenken, Oberschenkeln oder Armen, Frakturen entlang der Wirbelsäule oder Schädel-Hirn-Traumata. | Foto: Foto: AOK/hfr.
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Mit ein paar Verhaltensregeln lässt sich Unfällen gut vorbeugen. Eltern sollten die Kinder beim Springen beaufsichtigen und darauf achten, dass immer nur ein Kind springt. Sie sollten ältere Kinder in die Regel-Gestaltung mit einbinden und einschreiten, wenn es zu wild wird. Ein absolutes Tabu auf dem Sprungfeld sind Schuhe, Spielsachen, Getränke und Lebensmittel (Verschluckungsgefahr). „Um das Risiko des Umknickens zu minimieren, sollten die Kinder barfuß oder in Socken, am besten mit Anti-Rutsch-Noppen, auf dem Trampolin hüpfen“, empfiehlt Martens.

Die Sicherheit beginnt bereits beim Kauf eines Trampolins. Es sollte unbedingt über ein Sicherheits-Zertifikat (EU-Norm DIN EN 71-14 oder GS-Zeichen) und über ein Sicherheitsnetz verfügen.

Trampolinspringen steht bei Kindern in Gelsenkirchen weiterhin hoch im Kurs. Aufgrund erhöhter Verletzungsgefahr sollten Kinder allerdings erst mit sechs Jahren springen dürfen.  | Foto: Foto: AOK/hfr.
AOK-Spezialistin für Bewegung Nicola Martens warnt insbesondere vor Verletzungs-Risiken. Zu den häufigsten Verletzungen beim Trampolinspringen gehören Knochenbrüche an Sprunggelenken, Oberschenkeln oder Armen, Frakturen entlang der Wirbelsäule oder Schädel-Hirn-Traumata. | Foto: Foto: AOK/hfr.
Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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