Stadt Gelsenkirchen engagiert sich weiter gegen verwahrloste Immobilien
Jetzt verschwinden gleich drei Schandflecken in Bismarck / Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Das wird das Wohnumfeld deutlich verbessern“

Oberbürgermeisterin Karin Welge | Foto: (c) Stadt Gelsenkirchen
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Den Nachbarn waren die Häuser Ferdinandstraße 14, Robergstraße 10 und 12 in Bismarck schon lange ein Dorn im Auge: Die Gebäude waren verwahrlost und das Umfeld vermüllt. Auch im Inneren wiesen sie erhebliche bauliche Mängel wie Feuchtschäden und unbrauchbare Installationen auf. Jetzt werden die Häuser endlich abgerissen. Die Entkernung im Inneren hat bereits begonnen in Kürze werden schwere Baumaschinen den Abriss vorantreiben.

Oberbürgermeisterin Karin Welge: „Das ist eine gute Nachricht für die Menschen in Bismarck. In den vergangenen Jahren hat die Stadt über ihre Tochtergesellschaften bereits zahlreiche Schrottimmobilien aufgekauft und viele von ihnen auch abgerissen. Gelsenkirchen ist beim Kauf von Problemimmobilien seit vielen Jahren Vorreiter im Land NRW. Insgesamt wurden bereits über 50 Immobilien erworben. Ich bin sicher, dass sich das Wohnumfeld in Bismarck ein Stück weit verbessern wird. Wir werden hier als Stadt unserer sozialen Verantwortung gegenüber den Bewohnern und Nachbarn gerecht. Wenn die Angebote mit schlechtem Standard vom Markt verschwinden, stabilisiert sich auch der Mietmarkt.“

Dem Abriss in Bismarck waren umfangreiche Einsätze der städtischen Ordnungskräfte und parallele Verhandlungen durch die Stadterneuerungsgesellschaft Gelsenkirchen SEG und die stadteigene Wohnungsbaugesellschaft ggw vorausgegangen. Durch dieses gebündelte Engagement konnten die Gebäude letztlich erworben und der Abbruch initiiert werden. Die Rückbau der Gebäude ist eingebettet in eine Gesamtstrategie: Bereits Ende des vergangenen Jahres wurden durch die ggw drei Gebäude an der Kurt-Schumacher-Straße entfernt. Diesen folgten Anfang des Jahres bereits drei Abbrüche der SEG in Schalke-Nord und an der Bochumer Straße in Ückendorf.

Erst kürzlich hatte die Oberbürgermeisterin Karin Welge den Start von Pilotprojekten angekündigt, und ein Bündel von Maßnahmen vorgestellt, mit dem die Stadt Gelsenkirchen in den kommenden Monaten auf die Herausforderungen durch die Zuwanderung aus Südosteuropa reagieren wird. Der Abriss der Problemimmobilien in Bismarck ist Teil dieser Initiative. Welge: „Hier ist die Stadt Gelsenkirchen in einem guten Austausch mit NRW-Bauministerin Ina Scharrenbach. Zudem wollen wir privates Engagement unterstützen. In den vergangenen Monaten haben Privatleute bereits ihre Bereitschaft signalisiert, Schrottimmobilien in ihrer Nachbarschaft zu kaufen, um das Wohnumfeld zu stabilisieren. Dieses bürgerschaftliche Engagement wollen wir künftig finanziell unterstützen und haben entsprechende Mittel in den Haushalt eingestellt, der am kommenden Donnerstag verabschiedet wird.“

Hintergrund: Die Ursache für die verwahrlosten Häuser ist vor allem darin zu sehen, dass durch den Bevölkerungsrückgang in den vergangenen Jahrzehnten immer mehr Wohnungen in Gelsenkirchen leer stehen. Die Stadt Gelsenkirchen schätzt die Zahl der nicht mehr benötigten Wohnungen inzwischen auf rund 9.000. Rund zwei Drittel hiervon sind durch ihren Zustand oder ihre Lage auch dauerhaft nicht mehr seriös zu vermieten. Hierdurch wird der Mietwohnungsmarkt in einigen Teilen der Stadt so stark beeinträchtigt, dass sich die Hauseigentümer notwendige Instandhaltungen sparen und stattdessen an sozial schwache Menschen vermieten, die an anderer Stelle keinen Wohnraum bekommen. Stadtbaurat Christoph Heidenreich: „Insgesamt müssen wir die Menge der nicht vermietungsfähigen und nicht bewohnbaren Wohnungen verringern um den Wohnungsmarkt zu bereinigen. Gleichzeitig sorgen wir aber auch für gute Wohnungsangebote im sanierten Altbaubestand oder durch Neubau. Unser Ziel ist es, in den nächsten zehn Jahren, die nicht mehr marktgängigen Wohnungen entweder aufzuwerten oder abzureißen.“

Um dieses Problem anzugehen kaufen ggw und SEG nach und nach Problemhäuser auf. Insgesamt konnten schon 50 Häuser erworben werden. Viele davon an der Bochumer Straße in Ückendorf, aber auch in anderen Stadtteilen, wie Bismarck, Rotthausen und Schalke-Nord sind die Partner aktiv. Der Umgang mit diesen Immobilien ist schwierig und langwierig, denn die Häuser befinden sich in privatem Besitz. Sofern es möglich ist Problemhäuser zu kaufen, werden diese je nach Zustand und Lage entweder wieder modernisiert oder wie in dem aktuellen Fällen abgebrochen. Die freien Flächen können dann wieder bebaut oder als Freifläche genutzt werden.

Bund und Land unterstützen die Maßnahmen mit 12 Millionen Euro im so genannten „Modellvorhaben für Problemimmobilien“. Weitere Fördermittel stehen in den einzelnen Stadtteilen über die Stadterneuerungsmaßnahmen zur Verfügung bzw. werden beantragt. Für Schalke und die Bochumer Straße sind weitere rund 2 Millionen Euro bewilligt worden. Die Stadt Gelsenkirchen schätzt, dass mit den bewilligten Fördermitteln rund 30 Häuser abgerissen oder modernisiert werden können. Ergänzt werden die Mittel durch eigene Gelder von Stadt, ggw und SEG.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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