Begleitende psychiatrische Behandlung bei Krebs
Evangelisches Klinikum Gelsenkirchen startet neues Department für Psychoonkologie zur ganzheitlichen Versorgung von Krebspatient*innen
Eine Krebsdiagnose kann ein schwerer Schock sein und psychische Erkrankungen auslösen oder verstärken. Um Betroffene neben der onkologischen Behandlung auch seelisch behandeln zu können, gibt es am Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen (EVK) seit Anfang November ein neues Departement für Psychoonkologie.
Wer die Diagnose Krebs erhält, wird oftmals überraschend mit der Endlichkeit des eigenen Lebens konfrontiert. Das kann z. B. eine reaktive Depression hervorrufen oder eine bereits bestehende psychische Erkrankung verstärken. Für Krebspatient*innen kann eine zusätzliche psychotherapeutische Behandlung daher nützlich sein. Um diese noch besser zu gewährleisten, hat das EVK ein neues Department für Psychoonkologie gegründet, dass es in dieser Form bislang nur in wenigen Kliniken gibt.
Das Department für Psychoonkologie gliedert sich an die Klinik für Seelische Gesundheit an. Die ärztlichen und pflegerischen Teams auf der Station sind auf alle Arten von seelischen Erkrankungen spezialisiert. Sie fungieren als eine Art „doppelter Boden" für die Krebspatient*innen, fangen sie in dieser schweren Zeit auf und konzipieren ein individuelles Behandlungskonzept.
Am EVK arbeiten bei der Behandlung von Krebspatient*innen schon heute verschiedene Fachdisziplinen wie Senologie, Chirurgie, Onkologie, Radiologie, Strahlentherapie und Psychiatrie eng unter einem Dach zusammen. Das neue Department für Psychoonkologie ermöglicht zukünftig eine noch engere interdisziplinäre Zusammenarbeit. „Alle Expertinnen und Experten können „um ein Bett herum" agieren und gewinnen ein schärferes Bewusstsein für die Auswirkungen, die die Krebserkrankung mit sich bringt", erklärt Prof. Dr. Peer Abilgaard, Chefarzt der Klinik für Seelische Gesundheit. So können beispielsweise Therapieformen oder Pharmakotherapien zur Behandlung der Psyche ideal auf die Krebsmedikamente abgestimmt werden.
Nicht alle Krebspatient*innen benötigen eine psychologische Behandlung. Wie sehr eine Person von einer körperlichen Erkrankung auch psychisch mitgenommen wird, kann von verschiedenen Faktoren wie persönlicher Resilienz, Optimismus oder haltgebenden Menschen im eigenen Umfeld abhängig sein.
Zu Beginn der Krebstherapie und während des weiteren Behandlungsverlaufs beurteilen die behandelnden Onkolog*innen, Psychotherapeut*innen und Psychoonkolog*innen im EVK, ob auch eine psychiatrische Therapie sinnvoll ist. Betroffene können dann von nun an im Department für Psychoonkologie behandelt werden.
Auf die ganzheitliche Behandlung von Krebspatient:innen legt auch Dr. Abdallah Abdallah, Chefarzt der Klinik für Senologie / Brustzentrum Ruhrgebiet schon seit vielen Jahren wert. Seinen Brustkrebspatient*innen steht beispielsweise täglich eine Psychoonkologin zur Seite und ein Förderverein bietet u. a. Gesprächskreise mit anderen Betroffenen an. „Die jahrelange Erfahrung hat mir gezeigt, dass Krebs Auswirkungen auf alle Lebensbereiche der Patientinnen und Patienten hat. Daher freue ich mich, dass wir mit dem neuen Department für Psychoonkologie die onkologische und psychiatrische Therapie enger verzahnen sowie Ängste und Unsicherheiten abbauen und so schließlich die Lebensqualität der Patientinnen und Patienten erhöhen können", so Dr. Abdallah.
Auch nach dem stationären Aufenthalt unterstützt das Klinikum die Krebspatient*innen weiter. Das EVK kooperiert mit einem großen Netzwerk an ambulanten Onkolog*innen, Psychotherapeut*innen, Psychoonkolog*innen und empfiehlt Selbsthilfegruppen.
Über das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen
Das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen führt mit seinen rund 1.080 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Einrichtung des Diakoniewerkes Gelsenkirchen und Wattenscheid jährlich ca. 17.000 stationäre und 75.000 ambulante Behandlungsmaßnahmen durch. Patientinnen und Patienten werden auf der Grundlage des christlichen Verständnisses individuell, engagiert und kompetent behandelt, gepflegt und betreut. Für das gesamte Behandlungsspektrum stehen insgesamt 445 Betten zur Verfügung, die sich auf 20 Stationen und 16 Kliniken verteilen. Als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen werden zudem Medizinerinnen und Mediziner von morgen ausgebildet.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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