Unter den wachsamen Augen von CORI
Evangelisches Klinikum Gelsenkirchen nutzt als eine der ersten Kliniken deutschlandweit neuartiges Robotersystem für Implantation von Knie-Prothesen

Der Operateur vermisst zunächst das Knie des Patienten mit einem „Taster“. Aus den so gewonnenen, individuellen Daten erstellt ein Computer ein virtuelles 3D-Modell des Knies.
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  • Der Operateur vermisst zunächst das Knie des Patienten mit einem „Taster“. Aus den so gewonnenen, individuellen Daten erstellt ein Computer ein virtuelles 3D-Modell des Knies.
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Seit rund einem halben Jahr steht im Evangelischen Klinikum Gelsenkirchen (EVK) bei Knie-Operationen ein Roboter neben den Operateuren am OP-Tisch. Die Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie setzt mithilfe des Robotersystems CORI künstliche Kniegelenke ein – und nutzt die fortschrittliche Technik als eine der ersten Kliniken deutschlandweit.

Ein künstliches Kniegelenk einzusetzen, erfordert Präzisionsarbeit. Je passgenauer eine Endoprothese (ein Implantat, das dauerhaft im Körper verbleibt und ein beschädigtes Gelenk ersetzt) sitzt, desto schmerzfreier können sich die Patient:innen langfristig bewegen. Mit dem CORI-System der Firma Smith & Nephew kann das EVK-Team Teil- und Vollprothesen individueller anpassen und präziser einsetzen. „Wir können insgesamt viel gewebeschonender operieren und die Wahrscheinlichkeit für Bänderverletzungen deutlich senken“, berichtet Dr. Stephan Schmidt, Chefarzt der Klinik für Orthopädie und Unfallchirurgie. „Die ersten OPs haben vielversprechende Ergebnisse geliefert.“

Vor dem Einsetzen: Simulation am virtuellen 3D-Modell

Bei einem Standardverfahren ohne Robotersystem wird anhand von Röntgenbildern vor der OP entschieden, wo die Prothese sitzen soll. Mithilfe von mechanischen Ausrichtungs-instrumenten wird diese dann während der OP positioniert. Das kann mitunter zu Ungenauigkeiten beim Sitz der Prothese führen.

Die roboterassistierte OP-Methode mit dem CORI-System ermöglicht es hingegen, den Sitz der Prothese schon vor dem tatsächlichen Einsetzen virtuell zu simulieren. Dafür vermisst der Operateur zunächst das Kniegelenk des Patienten mit einem „Taster“, der mit einem Computer verbunden ist. Aus den Daten erstellt der Computer ein virtuelles 3D-Modell des Knies – ganz individuell für den jeweiligen Patienten. Der Operateur kann dann an einem Bildschirm an dem 3D-Modell bestimmen, wie die Prothese später sitzen soll. Vorteil dieser Methode: Das virtuelle Modell zeigt nicht nur an, wie die Prothese im liegenden Zustand sitzt, sondern auch, wie sie sich bewegt, wenn der Patient später läuft oder das Knie beugt. Durch diese Simulation können Prothesen in Standardgrößen individuell auf die jeweilige Beschaffenheit des Knies eines Patienten angepasst werden und sollen so eine noch bessere Funktion gewährleisten.

 Vor dem tatsächlichen Einsetzen der Prothese kann der Operateur am virtuellen Modell bestimmen, wie die Prothese später sitzen soll – das sorgt für eine hohe Passgenauigkeit. (Foto: EVK) | Foto: (Foto: EVK)
  • Vor dem tatsächlichen Einsetzen der Prothese kann der Operateur am virtuellen Modell bestimmen, wie die Prothese später sitzen soll – das sorgt für eine hohe Passgenauigkeit. (Foto: EVK)
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Höchste Sicherheit beim Gelenk-Einsatz

Hat der Operateur festgelegt, wie die Prothese sitzen soll, beginnt die eigentliche OP. Bevor eine Prothese eingesetzt werden kann, muss beschädigter Knochen entfernt werden. Das CORI-System gewährleistet hier höchste Sicherheit: Zum Abtragen des Knochens nutzt der Operateur ein robotergestütztes Handstück mit chirurgischer Säge, die sich nur dann bedienen lässt, wenn sie millimetergenau an die richtige Stelle gehalten wird. Vom Sägen bis zum Einsetzen der Prothese lassen sich alle Arbeitsschritte live am 3D-Modell auf dem Bildschirm verfolgen.

„Die OP wird immer noch vom Menschen selbst geleitet, aber das Robotersystem ermöglicht eine so präzise und vor allem sichere Durchführung, wie es kein Mensch mit den bisher zur Verfügung stehenden Werkzeugen schaffen würde“, erklärt Dr. Schmidt.

Der Einsatz von künstlichen Kniegelenken gehört den häufigen chirurgischen Eingriffen. Insbesondere in der alternden Gesellschaft wird die Zahl der erforderlichen künstlichen Gelenke in den nächsten Jahren deutlich steigen. Da weder CT- noch MRT-Aufnahmen für die Nutzung des CORI Systems erforderlich sind, wird die Strahlenbelastung für Patient:innen, im Vergleich zu anderen Systemen, deutlich reduziert.

Postoperative Überprüfung des Bewegungsausmaßes.  | Foto: (Foto: EVK)
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Über das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen

Das Evangelische Klinikum Gelsenkirchen führt mit seinen rund 1.080 Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern als Einrichtung des Diakoniewerkes Gelsenkirchen und Wattenscheid jährlich ca. 18.000 stationäre und 62.000 ambulante Behandlungsmaßnahmen durch. Patientinnen und Patienten werden auf der Grundlage des christlichen Verständnisses individuell, engagiert und kompetent behandelt, gepflegt und betreut. Für das gesamte Behandlungsspektrum stehen insgesamt 445 Betten zur Verfügung, die sich auf 20 Stationen und 16 Kliniken verteilen. Als akademisches Lehrkrankenhaus der Universität Duisburg-Essen werden zudem Medizinerinnen und Mediziner von morgen ausgebildet.

Autor:

Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen

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