Gedenkbuch erinnert an die jüdischen Opfer der NS-Zeit
Eine neue Datenbank des Instituts für Stadtgeschichte erleichtert Recherchen
Ein neues Gedenkbuch erinnert an die jüdischen Menschen, die zwischen 1933 und 1945 in Gelsenkirchen von den Nationalsozialisten ermordet wurden. Am Dienstag, 25. August, wurde das Buch im Ratssaal des Hans-Sachs-Hauses offiziell an Oberbürgermeister Frank Baranowski übergeben.
Es war der Gelsenkirchener Hobby-Historiker Karl-Heinz Rotthoff, der die Idee zu dieser Publikation hatte und jahrelang recherchierte, Namen und Schicksale zusammentrug und gemeinsam mit der Grafikerin Nicole Cub und dem Buchbinder Dietmar Klein zu einem Buch ausarbeitete. „Ich möchte, dass die Opfer der NS-Zeit in Gelsenkirchen nicht vergessen werden. In diesem Gedenkbuch sind die Namen und die Daten aller jüdischen Gelsenkirchener Opfer des Holocaust erstmals vereint, bislang wurden die Listen der jüdischen ungarischen Zwangsarbeiterinnen und der jüdischen Bürger dieser Stadt getrennt voneinander gezählt“, erklärte Karl-Heinz Rotthoff, der zudem betonte, dass sich bei der Recherche höhere Opferzahlen als bislang bekannt ergeben hatten. Rotthoff stellte ihren Namen und Daten jüdisch-religiöse Elemente wie Schma Jisrael, das jüdische Glaubensbekenntnis, zur Seite.
Erinnerung an die Einzelschicksale
Oberbürgermeister Frank Baranowski nahm das Buch während einer Feierstunde im Ratssaal entgegen und dankte Karl-Heinz Rotthoff für seine unermüdlichen Recherchen. „Dieses Gedenkbuch macht deutlich: Hinter der enormen Zahl an Opfern nationalsozialistischer Gewalt standen Menschen, Individuen, Personen wie Sie und ich. Eine einzelne Frau, ein einzelner Mann, ein Kind, ein Jugendlicher. Dieses Buch gibt uns die Chance, uns mit den einzelnen Personen zu beschäftigen – und dadurch ein ganz individuelles Gedenken zu finden. Es gibt den einzelnen Menschen die Würde, die ihnen zusteht. Es behandelt sie so, wie es eigentlich geboten ist: als Person mit einer individuellen Geschichte und eigener Identität“, so Baranowski. Er hoffe, dass das Buch von möglichst vielen Generationen in die Hand genommen und gelesen werde, betonte er zugleich. „Die Vergangenheit, die in diesem Buch dokumentiert ist, die geht uns alle an. Sie muss eine Mahnung für uns alle sein – und das umso mehr in Zeiten, in denen ein aufsteigender Rechtspopulismus die Lehren der Vergangenheit mit Füßen tritt“, stellte der Oberbürgermeister heraus.
Gedenkbuch liegt öffentlich aus
Das Gedenkbuch wurde mit Mitteln der Bürgerstiftung Gelsenkirchen, der Gesellschaft für Christlich-Jüdische Zusammenarbeit Gelsenkirchen e.V. sowie des Instituts für Stadtgeschichte finanziert und wird künftig an zentralen Orten in der Stadt Gelsenkirchen einsehbar sein - zum Beispiel im Bildungszentrum, in der Jüdischen Gemeinde, im Institut für Stadtgeschichte und in der Dokumentationsstätte „Gelsenkirchen im Nationalsozialismus“.
Die intensiven Recherchen für das Buch hat das Team des Instituts für Stadtgeschichte (ISG) zum Anlass genommen, eine Online-Datenbank zu erarbeiten, die Recherchen zu den jüdischen Holocaust-Opfern aus Gelsenkirchen erleichtern soll. „Bislang mussten die Namen und Daten aus verschiedenen Datenbanken zusammengesucht werden. Unser neues Portal ermöglicht es erstmals, jetzt alle Daten und Hinweise zu den Schicksalen der jüdischen Opfer der NS-Zeit zwischen 1933 und 1945 aus dieser Stadt systematisch zu erfassen, sowohl die jener Menschen, die schon lange in der Stadt ansässig waren, als auch die jener, die nur vorübergehend hier lebten. Diese Datenbank hat maßgeblich von Karl-Heinz Rotthoffs Recherchen für das Gedenkbuch profitiert“, erklärte Institutsleiter Dr. Daniel Schmidt. Im Rahmen der Feierstunde wurde eine Beta-Version der neuen Datenbank freigeschaltet. Sie soll stetig mit weiteren Rechercheergebnissen angereichert werden.
Quelle: Stadt Gelsenkirchen
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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