Ein mörderisch-schöner Abend mit Klaus-Peter Wolf

Als Klaus-Peter Wolf den neuen Sommerfeldt-Krimi im Tonstudio für das Hörbuch eingelesen hat, bat sein Freund und Produzent Ulrich Maske, dass er im Lokal nicht dem Mund aufmachen solle. Er wäre zu tief in die Psyche des Serienkillers eingetaucht und würde die Kellnerin zu Tode erschrecken. Das Publikum konnte Maskes Sorge nachvollziehen. Foto: Gerd Kaemper
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  • Als Klaus-Peter Wolf den neuen Sommerfeldt-Krimi im Tonstudio für das Hörbuch eingelesen hat, bat sein Freund und Produzent Ulrich Maske, dass er im Lokal nicht dem Mund aufmachen solle. Er wäre zu tief in die Psyche des Serienkillers eingetaucht und würde die Kellnerin zu Tode erschrecken. Das Publikum konnte Maskes Sorge nachvollziehen. Foto: Gerd Kaemper
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Er hat es wieder getan! Klaus-Peter Wolf hat seine Fans nicht nur das Gruseln gelehrt, als er in die Rolle seines Serienkillers Dr. Bernhard Sommerfeldt schlüpfte, nein er hat auch ihre Lachmuskeln malträtiert als er eine Rupert-Geschichte aus dem aktuellen Ostfriesenkrimi „Ostfriesenfluch“ zum Besten gab. Und seine Fans lieben ihn dafür!

Die neue Leiterin der Stadtbibliothek, Anja Herzberg, stellte sich mit der Eröffnung der Lesung „Totentanz am Strand“ vor und begrüßte das Publikum im schon seit vielen Monaten ausverkauften Kleinen Haus des MiR. Herzberg dankte dem Team der Stadtbibliothek für das mit den Vorbereitungen einhergehende Engagement und dem Förderverein Freunde der Stadtbibliothek für die finanzielle Unterstützung ohne die eine solche Lesung gar nicht möglich wäre.
Der Meister des Tintenfüllers, Klaus-Peter Wolf schreibt alle seine Romane mit einem Tintenfüller in eine Din A4-Kladde, begrüßte seine Fans mit den Worten: „Ich wünsche einen mörderisch-schönen Abend“ und den sollten die Besucher haben.

Gelsenkirchen bleibt immer etwas Besonderes für den Bestsellerautor

Wolf erinnerte daran, dass er in Gelsenkirchen geboren und aufgewachsen ist und hier die ersten 20 Jahre seines Lebens verbracht hat. „Der Stadtspiegel hat erst kürzlich meine Erinnerungen an die Jugendzeit in Gelsenkirchen und meine literarischen Anfänge veröffentlicht. Man muss sich das einmal vor Augen halten: Ich war 14 Jahre jung, hatte mein erstes Gedicht in der Schülerzeitung des Grillo-Gymnasiums veröffentlicht und prompt wurde die Zeitung verboten. Gut, das lag nicht an meinem Gedicht, aber komisch war es schon. Ernst Hugo Käufer half mir dann dabei eine eigene Schülerzeitung auf den Weg zu bringen. In der Schreibwerkstatt habe ich damals unter anderem bei dem alten Arbeiterdichter Josef Büscher mehr gelernt als in jedem Deutschunterricht.“

Jetzt lässt er seinen Serienkiller in Gelsenkirchen leben

Und weil er sich heute gern zurück erinnert, war es ihm auch wichtig, seinen Serienkiller mal in Gelsenkirchen anzusiedeln. Außerdem kommt ja auch seine Ostfriesenkrimi-Protagonistin Kommissarin Ann Kathrin Klaasen ursprünglich aus Gelsenkirchen.
Appropos Ann Kathrin Klaasen, das brachte Klaus-Peter Wolf darauf, dass der erste Ostfriesenkrimi, der im ZDF ausgestrahlt wurde sage und schreibe mehr als 8 Millionen Zuschauer hatte. „Ein Kritiker, der mich nicht leiden kann, hat damals geschrieben, dass das klar war, weil Wolf-Fans immer zu spät kommen. Aber das war ganz anders. Diese Zuschauerzahlen werden immer wieder ermittelt und viele der Zuschauer wollten auf anderen Kanälen einfach nicht die dritte Shampoo-Werbung sehen, haben gezappt und sind dann bei Ann Kathrin Klaasen hängen geblieben, weil sie vergessen haben wieder umzuschalten.“

Bald gibt es neue Ostfriesenkrimis im ZDF zu sehen

Kein Wunder, dass gerade in Norddeich die nächsten beiden Krimis, Ostfriesenblut und Ostfriesensünde, für das ZDF abgedreht wurden. Wann sie gesendet werden, wusste auch der Autor nicht, aber dass er und seine Gattin Bettina Göschl wieder einen Cameo-Auftritt darin haben werden, konnte er versprechen.
Aber eigentlich war Klaus-Peter Wolf ja in Gelsenkirchen, um seinen Serienkiller Dr. Bernhard Sommerfeldt zum Leben zu erwecken. „In den Ostfriesenkrimis wechsele ich immer wieder die Erzählperspektive. Mal erzähle ich aus der Sicht des Killers, dann aus der von Ann Kathrin Klaasen und dann wieder aus Ruperts Sicht. Die Sommerfeldt-Krimis sind anders“, berichtet der Autor.

Dr. Bernhard Sommerfeldt-Krimis sind ein Zufallsprodukt

Dabei handelt es sich beinahe um einen Zufall, dass sie entstanden sind, denn er wollte einfach mal damit beginnen, dass der Serientäter der Erzähler ist und jeder Leser von Anfang an weiß, wer der Killer ist. Der Plan war, irgendwann wieder die Perspektive zu wechseln, doch dazu kam es nicht, weil Dr. Sommerfeldt einfach viel spannender war als jede andere Figur.
Und so lässt sich sein Dr. Sommerfeldt als Hausarzt in Norddeich nieder, obwohl er gar keine Approbation, doch das fällt keinem seiner Patienten auf. Ganz im Gegenteil, der Möchtegern-Arzt ist unglaublich beliebt und hoch geschätzt. Und so behandelt er auch Ann Kathrin Klaasen und Rupert, die nicht ahnen, dass sie dem gesuchten Serienkiller gegenüber stehen.
Am Ende hatte der Bestsellerautor eine schlaflose Nacht, während er auf die Einschätzung seiner Lektorin wartete. Doch die Sorge hätte er sich sparen können, denn ihr Urteil lautete: „Das ist der ganz große Wurf. Das machen wir genau so!“ Und sie sollte recht behalten, denn der Krimi stürmte sofort auf Platz 1 der Bestsellerliste und blieb 20 Wochen unter den Top 10.

Der Doktor bietet mehr "Service" als die Kasse erlaubt

„Der Sommerfeldt-Krimi Totenstille im Watt war donnerstags erschienen und samstags bin ich mit dem Rad zum Supermarkt gefahren und habe beim Radfahren noch über Dr. Sommerfeldt nachgedacht. Der arbeitet ja ganzheitlich und das zahlt die AOK so nicht. Denn wenn eine Frau mit ihrem Kind zu ihm kommt, dass zum dritten Mal die Treppe heruntergefallen ist und dessen Mutter in blaues Auge hat, dann behandelt Sommerfeldt zunächst das Kind und die Mutter und in der Nacht dann den prügelnden Mann.“
Kein Wunder, dass dem radelnden Autor eine ältere Dame zurief: „So einen Hausarzt hätte ich auch gern und das schon seit über 20 Jahren!“
Bettina Göschl, die als Musikerin und Kinderbuchautorin selbst gut ausgelastet ist, hätte ihren Mann vermutlich kaum zu Gesicht bekommen, weil beide ständig auf Lese- und Musiktouren unterwegs sind. Doch das Paar hat einen Weg gefunden und so begleitet Bettina Göschl nun Klaus-Peter Wolf und hat speziell dazu Krimilieder geschrieben, die zu ganz toll den Krimis passen.

"Haben Sie sich Ihren Hausartzt auch wirklich ganz genau angesehen?"

Und mit der Frage „Haben Sie sich Ihren Hausartzt auch wirklich ganz genau angesehen?“ stieg Klaus-Peter Wolf in die Lesung „Totentanz am Strand“ ein. Wobei der Autor tief in die Psyche seines Serienkillers eintaucht und dafür sorgt, dass die Temperaturen im Kleinen Haus des MiR gleich ein paar Grad sinken.
Weil ihm einmal ein Freund erklärte, dass die Orte, die er in seinen Krimis beschreibt zu Wallfahrtsorten für seine Fans werden, hat er sich für den neuen Dr. Sommerfeldt, der wie gesagt in Gelsenkirchen spielt, etwas Besonderes ausgedacht: „Warum sollte ich als Autor nicht mal eine Buchhandlung zu einem Wallfahrtsort machen?“ Und so findet sein Showdown in der Buchhandlung Junius statt, wo sich Inhaberin Sabine Piechaczek absolut cool verhält, obwohl ihr Dr. Sommerfeldt eine Klinge an den Hals hält.

Holger Bloem hat Glück: Er darf weiter leben!

„Am Ende entscheide ich als Autor, wer lebt und wer stirbt. Holger Bloem zum Beispiel muss überleben, den brauche ich noch“, lachte Wolf, der vielleicht auch seine Freundschaft zu dem real existierenden Journalisten des Ostfriesenmagazins nicht aufs Spiel setzen möchte. Sabine Piechaczek darf auch weiter leben, und das ist gut so, wer sollte sonst die Büchertische bei seinen Lesungen in Gelsenkirchen arrangieren?

Das erste Wolf-Buch "Mein Freund Pinto" mit Anmerkungen eines Lehrers

Zum Dank dafür ist die Buchhändlerin sogar selbst kriminell geworden. Denn sie hat das erste Buch von Klaus-Peter Wolf „Mein Freund Pinto“ aus dem Jahr 1972 quasi raubkopiert. „Der junge Wolf trug damals zehn Bände in die Buchhandlung und Herr Junius hat sie übernommen und verkauft. Jetzt kam ein Fan zu mir und zeigte mir seinen Band. Er ist Lehrer und hat das Buch, das eigentlich mehr ein Heft ist, mit Randbemerkungen versehen, wie „Ausdruck“, „Fäkaliensprache“ oder auch „Du Idiot“. Und nach so vielen Jahren kehrt der erwachsene Wolf nun als Sommerfeldt zurück in die Buchhandlung Junius“, freut sich die überlebende Bücherhändlerin.

Ein Kenner der Gelsenkirchener "Szene"

Auch andere Gelsenkirchener Locations, wie die Kult-Kneipe Kenkenberg, der Portugiese Vasco da Gama, der Spanier Plaza Madrid, kommen im Sommerfeldt-Krimi vor und Wolf verrät auf Nachfrage: „Nach dem letzten Auftritt in Gelsenkirchen waren wir bei Gil zu Gast. Drei Tage später habe ich dann die Szene geschrieben, wie Sommerfeldt dort isst und hatte den Geschmack des Essens noch auf der Zunge.“ Auch die Wildgänse im Stadtgarten hat er live erlebt, als er im Hotel Maritim nächtigte.

Eine Rupert-Einlage aus "Ostfriesenfluch" darf nicht fehlen

Wie versprochen gab Klaus-Peter Wolf auch eine Rupert-Geschichte zum Besten und erzählte wie der Kommissar sich in Ostfriesenfluch irrtümlich als „Chippendales“-Tänzer für Arme profiliert. Und dabei blieb kaum ein Auge von Lachtränen verschont.
Ein weiteres Highlight war aber das Duett von Bettina Göschl und Klaus-Peter Wolf, die gemeinsam

von Ulrich Maske sangen. Eine echte Premiere in seiner Heimatstadt Gelsenkirchen! 

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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