BürgerReporter des Monats Juni: Herbert Lödorf aus Gelsenkirchen
"Der Lokalkompass verbessert meine Lebensqualität"

Gerne fotografiert Herbert Lödorf den Kanal. Foto: Lödorf
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Unser BürgerReporter des Monats Juni ist ein Schalker Urgestein: Herbert Lödorf wurde in Schalke Nord geboren - und ist dort geblieben. Dem Lokalkompass ist er seit 2013 treu und hat bislang fast 2000 Fotos veröffentlicht. 

Wie bist du zum BürgerReporter geworden?
Ja, das hat sich natürlich dadurch ergeben: Die WAZ lese ich täglich, aber es gibt seit vielen Jahren natürlich auch den STADTSPIEGEL, und da habe ich dann vor einigen Jahren Fotos von BürgerReportern gesehen. Das war für mich als Hobby-Fotograf natürlich eine gute Gelegenheit und ich war begeistert von den Möglichkeiten. Das war 2013.

Und seitdem bist du dabei geblieben. Hast du es irgendwann mal bereut?
Nein, auf keinen Fall. Weißt du, wenn das passiert wäre – ich habe mittlerweile fast 1900 Fotos eingestellt, fast jeden Tag ein Foto – dann wäre ich nicht so rege dabei. Das ist eindeutig eine Sache, die meine Lebensqualität verbessert.

Fotografie hat insgesamt eine besondere Rolle in deinem Leben?

Ja, genau. Ich mache das mittlerweile seit 60 Jahren, anfangs natürlich analog. Seit es aber die Digitalfotografie gibt, macht es noch mehr Spaß. Ein gutes Foto hängt für mich davon ab, ob man das richtige Auge für das Bild hat. Bei mir war es so, dass ich mir keine Anregungen von anderen Fotografen geholt habe, das habe ich mir selbst beigebracht. Ich habe dann zum Beispiel an einer Eisenbahnbrücke gewartet und alles vorbereitet für den Moment, wenn der Zug kommt. Ich muss dazu sagen, dass ich alles manuell mache an der Kamera. Blende, Belichtung – wenn dann alles stimmt, ist die Freude am Ende natürlich groß.

Du zeigst im Lokalkompass vor allem gefiederte Zeitgenossen, die Industriekulisse aus Gelsenkirchen und natürlich den Kanal...
Ja, natürlich, der Kanal, der Stadthafen, das ganze Umfeld gehört ja zusammen. Ich bin natürlich auch auf der Rungenberghalde und gehe nach Gelsenkirchen-Süd, bin auf der Halde Rhein-Elbe zum Fotografieren. Meine Zeit lässt nicht zu, dass ich wirklich weit weg fahre. Zu den Schwerpunkten, die du nennst (Vögel, Industrie, Kanal): Das ergibt sich aus dem Grund, dass ich genau weiß, bestimme Aufnahmen brauche ich lokalkompassmäßig gar nicht erfassen. Ich habe beispielsweise unheimlich viele bekannte Gebäude in Gelsenkirchen fotografiert. Aber für jemanden aus einer Nachbarstadt ist das weniger interessant, dann ist die Resonanz weniger groß. 

Du denkst also immer mit daran, was dein Publikum auch sehen möchte?
Ja. Weil ich eben bemerke, wenn ich manche Aufnahmen aus Gelsenkirchen veröffentliche, dass dann wenig Interesse da ist. Bei anderen Motiven, also Stadthafen, Kanal, Sonnenuntergänge, denke ich, dass andere BürgerReporter sich besser damit identifizieren können.

Du bist seit 2013 in der Community und hast im Lokalkompass deine festen Leserinnen und Leser. Wärst du wohl noch da, wenn es diese Gemeinschaft nicht gäbe?
Die Frage ist berechtigt. Ich könnte mir vorstellen, wenn ich keine Kommentare bekäme, dann würde ich mir Gedanken machen – fotografiere ich gut genug? Aber da die Resonanz eigentlich immer okay war, mache ich das sehr gern. 

Erfüllt der Lokalkompass denn für dich nach dem Relaunch seinen Zweck gut oder eher nicht?
Doch, definitiv. Ist okay.

Gelsenkirchen, deine Heimat. Neben der WAZ liest du, wie du sagtest, auch den Stadtspiegel...
Ja, natürlich, zweimal in der Woche (lacht). Ich identifiziere mich ja total mit Gelsenkirchen und will wissen, was hier passiert. Was ich auch immer mache, wenn ich die Zeitung hereinhole, dann gucke ich immer, ob vielleicht ein Foto von mir drin ist. Dann bin ich echt happy. Wenn ich das sehe, ist das für mich ein kleines Erfolgserlebnis. 

Was ist dir besonders in Erinnerung geblieben? 
Ja, also zum Beispiel zu Ostern war ich mit einem Bild auf dem Titel. Nicht zum ersten Mal, aber das ist für mich etwas Besonderes. Da fällt mir ein, dass ich dadurch einmal einen besonderen Menschen kennengelernt habe. Da bekomme ich eines Morgens einen Anruf von einem 96-jährigen Gelsenkirchener Architekten, der mich auf mein Foto vom Titel anspricht. Darauf zu sehen waren der Kanal und ein Gasometer. Dieser Gasometer hatte sein Sohn, der leider verstorben war, künstlerisch gestaltet. Als er das in der Zeitung gesehen hat, war er dermaßen bewegt, ich habe ihm dann ein Poster davon gemacht und wurde zu ihm eingeladen, um Fotos bei ihm zu machen.  Das war ein bombastisches Erlebnis für mich.

Ein sehr schönes BürgerReporter-Erlebnis für dich.
Genau. Durch den Stadtspiegel ermöglicht (lacht).

Wenn ich fragen darf, wie lange bist du schon in Gelsenkirchen verwurzelt?
Ich bin in Schalke Nord geboren. Ein Schalker, wie er im Buche steht. 

Wow. Das heißt, du bist auch die ganzen Jahre über mit dem S04 durch dick und dünn gegangen?
Ja, ja. Das kommt natürlich auch daher, dass ich im Grunde nah an der alten Glückaufkampfbahn geboren bin, meine Frau übrigens auch. Wenn man da kein Schalke-Fan wäre, nee, also das wäre schon traurig. Es gibt ja den Spruch "Wir lieben Schalke", aber wir leben auch Schalke. Einmal Schalke, immer Schalke. Aber noch was anderes. Du hast ja manchmal gefragt: "Was würdest du machen, wenn du ein Jahr lang Bürgermeister wärst."

Was würdest du denn machen?

Also erstmal muss ich sagen, ich finde Gelsenkirchen sehr schön. Es gibt ja bei uns den ehemaligen Ruhrzoo, heute Zoom-Erlebniswelt, die Arena, Schloss Berge am See, den Nordsternpark und was nicht alles. Das sind alles Sachen, die bei den Leuten hier gut ankommen. Aber diese sehr hohe Arbeitslosigkeit, die wir haben, da müsste man dringend was tun und hier in der Stadt wieder mehr Industrie ansiedeln, damit mehr Menschen Arbeit haben. 

Fototipps der Redaktion:
Blaumeise-Federball
Nostalgie: Bahnhof Schalke Nord 1960
Herbst-Impressionen der VEBA-Raffinerie
→ Vollmond und Flieger

Autor:

Jens Steinmann aus Herne

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