Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen
Bedarf an Neurologischer Frührehabilitation in NRW steigt: Fast jeder fünfte Patient wegen Corona-Infektion in der Reha für Schwerstkranke
Gelsenkirchen. Dass die Neurologische Frührehabilitation in NRW ausgebaut werden muss, ist seit Jahren unstrittig. Dies bestätigt unter anderem auch der Entwurf des neuen Krankenhausplanes NRW, welcher bald in Kraft treten soll. Eine Umfrage der LAG NeuroReha NRW zeigt jetzt, dass der Bedarf nach wie vor hoch und unter anderem durch die Corona-Pandemie in den letzten Jahren sogar noch deutlich angestiegen ist. Auch in den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen ist die Versorgungslage in der neurologischen Frührehabilitation durch Corona-Patient:innen verschärft.
Nach einer Umfrage der Landesarbeitsgemeinschaft Neuroreha unter ihren Mitgliedern ist die Nachfrage nach neurologischer Frührehabilitation in NRW in den letzten Jahren noch einmal sprunghaft angestiegen. Der Grund: Rund 20% der ohnehin schon raren Betten werden aktuell von Patient:innen belegt, welche aufgrund einer Corona-Infektion schwer krank wurden. Die Neurologische Frührehabilitation ist dann der Ort, an dem körperliche Funktionen wie selbständiges Atmen oder Schlucken wiedererlernt werden müssen.
In den Evangelischen Kliniken Gelsenkirchen, die eine der größten Frührehabilitationen in NRW unterhält, zeichnet sich ein ähnliches Bild ab: „2020 war die Zahl derjenigen, die mit einer Corona-Infektion in der Frührehabilitation behandelt werden mussten, noch überschaubar“, erklärt Oberarzt Adam Tietze. „Im letzten Jahr ist diese Zahl deutlich gestiegen. Unsere 26 Plätze sind schon unter „normalen Umständen“ nicht ausreichend, Corona hat die Situation verschärft.“ Durch die Aufnahme von Corona-Patient:innen in der neurologischen Frührehabilitation verlängert sich die Wartezeit bis zur Aufnahme für alle Patient:innen, auch für diejenigen, die beispielsweise aufgrund eines Schlaganfalls oder eines Verkehrsunfalls schnellstmöglich auf die Therapie angewiesen sind.
Versorgungslage verschlechtert sich weiter
„Ein Großteil der Patienten in der neurologischen Frühreha wird direkt von den Intensivstationen der Maximalversorger übernommen. Die Schwerstkranken, teilweise noch aus der Delta Welle, sind nach abgeschlossener Primärbehandlung noch lange nicht wieder gesund, sondern brauchen eine weiterführende Intensivbehandlung mit begleitenden Therapien. Das leistet die neurologische Frühreha“, so Dr. Christoph Schäfer, Chefarzt der Vamed Klink Hagen und Mitglied der LAG NeuroReha.
Die Arbeitsgemeinschaft hatte die Umfrage für die letzten Monate unter neurologischen Frührehakliniken durchgeführt mit dem Ergebnis, dass aufgrund der insgesamt begrenzten Kapazitäten die Corona-Pandemie die Versorgungslage für viele neurologische Frührehabilitationspatienten in NRW, z. B. nach Schlaganfall oder Unfallgeschehen, signifikant verschlechtert hat.
Corona verschärft die Lage
Das bestätigt auch Ulrike Kramer, Leitung Stationäres Patientenmanagement und Sozialdienst der Uniklinik Düsseldorf und stellvertretende Vorsitzende der Deutschen Vereinigung Soziale Arbeit im Gesundheitswesen: „Schon unter ‚Nomalbedingungen‘ müssen wir diverse Kliniken gleichzeitig anfragen, um für unsere Patienten einen Platz in der neurologischen Frühreha zu finden. Während Corona hat sich die Lage nochmal deutlich verschärft. Obwohl wir mehrere Kliniken anfragen, wissen wir trotzdem nicht, ob wir den Patienten in einer solch hochspezialisierten Einrichtung zeitnah unterbringen können.“
Einen Lichtblick gibt es jedenfalls: Der Versorgungmangel ist erkannt und im neuen Krankenhausplan NRW ausgewiesen. Das ist auch dringend notwendig. Denn in den letzten 10 Jahren sind in NRW nur wenige neue Betten für neurologische Frührehabilitation geschaffen worden. Dass es nach wie vor zu wenige sind, wird unter Pandemiebedingungen einmal mehr deutlich.
Autor:Heinz Kolb (SPD aus Gelsenkirchen |
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