Tschaikowskis Oper „Eugen Onegin“ feiert beeindruckende Premiere
Zwischen Liebe und Pflicht

Eine Liebe, die nicht sein darf: Eugen Onegin (Piotr Prochera) gesteht Tatjana (Bele Kumberger), dass er sie liebt und sich geändert hat. Doch Tatjana opfert ihre Liebe der Pflicht. Foto: Karl und Monika Forster
  • Eine Liebe, die nicht sein darf: Eugen Onegin (Piotr Prochera) gesteht Tatjana (Bele Kumberger), dass er sie liebt und sich geändert hat. Doch Tatjana opfert ihre Liebe der Pflicht. Foto: Karl und Monika Forster
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Mit frenetischem Applaus wurde die Premiere der Oper „Eugen Onegin“ im Musiktheater im Revier gefeiert. Wobei Bele Kumberger als Tatjana für wahre Beifallsstürme sorgte.

Im kleinen Haus des Musiktheaters im Revier fühlen sich die Zuschauer bei der Oper „Eugen Onegin“ regelrecht mittendrin statt nur dabei, denn Dieter Richter hat die Bühne durch das Publikum gehend erweitert und auch die Musiker sitzen im Zuschauerraum. Das sorgt allein schon für eine sehr intime Atmosphäre, bei der das kleine Haus aber sehr viel größer wirkt.
Die stimmige Regie von Rahel Thiel nimmt die Zuschauer mit auf eine Reise zum „Mütterchen Russland“ und erweckt die russische Seele mit Leben. So erlebt man das Landleben ebenso wie die Stadtgesellschaft und der Opernchor macht sowohl als Landvolk wie auch als feine Gesellschaft eine sehr gute Figur und sorgt für sehr viel Leben auf der Bühne.
Die Zuschauer erleben die russische Schwermut ebenso wie die Lebensfreude und haben Teil an den ersten zarten Liebesbanden der Schwestern Tatjana (Bele Kumberger) und Olga (Lina Hoffmann), die unterschiedlicher kaum sein könnten.
Während Tatjana mit und für ihre Bücher lebt, schwebt Olga mit einer Leichtigkeit durchs Leben, die ihresgleichen sucht. Sie strahlt pure Lebensfreude aus, jedenfalls auf den ersten Blick, denn die jüngere der beiden Schwestern möchte noch ein wenig durch das Leben flattern, ehe sie sich dem Ernsthaften zuwendet. Und auch wenn sie den Dichter Lenski (Khanyiso Gwenxane) anhimmelt, stellt sich ihr die Frage, ob sie bereit ist, eine lebenslange Bindung einzugehen.
Tatjana hingegen begegnet Lenskis Freund Eugen Onegin (Piotr Prochera) und weiß, dass er ihre große Liebe ist. Dem Zuschauer drängt sich der Vergleich von Schaf und Wolf auf, denn Onegin ist ein Lebemann und macht Tatjana klar, dass er nicht geboren ist zum Ehemann und Vater. Stattdessen provoziert er Lenski, indem er dessen Verlobte Olga den Hof macht, was der jungen Frau nicht geheuer ist, weil er zu fordernd auftritt.
Lenski fordert seinen Freund Onegin zum Duell und gibt sich keiner Hoffnung auf ein Überleben hin. Für den Dichter steht aber fest, dass Olga für ihn die einzige Liebe bleiben wird. Der Tod seines Freundes lässt Onegin zusammenbrechen und er flieht vor den Konsequenzen.
Als er Jahre später wieder in seine Heimat Russland kommt, muss der inzwischen Geläuterte erkennen, dass Tatjana seine große Liebe ist. Doch diese ist inzwischen mit einem General und Kriegshelden verheiratet und vom Landadel in die feine Gesellschaft aufgestiegen. Tatjana gesteht Onegin, dass ihm ihre wahre Liebe gehört, doch ihr Pflichtbewusstsein bindet sie an ihren Ehemann.
Peter I. Tschaikowsky hat nach der Vorlage von Alexander Puschkin eine Oper geschaffen, die musikalisch mitreißt und dem Zuschauer die Seelenqualen der Protagonisten verbildlicht. Denn auch die Mutter der Schwester, gesungen von Noriko Ogawa-Yatake, und ihre Amme (Almuth Herbst) haben einst geliebt und zehren noch immer davon.
Rahel Thiel hat mit beeindruckenden Licht- und Bühnenmitteln ein Märchen geschaffen, bei dem man nach zwei Stunden und 40 Minuten kaum glauben kann, dass es zu Ende ist. Thomas Rimes führt das in Kammerformation spielende Orchester durch die wunderschönen Klänge und der Opernchor lässt das kleine Haus mitunter durch seine Stimmgewalt regelrecht erbeben.
Die Solisten begeistern allesamt mit ihrer Darbietung, wobei Bele Kumberger eine überragende Tatjana gibt, die sängerisch wie auch darstellerisch die Zweifel und innere Zerrissenheit der jungen Frau auf den Punkt bringt. 

Die nächsten Termine für die Oper "Eugen Onegin" im Kleinen Haus des MiR sind:
Samstag, 9. März, 19.30 Uhr
Samstag, 16. März, 19.30 Uhr
Donnerstag, 21. März, 11 Uhr als Kurzfassung für Kinder und Jugendiche
Freitag, 29. März, 19.30 Uhr.
Weitere Termine findet man auf der Homepage des MiR.
Eintrittskarten gibt es an der Theaterkasse oder unter Telefon 4097-200. Termine

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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