Zwei Welten prallen aufeinander
Die Steampunk-Band Copplius begeisterte zwei Mal das Publikum des Blind Date-Festivals und sorgte für dauerhaft ausverkaufte Vorstellungen mit der weltersten Steampunk-Oper „Klein Zaches, genannt Zinnober“ im Musiktheater im Revier (MiR). Dabei trafen die Berliner Musiker erstmals mit Schauspieler und Sänger Rüdiger Frank zusammen und „es war Liebe auf den ersten Riff“.
Was als musikalische Zufallsbekanntschaft entstand, entwickelte sich zu einer wahren Romanze, denn Rüdiger Franks Reibeisenstimme machte einfach Lust auf mehr. Und dieses „mehr“ kann man noch an mehreren Abenden live im MiR beim Clubkonzert „Coppelius.Waits.For You“, einem Abend voller Zitate, Entfremdungen und Verweisen auf Vergangenheit, Zukunft und Gegenwart erleben.
„Wir hatten die Idee zu dieser gemeinsamen Produktion schon während der Oper und Intendant Michael Schulz machte uns das Angebot, das Programm hier zu spielen“, freut sich Max Coppella, Klarinettist und Sänger von Coppelius. „Die Entscheidung fiel uns nicht schwer, weil wir hier im Haus wahnsinnig gut aufgenommen wurden und auch ganz begeistert sind von der Region.“
Die Idee zu dem Clubkonzert mit Rüdiger Frank resultierte daraus, dass der Sänger schon häufig Tom Waits-Songs gesungen hatte und das auch am MiR. Michael Schulz hatte darum die Kombination angeregt und stieß bei den Steampunkern sofort auf Begeisterung.
Nun wäre Coppelius nicht Coppelius, wenn sich die Herren nicht intensiv mit der neuen Thematik befassen würden. „Comte Caspar hat selbst Instrumente gebaut. Inspiriert wurde er dabei von Tom Waits, der auch für seine Werke eigene Instrumente hat erstellen lassen“, berichtet Max Coppella. „Von daher passt das gut zusammen“.
Und da die musikalisch Zeitreisenden der Zeit der Dampfmaschinen entstammen, in der aus allem noch ein Nutzen gezogen wurde, gab auch Comte Caspar nichts verloren und kreierte seine Instrumente aus Schrott. Mit Heribert Feckler als musikalischem Leiter des Clubkonzerts steht dem Projekt eine „Koryphäe“ an der Seite, wie Max Coppellan schwärmt. Der Dirigent hatte am MiR auch das Schalke-Oratorium „Kennst du den Mythos...?“ begleitet und bewies damit, dass er offen ist für Außergewöhnliches.
Coppelius und Waits:Die Mischung machts
Natürlich kommen auch Werke aus dem Repertoire von Coppelius zu Gehör, ebenso wie solche aus der Steampunk-Oper. Hinzu kommt dann Tom Waits und alles zusammen wird ebenso für eine Überraschung sorgen, wie das Kostüm, das Rüdiger Frank tragen wird. Denn die Herren von Coppelius werden natürlich in ihrer Ausgeh-Alltags-Garderobe die Bühne betreten.
„Das Stück ist bis zum Schluss in der Entwicklung“, verrät Comte Caspar. „Mit jeder Probe entwickelt es sich weiter. Und wir haben auch mehr Titel vorbereitet, als wir tatsächlich spielen werden, um uns die Möglichkeit der Modifizierung offen zu halten. Es kann ja sein, dass uns nach der Premiere doch etwas anderes besser gefällt, ein Musiker erkrankt oder sonstige Unbill passiert.“
Allerdings ist sich der Comte auch im Klaren darüber: „Coppelius spielt immer live und jeder Auftritt ist anders. Mal wird ein Instrument schneller gespielt, manchmal fehlt auch tatsächlich der Text. Aber das wissen unsere Fans und lieben es, weil es eben live ist und dabei solche Dinge passieren können.“
Fest steht: „Rüdiger Frank und Coppelius passen zusammen und wir glauben, dass es uns auch gelungen ist, Tom Waits nach Coppelius klingen zu lassen“, ist sich Max Coppellan sicher. „Es wird jedenfalls kein braver Liederabend, sondern etwas sehr Buntes. Die Zuschauer dürfen sich auf ein Konzert mit Club-Charakter freuen, mit viel Freiheit und Buntheit in der Umsetzung. Die Fans wünschen sich die Energie, die Coppelius auf der Bühne zeigt und sie werden überrascht sein, dass die Energie noch heftiger werden kann.“
Die wunderbare Weltder Schrott-Instrumente
Wenn der Comte Caspar von seinen selbst gebauten Instrumenten spricht, gerät er regelrecht ins Schwärmen. Denn auch wenn er gesteht, dass er sich nicht für einen Instrumentenbauer hält, sondern nur für einen Bastler, so fordert er sich selbst als auch seine Bandmitglieder mit der Handhabung der Instrumente arg heraus.
„Ich habe zum Beispiel aus dem Diamantrahmen eines Damenfahrrades eine Harfe gebaut. Sie hat ihren ganz eigenen Klang, der etwas transzendent oder wie der einer Sitar erscheint. Die Harfe geht sowohl zart als auch knackig zu spielen“, schwärmt Caspar.
Seine „Plongzille“ zum Beispiel wird mit Hilfe eines Bolzenschneiders gestimmt und klingt ein wenig wie ein Glockenspiel, kann aber auch ganz anders und richtig hart erklingen. Mit Hilfe von unterschiedlichen Tonabnehmern hat der Comte seinen Instrumenten ein ganz spezielles Klangleben eingebaut, das er auch variieren kann.
Max Coppellan, der das ein oder andere „Schrott-Instrument“ spielt, stellt sich gern der Herausforderung: „Die Harfe klingt sehr witzig. Und auch die „Schranke“ bietet ihr ganz eigenes Tonrepertoire, das ein wenig an ein Schlagzeug erinnert. Aber: Der Gesang steht im Vordergrund. Er erhält durch die ganz neue Begleitmusik eine wunderbare Ergänzung, die aber den Gesang nicht übertönen wird. Man könnte sagen, dass die Stimmen durch kreative Ideen eine Anreicherung erhalten.“
Das dürfte auch die eingefleischten Fans überraschen. Coppelius-Unerfahrene sind schon erstaunt, wenn sie das erste Mal die Rockmusik der Herren gespielt auf klassischen Instrumenten, wie dem Cello, der Klarinette oder dem Klavier, hören. Nun kommt noch der Schrott hinzu.
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Wer sich die Chance nicht entgehen lassen möchte, Coppelius live on stage zu erleben, der sollte sich sputen. Denn es gibt nur wenige Termine am Musiktheater im Revier: Sonntag, 9. April, um 18 Uhr, Donnerstag, 20. und 27. April, und Freitag, 28. April, jeweils um 19.30 Uhr. Karten gibt es zum Preis von 24,50 Euro unter Telefon 4097-200 oder persönlich an der Theaterkasse des MiR.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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