„Wir können auch Wetter“
So schnell ist ein Jahr vorbei! Auch wenn es sich dabei um das Kulturhauptstadtjahr handelt. Diese Erfahrung musste bei der Pressekonferenz zur Final-Feier von Ruhr.2010 auch Pressesprecher Marc Oliver Hänig machen, der von der „Eröffnungs- äh - Finalfeier“ sprach. Doch das störte niemanden, denn am Ende zählt, was für Gelsenkirchen herauskommt und das ist die spektakuläre Final-Feier im Nordsternpark.
Von Silke Sobotta
GE. Als Hausherr sprach THS-Chef, aber auch Künstlerischer Direktor für das Themenfeld „Stadt der Möglichkeiten“ im Rahmen von Ruhr.2010 Prof. Karl-HeinzPetzinka über das für Gelsenkirchen spektakulärste bleibende Symbol des Kulturhauptstadtjahres: den Herkules, die Skulptur des Künstlers Markus Lüpertz, der ab dem 14. Dezember auf dem Turm der ehemaligen Zeche Nordstern weithin sichtbar werden soll.
„Damit schafft Ruhr.2010 ein Symbol, das Vergangenheit und Zukunft ebenso verbindet wie Kraft und Selbstbewusstsein. Man könnte auch von gebauter Nachhaltigkeit sprechen“, schilderte Petzinka, der auch verriet, dass ab Februar in den Glaskubus unter dem Herkules ein Video-Kunstzentrum installiert werden soll.
Ruhr.2010-Geschäftsführer Fritz Pleitgen verriet, dass bis zum August gar kein Geld für eine Finalfeier vorhanden war. „Doch dann halfen der Verkauf der kompletten Stillleben-Tische, der Schachtzeichen-Ballone, Unterstützungen durch die RAG-Stiftung und das RWE sowie eine gute Haushaltsplanung. Außerdem haben Oliver Scheytt und ich ein Buch herausgebracht und uns irgendwann gedacht, wir halten überall umsonst Vorträge. Also haben wir uns fortan ‚kaufen‘ lassen. Das alles brachte genug zusammen, um den Bürgern der Metropole Ruhr nun eine Feier zu schenken, die anders sein wird als die Eröffnungsfeier aber nicht minder interessant und aufregend.“
Großen Wert legte Pleitgen darauf, dass mit der Final-Feier am 18. Dezember die Kulturhauptstadt nicht endet. „Es ist mehr so als würden wir durch eine Tür gehen, also quasi vom alten Jahr hinein in die Zukunft“.
Dabei verriet er auch, dass man kurzzeitig die Idee verfolgte, das Finale in Schlössern im Ruhrgebiet zu feiern und damit der Welt zu zeigen, wieviele Schlösser es hier in der Region gibt: „Die Welt wäre überrascht gewesen!“ Doch die Idee scheiterte am Platzmangel des für die Hauptveranstaltung ausgewählten Schlosses.
Das Finale versteht Fritz Pleitgen auch ein wenig als eine Bilanz. Dabei soll als Hauptbotschaft vermittelt werden, dass das Motto „Wandel durch Kultur“ gelebt wurde. Es soll aber auch gezeigt werden, was alles erschaffen wurde in dem Kulturhauptstadtjahr und welche neuen Wahrzeichen, wie der Herkules in Horst, entstanden sind. Und weil es bei Ruhr.2010 auch um Nachhaltigkeit geht, soll auch dargestellt werden, was für die Zukunft bleiben wird.
„Die Zeche Nordstern steht dabei für den Wandel durch Kultur und hat zusätzlich auch noch als Neuaufbau und sichtbares Zeichen den Herkules. Der passt meine Ansicht perfekt hierher, denn er hat intelligente Taten vollbracht. Außerdem begeben wir uns damit von der Eröffnungsfeier an der Ruhr nun an die Emscher, die derzeit das größte Renaturierungsprogramm Europas erlebt. Und mit der Finalfeier wollen wir auch zeigen, dass sich das Ruhrgebiet zu einer polyzentrischen Metropole entwickelt hat“, schilderte Pleitgen.
Was das Wetter betrifft, das der Eröffnungsfeier am 9. Januar bekanntlich einen Streich spielte, versprach Pleitgen: „Wir können auch Wetter. Auch wenn mein alter Berater in diesen Sachen heute mit anderen Problemen zu kämpfen hat. Ich verspreche Ihnen, dass das Wetter zwischen einem Atlantik-Hoch und einem Russland-Tief liegen und es auf jeden Fall kühl werden wird.“
Aber was das wichtigste ist: Er versprach ein Programm voller Symbolik, aber ohne Lobhudeleien. Dafür mit der Würdigung einer Gemeinschaftsleistung. Und vor allem sehr unterhaltend.
Für die schwierigeren Fragen verwies er gern an Oliver Scheytt. Dieser berichtete, dass die Finalfeier eine Danksagung an die Bürger der Metropole Ruhr sein soll, die selbst zu Akteuren wurden, allen voran die Volunteers. Dabei wies er auch auf die derzeitige Kampagne von Ruhr.2010 hin, in der neben dem schiefen Turm von Pisa und dem Eiffelturm in Paris auch der Zechenturm von Zollverein zu sehen ist, als ein neues Wahrzeichen für Europa.
„Das Finale steht für die Zukunft. Darum findet es auch an Orten statt, die dafür stehen.“ Denn während im Nordsternpark die Hauptveranstaltung stattfindet, gibt es weitere Veranstaltungen am Duisburger Hafen, dem Dortmunder U und dem Sanaa-Gebäude auf der Zeche Zollverein in Essen.
In Gelsenkirchen steigt die Final-Party auf dem Platz vor der THS-Hauptverwaltung. Da dort nur bedingt Platz vorhanden ist, wird ein Eintritt von 5 Euro erhoben, damit sicher gestellt werden kann, dass nur eine vorbestimmte Personenzahl dort Zutritt haben wird. Im Amphitheater findet parallel dazu die kostenlose Übertragung der Feierlichkeiten als Public Viewing statt.
Was in Gelsenkirchen zu sehen sein wird, schilderte Regisseur Gil Mehmert: „Das Nordstern-Gebäude wird komplett als Installation genutzt und nimmt die Besucher mit auf eine Reise durch Raum und Zeit mit einem Schiff. Dabei geht es mal in die Luft, mal unter Wasser und auch mal auf die Ruhr und die Emscher. Es sollen noch einmal alle Highlights des Kulturhauptstadtjahres zur Geltung kommen, aber nicht einfach als banaler Film, sondern als eine Live-Performance.“
Die Veranstaltungen aus allen beteiligten Städten werden alle beteiligten Städte live übertragen und so haben die Besucher in Duisburg, Essen, Dortmund und Gelsenkirchen gleichermaßen die Gelegenheiten an allen Orten teilzuhaben. Der Finalhöhepunkt wird in Gelsenkirchen stattfinden.
Ein besonderer Gast des Finales ist der Schauspieler Christoph Maria Herbst, der zwar aus Wuppertal stammt, aber sein erster Engagement an einem Theater in Dinslaken hatte, dem ersten Local Heroe von Ruhr.2010. Herbst wird in dem Stummfilm „Die Freuden eines Kulturdezernenten“ einen Kulturdezernenten mimen.
Das Rahmenprogramm rund um das Amphitheater wird von der Emscher-Lippe-Genossenschaft arrangiert, die mit ihrer Lounge in den einzigen beheizten Ort auf dem Gelände einlädt, aber auch zum Public Viewing. Eine Lichtinstallation wird für eine wunderschön illuminierte Emscher sorgen und eine weihnachtliche Gastronomie lädt zu mehr als nur schnödem Glühwein ein.
Die Veranstalter weisen darauf hin, dass zwischen 15 bis 22 Uhr ein Shuttle-Bus-Verkehr zwischen dem Gelsenkirchener Hauptbahnhof und dem Nordsterngelände eingerichtet wird, der nur von 18 bis 19 Uhr unterbrochen wird.
Programm im Nordsternpark
15 Uhr: Auflassen der Schachtzeichen
16 bis 20.30 Uhr: Stimmungsvolle Lichtinszenierungen im Park und an der Emscher mit Lagerfeuer am Amphitheater
„Wünsche für das Neue Emschertal“ am Weihnachtswunschbaum
Emscherkunst.2010-Lounge im „Blauen“ Pumpwerk
16 bis 16.30 Uhr: Emscherkunst-Filme
16.30 Uhr: Fototermin mit allen Botschaftern der Städte an den Still-Leben Tischen
16.30 bis 17 Uhr: Musiktheater im Revier: „Die Internetoper“ (Video-Live-Performance)
17 bis 17.15 Uhr: Moderation von Martin Wilger
17.15 bis 18.20 Uhr: Public Viewing der Show „RUHR.2010 – Das Finale“ im Amphitheater
18.25 bis 20.15 Uhr: Musical-Höhepunkte mit der original Starlight Express-Band aus Bochum, unterlegt mit Impressionen der Emscherkunst.2010.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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