Wenn Bielendorfers telefonieren...

Wenn man bei einem lustigen Buch laut lachen muss, dann hat der Autor etwas richtig gemacht: Bastian Bielendorfer gelingt das mit „Mutter ruft an“ bereits zum dritten Mal. Gelsenkirchens berühmtestes Lehrerkind profitiert dabei einmal mehr vom ganz besonderen Humor seiner Familie.

Im Gespräch mit Bastian Bielendorfer fällt ein Satz ganz besonders oft: „Ich liebe meine Mutter wirklich über alles.“ Aber er führt eben auch diese lebensverkürzenden Telefongespräche mit ihr, wenn es um ihre Computerprobleme geht...

Endlich erfährt der interessierte Leser, wie das war, als das Lehrerehepaar Bielendorfer Bastians Erstlingswerk gelesen hat, denn Mutter rief dann an: „Das kannst du so nicht veröffentlichen!“, sagte sie. Und: „Wir haben diesbezüglich schon einen Brief an den Verlag geschrieben.“ Im kursiv gedruckten Teil des Buches erfährt der Leser, wie sich Bastian bei solchen Telefongesprächen fühlt...

Aber mal ehrlich, wieviel Prozent des Buches sind real und wieviel Erfindung? „95 Prozent sind real“, schätzt Bastian Bielendorfer. „Und 5 Prozent lediglich Übertreibung.“ Wenn‘s ein gutes Angebot ist, dann werden eben 50 Kilogramm Äpfel gekauft. Eine Butterfahrt nach Polen ist ebenfalls kostengünstig und ein Ikeabett steht im Bielendorferschen Keller. „Bei den ersten Lesungen habe ich herausgefunden, dass diese Computer-Ferndiagnosen, die man da am Telefon macht, offensichtlich viele Kinder kennen“, schmunzelt der Autor. „Natürlich sitzt auch die Eltern-Generation im Publikum, die grinsen auch...“

Und die eigenen Eltern? „Meine Eltern haben eine hohe Schmerztoleranz“, meint Bastian Bielendorfer. Und sie haben jede Menge Humor, denn das neueste Werk des Sohnes entlarvt gelegentlich auch dessen schrägen Humor, den die Mutter ein ums andere Mal souverän kontert.

„Das, was ich jetzt beruflich mache, ist für mich der größte Segen“, sagt Bielendorfer und man merkt, dass er wirklich dankbar dafür ist. Sein Studium der Psychologie hatte er fürs erste Buch unterbrochen, aber letztlich doch abgeschlossen. Für die Eltern, oder? „Das kann man durchaus so sagen. Sie haben mich schließlich jahrelang finanziell gerettet.“

Wer allerdings das Buch liest, weiß, dass Bastian Bielendorfer das auch ein bisschen für sich selbst getan hat, denn es gibt da diese familiäre Weihnachtstradition, bei der sich alle perfekten Cousins und Cousinen treffen, Gedichte gedichtet und aufgesagt werden. Und wer da die Strophe „Das war also unser Weihnachtsfest, schön, dass mich die Familie noch kommen lässt, ohne Job, ohne Abschluss, doch mit viel Bedarf, frohe Weihnachten von Bastian, dem schwarzen Schaf“ gewinnt, der ist motiviert genug, als Letzter seinen Abschluss zu machen. „Ich fahr‘ da immer noch jedes Jahr hin, die ersten 27 Jahre waren die Hölle“, erklärt der 30-Jährige. „Obwohl ich aus dieser Reihe perfekter Menschen meiner Familie irgendwie immer noch negativ rausrage.“
Sei‘s drum, die Leser von Bastian Bielendorfer jedenfalls freuen sich über das neue Werk. Und wer den Wahl-Kölner live bei einer Lesung aus diesem Buch erleben möchte, der hat am Samstag, 21. Februar, 20 Uhr im Hans-Sachs-Haus die Gelegenheit dazu.

Seine Mutter geht übrigens nie zu Lesungen. „Sie mag das einfach nicht“, akzeptiert der Sohn. Vielleicht hat sie nur keine Zeit dazu, denn wie schreibt Bastian Spucki Bielendorfer so schön auf Seite 315: „Ich kann nur hoffen, dass sie nie auf die Idee kommt, ein Buch über mich zu schreiben!“ Die Sache mit der künstlerischen Freiheit hat sie jedenfalls schon drauf...

Autor:

Silke Heidenblut aus Essen

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