Reviersport-Erfinder Ulrich Homann schreibt Buch über den FC Schalke 04
Von königsblauen Gefühlen: "Schalke für Klugscheißer"
Haben Sie sich mal gefragt, warum Sie Schalke-Fan sind? Es gibt nämlich eigentlich keinen Grund dafür. Das zumindest ist dem Autor Ulrich Homann aufgefallen, der nicht nur bekennender Schalker ist, sondern auch das Buch "Schalke für Klugscheißer" geschrieben hat, das er in der Buchhandlung Junius vorstellte.
"Eine Lesung finde ich eigentlich nicht so toll, es wäre schön, wenn wir uns ein bisschen über Schalke unterhalten", erklärt Ulrich Homann gleich zu Anfang. Schützenhilfe hat er sich auch mitgebracht: An seiner Seite sitzt Michael Zylka, der einst drei Tage lang Schalke-Präsident war - weil sein Nachname mit Z beginnt...
Beide waren schon beim allerersten Bundesliga-Spiel des FC Schalke 04 gegen VfB Stuttgart 1963 in der Glückauf-Kampfbahn dabei. "Ich habe damals in Essen-Katernberg gewohnt, bin mit der Straßenbahn nach Schalke-Nord gefahren. Zusammen mit meinem Vater", erinnert sich Homann, der "Erfinder" und Redakteur von Reviersport ist. Schon beim dritten Heimspiel fuhr der damals Neunjährige allein zum Spiel, das um 17 Uhr angepfiffen wurde. "Der Samstag war ein normaler Arbeitstag, die Fans kamen zum Teil in Arbeitsklamotten ins Stadion und ich kam erst im Dunkeln nach Haus", erzählt er und schmunzelt: "Das hätte ich meinen Kindern, als sie neun Jahre alt waren, nicht erlaubt."
Warum wird man Schalke-Fan?
Und dann schwelgen Zylka und Homann in Erinnerungen. "Becher, Horst, Kamhof, das sind ja Namen, die heute keiner mehr kennt", glauben sie. "Uwe Kleina, Hans Nowak und Friedel Rausch", ertönt eine Stimme aus dem Publikum. Schließlich wurde zur Veranstaltung "Schalke für Klugscheißer" eingeladen, natürlich gab es auch Experten älteren Semesters in der Runde...
Und dann war da das Spiel gegen Borussia Neunkirchen. (Wenn man nicht gerade jung, aber jünger ist als die Bundesliga, dann wundert man sich schon allein darüber, dass es einen Verein dieses Namens in der ersten Spielklasse gab). In der Saison 1965/1966 - nach der Bundesliga-Aufstockung - spielte der FC Schalke mit einem Rumpfteam gegen den Abstieg und auf das Ergebnis am 14. Mai 1966 kam es an. "Es war eine unglaubliche Atmosphäre im Stadion", erinnert sich Homann. "Elting im Tor, Becher, Pyka, Rausch, Kreuz, Bechmann, Herrmann, Neuser, Pliska, Klose und Klaus Fichtel", kann er immer noch die Aufstellung aufsagen. Der S04 gewinnt 2:0. "Ich habe nie wieder solch' große Emotionen im Stadion erlebt wie an dem Tag in der Glückauf-Kampfbahn", ist Homann sicher und erzählt: "Jahre später habe ich Klaus Fichtel interviewt und ihn nach seinem berührendsten Erlebnis gefragt. Da sagt der doch: Das kannst Du nicht wissen, aber da war dieses Spiel gegen Neunkirchen..."
Dieses Spiel gegen Neunkirchen
Von den 60ern quatschen sich Zylka und Homann in die 70er, reden über den FC Meineid, dann kommen die 80er. "Darüber will man eigentlich gar nicht reden." 1983 war die Jahreshauptversammlung, bei der viele Siebert als Präsidenten absetzen wollten. "Aber die Reden werden in alphabetischer Reihenfolge gehalten und wenn der nach mir redet, habe ich keine Chance", sagte Zylkas Kumpel Rolli. "Dann mache ich es", erklärte Zylka, der mit seinem Nachnamen das Abonnement auf Letzter im Alphabet hält. "Und so wurde ich Schalke-Präsident und ließ mir die Zahlen zeigen", berichtet er. "Und wenn ich etwas gelernt habe, dann Zahlen zu lesen. Und der Verein war finanziell mausetot." Deshalb war Zylka nur 72 Stunden lang S04-Präsident, stellte aber dann noch den Kontakt zu Günter Eichberg her... Worüber Kumpel Ulrich Homann bis heute nicht glücklich ist.
Über die 90er Jahre reden die Herren dann wieder gern: "Was der Assauer alles gemacht hat ... Für den Böhme braucht man doch zwei Sozialarbeiter ... Den Andi Möller hat der geholt ..." Und dann sind wir im neuen Jahrtausend: "Die Vier-Minuten-Meisterschaft kann ich bis heute nicht sehen", sind sich beide einig. "Ich habe danach kaum den Weg nach Hause gefunden", erinnert sich Zylka. "Hör bloß auf!"
Doch diese Geschichte gibt es eben nur auf Schalke - wie so viele andere und vielleicht liegt es ja an dieser etwas anderen Einzigartigkeit, dass man zum Schalke-Fan wird. "Obwohl die zeitweise nicht einmal Tore geschossen haben." Sogar wenn man gar nicht aus Gelsenkirchen kommt. "Es ist wie wenn man nach einem 800-Meter-Lauf sagt: Der 14., der hat mir gut gefallen." Ulrich Homann hat in seinem Buch einige dieser Geschichten zusammengetragen - auch die von den 21 Elfmetern in einem Pokalspiel gegen Köln. Und wer den Titel ruhrpöttisch nimmt, nämlich so liebevoll, wie er gemeint ist, der kann viel Freude mit dem Buch haben, das es im Buchhandel gibt, aber nicht im FC Schalke 04-Fanshop...
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
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