Verlangen, Lust, Tod: Konzertant-Premiere "Salome" im MiR
Die Neue Philharmonie Westfalen läuft unter der Leitung von Rasmus Baumann zu Hochformen auf bei der Inszenierung von Richard Strauss‘ „Salome“ im MiR. William Saetre begeistert in seiner Rolle als Herodes.
„Die Hölle selbst kann nicht wüten wie eine verschmähte Frau“: diese unsterblichen Worte von William Congreve nahm sich auch Oscar Wilde zu Herzen, als er das auf einer biblischen Geschichte basierende Kurz-Drama „Salome“ abfasste. Die Vertonung dieses literarischen Glanzstückes durch Richard Strauss kann nun im Musiktheater im Revier genossen werden.
Die Wahl, ein Konzertant statt einer Oper zu inszenieren, scheint nach einem ersten Blick auf die Handlung überraschend: die junge Salome ist begehrt von allen, die sie sehen. Doch sie hat nur Augen für den jungen Propheten Jochanaan, der von ihrem Stiefvater Herodes gefangen gehalten wird. Salome umschwärmt Jochanaan, wird von ihm jedoch immer wieder abgewiesen. Als ihr lüsterner Stiefvater ihr gegen einen Tanz alles verspricht, was sie sich wünscht, ergreift die junge Prinzessin ihre Chance: und verlangt den Kopf Jochanaans. Die Oper kulminiert in einem Akt der Nekrophilie: „Ich habe deinen Mund geküsst, Jochanaan!“ sind Salomes letzte Worte.
Das gesamte Ensemble brilliert in dem von Juliane Schunke und Carsten Kirchmeier inszenierten Einakter. Die Neue Philharmonie Westfalen stellt ihr ganzes Können unter Beweis, entführt die Zuschauer in eine musikalische Welt die von Sehnsucht, Erotik und Wahnsinn geprägt ist. Verdienterweise wurde sie diesmal nicht im Orchestergraben versteckt, sondern, dank der Form eines Konzertants, in den Mittelpunkt gestellt.
Man sollte nun meinen, dass es für die Sänger schwer werden würde, mitzuhalten. Doch auch sie begeistern das Publikum mit starken vokalen Leistungen und mitreißender Mimik und Gestik. Besonders großen Applaus erntete William Saetre für seine Rolle als Herodes. Majken Bjerno versteht es, beide Seiten der Salome zu zeigen: die der trotzigen, mädchenhaften Unschuld und jene der sexuell aggressiven, sich ihrer weiblichen Macht bewussten Frau.
Wer sich von diesem Fest der Sinne mitreißen lassen möchte, hat noch vier Mal die Möglichkeit dazu: Vorstellungen von „Salome“ finden noch am 28. Mai, am 3. und 14. Juni, sowie am 6. Juli statt. Karten sind wie immer über das Musiktheater erhältlich.
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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