Spielzeit 2018/19 im Musiktheater im Revier: Massen-Ereignis und "Rheingold"
Das Musiktheater im Revier (MiR) wartet gleich zu Beginn der Spielzeit mit einem Paukenschlag auf: Mit "Mass" von Leonard Bernstein bringt es ein Stück auf die Bühne, das nur sehr selten szenisch realisiert wird - beteiligt sind alle Mitglieder des Ensembles, des Balletts und der Chöre.
Und mit Richard Siegal hat sich das MiR einen Superstar der Choreografen-Szene für die Realisierung des Projekts gesichert. Premiere ist am 6. Oktober. "Er hat sofort "Ja" gesagt", erklärt Ballettdirektorin Bridget Breiner auf die Frage, wie es denn gelungen sei, Siegal zu engagieren. Und schmunzelnd: "Wir waren ein Bier trinken." Es sei riesiges Glück, dass man ihn gewinnen konnte, bestätigt auch Generalintendant Michael Schulz. "Die Produktion stellt das gesamte Haus vor eine große Herausforderung." Und Generalmusikdirektor Rasmus Baumann ergänzt: "Manchmal wird mir Angst und Bange, aber ich freue mich total darauf, weil Bernstein einfach total meine Musik ist." In "Mass" zeigt Bernstein die ganze Bandbreite seines Könnens, "Mass" bedeutet Messe und das Stück orientiert sich an Texten der Liturgie römischer Messen, wurde aber von Bernstein selbst als ein "theatre piece" bezeichnet.
"Mass" von Leonard Bernstein im Oktober
Ein weiterer Höhepunkt der neuen Spielzeit wird sicher "Rheingold" (11. Mai 2019) sein, Michael Schulz inszeniert das Wagner-Werk selbst und sagt: "Nein, das ist nicht der Auftakt zu einem Ring." Dafür werde der "Ring der Nieblungen" derzeit zu inflationär auf die Bühnen gebracht. Schwerpunkt seiner Inszenierung soll das Thema Macht sein. "Geld macht mächtig, aber auch Informationen, wie wir heute wissen. Es geht auch um alte Arbeit und neue Arbeit", sinniert der Regisseur.
Überhaupt zieht sich das Thema "Arbeit" wie ein roter Faden durch die Spielzeit. "Das ist kein Zufall", gibt Schulz zu. "Natürlich zollen auch wir dem endgültigen Ende des Bergbaus im Dezember unseren Tribut." Ein Beispiel dafür ist die Premiere der Bizet-Oper "Die Perlenfischer" am 22. Dezember - ein Tag nach Schließung der letzten Zeche. "Diese Oper spielen wir auf besonderen Wunsch unseres Publikums. Es ist eine der Opern, die nicht so leicht szenisch auf die Bühne zu bringen sind. Und natürlich geht es um Arbeit, denn die Perlenfischer begeben sich täglich unter Einsatz ihres Lebens auf die Suche nach den Perlen..." Dass es dazu eine tragische Liebe geht, versteht sich von selbst.
Mit der Oper "Aufstieg und Fall der Stadt Mahagonny" von Kurt Weill und Bert Brecht (26. Januar) sowie "Schwanda der Dudelsackpfeifer" von Jaromir Weinberger (15. Juni) präsentiert Schulz einmal mehr Werke, die nicht allzuoft gespielt werden oder nicht so bekannt sind. "Wenn Sie tschechische Märchenfilme wie "Drei Haselnüsse für Aschenbrödel" lieben, dann ist die Weinberger-Oper genau das Richtige", schwärmt der Intendant.
Märchenhafte Oper: "Schwanda der Dudelsackpfeifer"
Die ebenfalls nicht häufig gespielte Oper "Königskinder" von Engelbert Humperdinck, die ausdrücklich für Erwachsene bestimmt ist, schließt den Opern-Premierenreigen ab. "Wir bringen noch "Eugen Onegin" von Tschaikowski (1. März) auf die Bühne, ein Sehnsuchtsstück vieler Sänger, haben uns aber weil es so häufig in der Nähe gespielt wurde, für die Kammeroper entschieden, die wir im Kleinen Haus zeigen. Da wird das Publikum Teil des Stücks", verspricht Schulz. Wiederaufgenommen werden "Klein Zaches, genannt Zinnober", "Die Sternstunde des Josef Bieder", "Nabucco" und "Der Messias".
Musical-Freunde dürfen sich auf Andrew Lippas "Big Fish" freuen, nach dem gleichnamigen Tim Burton-Film. "Eine sehr witzige, aber auch tief-traurige Geschichte mit toller Musik", verspricht Schulz.
Das "Fifty-Fifty-Wunschkonzert" bekommt ein Volume 2 (11. November), "Paris im August" (28. Dezember) heißt ein Chanson-Abend mit Liedern von Edith Piaf und Barbara, die von Christa Platzer gesungen werden.
Puppenspiel und Ballett für Kinder
Für Kinder gibt es mit "Der gestiefelte Kater" (2. Dezember) ein Puppenspiel und mit der "Nussknacker-Traum" ein Ballett.
Mit einer Träne im Knopfloch geht das Ballett im Revier in die neue Saison, denn es ist die Abschiedssaison für Direktorin Bridget Breiner. Die inszeniert noch einmal einen Abend nach einem Shakespeare-Stück "Ein Sommernachtstraum" (31. März) und präsentiert einen Ballettabend mit acht verschiedenen Choreografien, der "Signaturen" (8. Juni) heißt. Wieder aufgenommen werden "Romeo & Julia" und "Der Rest ist Tanz". "Ich habe das Gefühl, dass ich mich entschuldigen muss, weil es wieder Shakespeare ist", sagt sie. "Aber ich liebe ihn so sehr und der Sommernachtstraum ist eines der lebendigsten Stück und endlich eines mit Happy End." Und sie betont, dass ihr die Entscheidung, Gelsenkirchen zu verlassen, wirklich nicht leicht gefallen ist. "Aber manchmal muss man den nächsten Schritt machen." Um ihre Nachfolge macht sie sich keine Sorgen. "Mich haben schon so viele darauf angesprochen, wie und wo sie sich bewerben können, da waren ein paar Gute dabei", lächelt sie.
Symphoniekonzerte: Mozart folgt auf Haydn
Weitere Änderungen für die kommende Spielzeit gibt es auch im Ensemble, Michael Dahmen und Ibrahim Yesilay verlassen das Musiktheater im Revier, es kommen drei neue Sänger: Bass Michael Heine, Bariton Petro Ostapenko und Tenor Khanysio Gwenxane.
Die Neue Philharmonie Westfalen führt ihre Symphoniekonzerte weiter, nach Haydn ist nächste Spielzeit Mozart der rote Faden und die Konzerte am Sonntag wandern ins Hans-Sachs-Haus, dafür ziehen die Kammerkonzerte zurück ins Kleine Haus.
Die Ruhrtriennale gastiert gleich zu Beginn der Spielzeit mit dem Marthaler-Stück "Bekannte Gefühle, gemischte Gesicher" im MiR, das Klavier-Festival Ruhr kommt und der April 2019 gehört einmal mehr dem Cirque Bouffon.
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
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