Paul Hindemith Kurz-Oper "Hin und zurück" mit Anklang Film noir, Sitcom & Horror-B-Movie
Spannend bis gruselig

Adam Temple-Smith spielt Robert, den vermeintlich gehörnten Ehemann, Mercy Malieloa ist zu sehen als seine Frau Helene, Timothy Edlin spielt einen Handwerker und eine dunkle Gestalt, Philipp Kranjc einen Pfleger und die zweite dunkle Gestalt. Foto: MiR
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  • Adam Temple-Smith spielt Robert, den vermeintlich gehörnten Ehemann, Mercy Malieloa ist zu sehen als seine Frau Helene, Timothy Edlin spielt einen Handwerker und eine dunkle Gestalt, Philipp Kranjc einen Pfleger und die zweite dunkle Gestalt. Foto: MiR
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Nach „A Hand of Bridge“ präsentiert Regisseurin Tanyel Sahika Bakir mit "Hin und zurück" bereits die zweite Internet-Oper am MiR und die hat es in sich. Denn aus dem Sketch mit Musik, wie Paul Hindemith 1927 seine 12-Minuten-Oper einordnete, entsteht bei Bakir ein spannendes Ehedrama mit durchaus gruseligen Momenten.

Diese Oper, die sich durchaus für Anfänger in diesem Genre eignet und darum auch gerade junge Leute ansprechen möchte, ist am Samstag, 12. Juni, um 19.30 Uhr auf Spendenbasis im Internet auf mir.ruhr/hinzurueck verfügbar. Die Spenden kommen dabei wiederum dem Opernstudio NRW zugute, deren Ensemblemitglieder dabei auch zu erleben sind.
Paul Hindemith hat mit "Hin und zurück" eine der kürzesten Opern aller Zeiten zum Text von Marcellus Schiffer geschrieben. Der Clou dabei ist, dass ab der Mitte des Stückes die Handlung und auch die Musik wieder rückwärts ablaufen und am eigentlichen Ausgangspunkt enden. Doch das war Tanyel Bakir dann doch zu einfach.
"Der Text und die Musik werden eigentlich rückwärts präsentiert. Aber am Ende ist die Musik verstörender und darum habe ich eine andere Erzählweise und ein anderes Ende gewählt", erzählt die junge Regisseurin. "Der Text ist dabei identisch, aber die Figuren verändern sich. Der Mann, also Robert, entwickelt sich vom zugreifenden Macho zum eher unterwürfigen Pantoffelhelden. Das stellte eine große Herausforderung für die Sänger dar. Denn durch die sich verändernden Rollen ändern sich auch die Farben der Stimmen. Das war besonders schwer für Mercy Malieloa, die mit dieser Internet-Oper ihre erste Premiere beim Opernstudio NRW feiert. Aber sie ist einfach Bombe und am Ende geht es komplett auf", schwärmt Bakir.
Wie der musikalische Leiter Robin Phillips vom Opernstudio NRW erläutert, war es "interessant Musik für ein Video zu machen. Dabei wird die Musik aufgenommen und erst dann folgen die Einstudierungen mit den Sängern, damit am Ende alles passt. Das war eine ganz neue Art zu Singen für die jungen Künstler." Außer für Adam Temple-Smith, der bereits bei "A Hand of Bridge" dabei war.
Die Musik trugen Bläser und ein Pianist der Neuen Philharmonie Westfalen sowie zwei Pianisten des Opernstudios NRW bei. Die Gesangsstimmen wurden vor dem Videodreh aufgenommen, nicht zuletzt wegen Corona, und am Ende der Videografie von Julieth Villadas unterlegt, während die Sänger ein Playback hören und dazu spielen.
Da die Kürze der Oper nur wenig Zeit bietet, um die Figuren exakt zu skizzieren, hat Hedi Mohr dies durch die Kostüme geschaffen. "Wir haben atemporale Kostüme geplant und wollten den Charme alter Hollywoodfilme andeuten. Darum tritt die Frau, also Helene, zu Anfang in der Abendstimmung als Diva auf und später am Tag im Alltagskleid. Die Tante im Sessel passte ebenso wie das frivole Dienstmädchen", schildert Mohr.
Die Handlung ist naturgemäß rasch erzählt: Ein Mann fängt den Brief eines Liebhabers an seine Ehefrau ab und ermordet diese kurzerhand. Aus Reue über die Tat bringt er sich anschließend selbst um. Plötzlich ertönt eine geheimnisvolle Stimme: die Zeit sei nichts im Angesicht der Ewigkeit, zwischen vorher und nachher bestehe kein Unterschied. Und plötzlich beginnt alles von vorn …

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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