"Schwanensee" in Gelsenkirchen: Phänomenal! (mit Video)
Der Vorhang musste ganze drei Mal fallen, bis das Publikum die Akteure von „Schwanensee“ in die Premierenfeier entließ. Und auch dort wurde die phänomenale Leistung aller Beteiligten gebührend weitergefeiert.
Mit ihrer Interpretation des weltbekannten Ballettstoffes „Schwanensee“ hat sich Ballettdirektorin Bridget Breiner selbst übertroffen. Ihre Choreographie, das Arrangement der Musik, die Leistung ihres Ensembles und nicht zuletzt ihre eigenwillige Herausarbeitung einzelner Charaktere machen diesen „Schwanensee“ zu einem Gänsehauterlebnis der Extraklasse.
Ensemble-Leistung der Spitzenklasse
Erstklassige Einzelleistungen aller Tänzer/innen fügen sich zu einer Glanzleistung des gesamten Ensembles zusammen. So verleiht die blutjunge Ayako Kikuchi der Rolle der Königin eine Autorität, die selbst das Publikum vor Erfurcht erstarren lässt. Aidan Gibson flirtet als Verlobte des Prinzen nicht nur mit ihrem Versprochenen, sondern gleich mit dem ganzen Publikum; verführerisch gibt sie die schöne femme fatale, die sehr genau weiß, was sie will.
Und genau hier unterscheidet sich die Breiner-Version von den viel öfter gezeigten Interpretationen mit einem „schwarzen Schwan“, Odile, die Odette ihren Traumprinzen ausspannt und somit deren Hoffnung auf ein Leben als Mensch zunichte macht. Stattdessen wird der Prinz (getanzt von Ordep Rodriguez Chacón) zur Schachfigur gesellschaftlicher Zwänge, avanciert sogar teilweise zu einer so tragischen Figur, dass er Kusha Alexis Odette fast den Rang abläuft.
Kusha Alexi tanzt Odette
Aber eben nur fast. Denn Alexi tanzt, als würde es um ihr Leben gehen. Sie verleiht ihrer Rolle so viel Emotionalität, dass es die Zuschauer auf die Kante ihrer Sitze befördert. Mit beeindruckender Technik und schauspielerischer Qualität tanzt sie ihre Odette voller Hingabe und rührt im Finale auch hartgesottene Besucher zu Tränen.
Den größten Beifall erntete an diesem Abend die Ballettdirektorin verdienterweise selbst. Sie erarbeitete die Choreografie und fügte gekonnt verschiedene Tanzstile zu ihrem ersten abendfüllenden Programm im Großen Haus des MiR zusammen. Entstanden ist dabei ein grandioses Gesamtbild, das nicht nur Ballettfans begeistern wird.
Erstklassige Ausstattung wie beim Royal Ballet
Um die Ausstattung kümmerte sich Jean-Marc Puissant, der auch öfter das Royal Ballet im Covent Garden ausstattet. Seine hohen Ansprüche an die Produktion machen sich in jedem Kostüm, jedem Stück Bühnenbild bemerkbar.
Musikalisch leistete die Neue Philharmonie Westfalen, unter der Leitung von Heiko Mathias Förster, Außerordentliches. Dabei fiel einmal mehr auf, dass Ballett viel zu selten von einem Live-Orchester begleitet wird. Emotionalität gibt es eben nicht vom Tonband. Gesanglich unterstützte die wunderbare Noriko Ogawa-Yatake die Soli von Alexi und gab der Figur so einen weiteren Ausdruck für ihre Gefühle.
Schnell noch Karten sichern!
Wer dieses Feuerwerk der Tanzkunst live erleben möchte, sollte sich schnell noch Karten an der Theaterkasse des MiR, Tel. 0209/4097200, oder über www.musiktheater-im-revier.de sichern.
Was die Zuschauer erwartet:
Autor:Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen |
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