Das MiR widmet sich wieder der Oper "Giulio Cesare" - auch ohne sie aufführen zu können
Schöne dramatische Musik

 Klaus Brantzen spielt den Librettisten Nicola Francesco Haym und man merkt ihm an, wie sehr sich aus Händels Schatten lösen möchte. Dazu bedient er sich durchaus frivoler Anekdoten, lässt aber auch seine vielen Talente mit einfließen.  | Foto: Gerd Kaemper
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  • Klaus Brantzen spielt den Librettisten Nicola Francesco Haym und man merkt ihm an, wie sehr sich aus Händels Schatten lösen möchte. Dazu bedient er sich durchaus frivoler Anekdoten, lässt aber auch seine vielen Talente mit einfließen.
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"Im November geboren, ist die Händel-Oper "Giulio Cesare" inzwischen erwachsen geworden. Und nachdem wir sie eine Weile nicht beachtet haben, ist sie jetzt als Stück richtig da!" verkündete der musikalische Leiter, Giuliano Betta, über die von Generalintendant Michael Schulz inszenierte Oper.

Eigentlich war die Barock-Oper "Giulio Cesare" in dieser Spielzeit nur die zweite Wahl, weil die eigentlich geplante Oper "Turandot" von Giacomo Puccini unter Corona-Auflagen nicht umzusetzen gewesen wäre. Geplant war die Premiere der Oper von Georg Friedrich Händel für den 21. November, doch dann kam der "Lockdown light" und der Spielbetrieb am MiR musste eingestellt werden. Doch nun wollen Michael Schulz und sein bewährtes Team mit Giuliano Betta, Kostümbildnerin Renée Listerdal und Bühnenbildner Dirk Becker die Oper zu ihrem Ende bringen.
Ob es nun daran liegt, dass zwischen den ursprünglichen Vorbereitungen und der jetzt bevorstehenden Fertigstellung viele Wochen ins Land zogen oder die Künstler einfach eine unglaubliche Freude daran haben, sich wieder mit einem künstlerischen Stoff auseinander setzen zu können, sei dahin gestellt. Fakt ist aber, dass ihnen allen die Lust auf diese Oper und deren Aufführung deutlich anzumerken ist.
"Händels Musik ist etwas Besonderes und es macht Sinn, solch tolle musikalischen Momente auf die Bühne zu bringen. Das ist eine so schöne und dramatische Musik, die noch dazu speziell für das Theater konzipiert wurde, dabei aber speziell zugeschnitten wurde auf erstklassige Sänger, die die verschiedenen Farben und Aspekte ihrer Stimmen zu Gehör bringen können", schwärmt der musikalische Leiter Betta.
Michael Schulz hatte zwischen den beiden Zugriffen auf "Giulio Cesare" zwar mit dem Doppelabend "Die Kluge / Erwartung" mit Kompositionen von Carl Orff und Arnold Schönberg am MiR und einen Engagement an der Düsseldorfer Oper Beschäftigung, aber auch ihm ist anzumerken, wie sehr er einem Abend vor Publikum entgegen fiebert. "Es ist fast nicht mehr zu ertragen hinter verschlossenen Türen zu arbeiten, ohne zu wissen, wann man seine Arbeit präsentieren kann", beklagt der Intendant.
Zur Inszenierung verrät Schulz, dass er das spannende Libretto von Nicola Fransesco Haym aufgreifen wird. Damit bietet er eine Liebesgeschichte, eine Intrige und den Machtkampf zwischen Cleopatra und ihrem Bruder Tolomeo sowie Caesar. "In dem Libretto spiegeln sich das große Politische und Private hin und her. Dabei möchte Haym sich befreien aus dem Schatten des großen Händel", schildert Schulz und lässt in seiner Inszenierung den vielseitigen Librettisten, Cellisten, Gambisten und Autoren einer Enzyklopädie zu Wort kommen.
Da die ursprünglich vier Stunden dauernde Oper in der Pandemie nicht denkbar ist, hat Schulz sie auf zwei Stunden "eingedampft", wie er sagt.
"Um das Stück zu konzentrieren, habe ich Eingriffe in Handlungen vorgenommen und sie nach heutigen Gesichtspunkten aktualisiert. Es werden viele junge Sänger auf der Bühne stehen und für Gefühle sowie einen Generationenstreit mit Cornelia sorgen. Dabei entsteht ein theatralisch opulentes Drumherum. Händel hat arbeitete oft in großem Dekor und einer großen Bildersprache. Auch dem werden wir gerecht", verspricht Regisseur Michael Schulz.
Und Kostümbildnerin Renée Listerdal schließt sich an: "Es handelt sich um eine Ausstattungsoper, sie wird hier vereinfacht und doch wird die ganze Lebensfreude auf die Bühne gebracht, die wir so nötig haben."
Sie verspricht einen bunten, opulenten Abend, bei dem der Barock fast comichaft verkörpert wird. "Es wird viel Humor geboten und es gibt exotische Elemente, weil wir uns auch von Asterix und Cleopatra haben inspirieren lassen. So bricht Caesar beinahe unter seinem Kostüm zusammen", lacht Listerdal.
Von Opulenz spricht auch Bühnengestalter Dirk Becker, wenn er sagt: "Wir nähern uns den schnellen Bildwechseln des Barock an, dadurch wird der Abend sehr bunt und doch opulent." 

Die Handlung

 Eine große Frage der Weltgeschichte: Was tat Julius Cäsar 48 v. Chr. in Ägypten? Der Widersacher Pompeius war besiegt und vernichtet, der Machtkampf in Rom entschieden. Es wäre an der Zeit gewesen, nach Rom zurückzukehren und den Staat neu zu ordnen. Aber nichts dergleichen geschah.
 Cleopatra, die Königin Ägyptens, die schönste Frau der Antike, wollte er erobern. Sie war gerade von ihrem Bruder und Mitregenten Ptolemaios vom Thron vertrieben worden. Cäsar beherrschte zwar die halbe Welt, in Ägypten aber lauerten überall Verrat und Intrige, so dass Cäsar als Kämpfer, Politiker und Liebhaber ziemlich ausgelastet war.
 Das verrät uns der vergnügliche musikalische Geschichtsunterricht von Georg Friedrich Händel, Europas führendem Komponist italienischer Opern, mit garantiertem Mindestabstand zwischen Arien und Personen. Keine war so beliebt wie die um das berühmteste Liebespaar der Antike, Cäsar und Cleopatra, das nach zahllosen Koloraturen und vielen Intrigen am Ende glücklich zusammenkommt.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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