Ruhrgebiets-Krimi: Spannung im Schlagwetter
Während das erste Werk des Krimi-Autors Mike Steinhausen noch in die Welt des Zweiten Weltkriegs und eine amerikanische Operation rund um die Villa Hügel führte, spielt sein zweites in der Jetzt-Zeit. Und die Gefahren, die einem jeden da drohen, sind nicht von schlechten Eltern...
„Schlagwetter“ heißt der Kriminalroman, der mit einem Tagesbruch auf dem Zollvereingelände beginnt, wie er dort - und an unzähligen anderen Orten im Ruhrgebiet - tatsächlich täglich passieren könnte. „Das ist leicht zu recherchieren“, zuckt der Hattinger Autor, der in Essen geboren und aufgewachsen ist, mit den Schultern. „Da muss man sich nur mal ein bisschen ins Internet begeben. Die Gefahr droht überall.“
Was einem jeden so droht ...
Das ist schon schlimm genug, doch dann lässt Steinhausen auch noch einen völlig fremden Menschen, der offensichtlich auf der Flucht ist, in ein wildfremdes Auto springen. Auch etwas, was jedem passieren könnte... Doch sicher ist auch, dass die meisten Menschen anders reagieren würden als „Schlagwetter“-Hauptfigur Robert Kettner, der nämlich das Gaspedal durchdrückt. Was daran liegt, dass er ehemaliger Polizist ist, gegenwärtiger Privatermittler - und deshalb mit Extremsituationen anders vertraut als Ottonormalverbraucher. Und das ist auch gut so, wie sich auf 281 spannenden Seiten zeigt.
Von der Wohnung Kettners, die in Heisingen liegt, über ein ungewolltes Bad in der Ruhr bei Werden und eine Flucht durch den Ortskern in Steele bis hin zum großen Finale auf Zollverein - mit Blick auf die Arena in Gelsenkirchen - durcheilt der Ex-Bulle das Revier. Dabei kommt das Ruhrgebiet nicht immer gut weg. „Das ist schließlich ein fiktives Werk, in dem man polarisieren und polemisieren darf“, grinst Mike Steinhausen. „Ich persönlich finde die Region, in der wir leben, großartig und abwechslungsreich. Aber die meisten, die hier wohnen, merken das anscheinend gar nicht. Da wird immer negativ geredet. Es gibt kein Wir-Gefühl, sondern Städte, die gegeneinander konkurrieren. Wir haben kein Selbstwertgefühl, dabei wurde so viel auf die Beine gestellt. Das Ruhrgebiet ist ein sehr lebendiger Ort, den wir selbst nicht wahrnehmen.“
Ruhrgebiet ist lebendige Region
Und durch diese lebendige Region schlägt sich Robert Kettner, der den liebevollen Spitznamen Steiger trägt und bald von seinen ehemaligen Kollegen verfolgt wird, aber selbst nicht weiß, in was für eine Geschichte sein beherzter Tritt aufs Gaspedal ihn hineinbefördert hat. Die Ermittler kommen nicht immer gut weg, wobei man wissen muss, dass der Autor selbst im Hauptberuf Polizist ist. Kritik am Job? „Ach, es handelt sich ja um fiktive Figuren, da bleibt es jedem selbst überlassen, zu vermuten, wie viel vom Autor in den Figuren steckt“, lächelt Mike Steinhausen, der seinen Beruf ergriff, „weil ich genau das immer wollte“.
Autor ist selbst Polizist
Seine Krimi-Handlung führt auch zurück in ein Stück DDR-Geschichte. Kann es wirklich so gewesen sein? „Sicher ist es abstrakt gedacht, aber keinesfalls undenkbar“, ist Steinhausen sicher, der nach eigener Angabe jeden Tag mehr schreckliche Dinge zu sehen bekommt, als die meisten Menschen im ganzen Leben.
Eine seiner Methoden damit umzugehen, ist neben einem erfüllten Familienleben sicher das Bücher schreiben. „Das ist das Härteste, das ich je im Leben gemacht habe“, sagt der Mann, der nach mehr als einem beruflichen Einsatz im Krankenhaus erwachte. „Ich habe seit Jahren nicht ferngesehen.“
Schön für alle Krimi-Fans, dass seine schriftstellerische Karriere weitergeht: Der Vertrag für einen zweiten Fall für den Steiger ist bereits unterzeichnet.
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
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