Phantastische Oper
Mit der letzten Opernpremiere der Spielzeit entführte das Musiktheater im Revier in die Welt des Dichters E.T.A. Hoffmann und begeisterte mit phantastischen Kostümen sowie einem ebensolchen Bühnenbild und beeindruckender Stimmgewalt.
In der Oper von Jacques Offenbach werden nicht nur Hoffmanns Liebesabenteuer skizziert, sondern auch sein Konsum der geistigen Getränke. Und so erfährt der Zuschauer, was dem Dichter auf seiner Suche nach Liebe so alles passiert.
Dabei beeindruckt das Bühnenbild, das die Mitglieder des Opernchores zwischenzeitlich durch lebensechte Puppen ersetzt und sie dann wieder zum Leben erweckt haben, auch mit der technischen Finesse, mit der zu jedem Akt eine neue Seite des Dichters Buch zur Geschichte aufgeschlagen wird. Verantwortlich dafür zeichnet sich Michiel Dukema, der die Oper auch inszenierte.
Und mit beidem sorgt er für wahrlich phantastische Momente. Etwa wenn Olympia, eine beinahe lebensechte Puppe, mittels Hammer zum Leben erweckt wird, während in der Werkstatt ihres „Vaters“ riesige mechanische Augen vor sich hin klappern. Dabei sorgt Dongmin Lee als Olympia mit ihrer Stimme für Glücksmomente, die im Publikum zu spontanen Beifalls-Rufen führten.
Und auch der Humor kommt bei Dukema nicht zu kurz. Egal ob Olympia einmal in Gang gesetzt wild um sich schlägt oder sich die eine oder andere leicht bekleidete Dame im Bordell als Herr mit Schnauzbart entpuppt, das Publikum hat große Freude an der Inszenierung. Umso ergreifender sind die Szenen mit Solen Manguené als Antonia, die ihr Leben wahrhaftig ihrer Kunst opfert.
Die Kostüme, geschaffen von Jula Reindell, ergänzen das Spiel und die Bühnengestaltung in vortrefflicher Weise und führen dem Zuschauer nicht nur die Welt des E.T.A. Hoffmann vor Augen, sondern beeindruckten auch durch den Ideenreichtum. Beim Kostüm von Petra Schmidt als Giulietta muss man glatt ein zweites Mal hinsehen, um seinen Augen zu trauen, denn die Prostituierte macht ihrem Gewerbe alle Ehre.
Passend zu dem so entstandenen Gesamtbild präsentierten sich die Stimmen. Neben der bereits genannten beeindruckenden Leistung von Dongmin Lee als Olympia beeindruckte Almuth Herbst als Muse, die noch dazu eine wunderbare Mimik und ein beeindruckendes Spiel beisteuerte und dafür schon mitten im Akt mit Bravo-Rufen gelobt wurde.
Joachim Bäckström sang sich als Hoffmann schnell in die Herzen der Zuschauer, während es Urban Malmberg naturgemäß als Darsteller der teuflischen Gegenspieler des jungen Hoffmann ohnehin schwerer hatte. Angesichts der Leistungen der anderen Darsteller geriet er aber auch stimmlich eher ins Hintertreffen, dafür nahm man ihm den Part des Bösen sehr gut ab.
Man könnte auch den Eindruck haben, dass Michiel Dukema die Bühne nicht reichte, denn er schickte seine Darsteller auch ins Publikum. Besonders beeindruckend war diese Idee als der Opernchor aus dem Parkett seine Stimmen erklingen lässt, was für einen echten Gänsehaut-Effekt sorgte und einmal mehr von der Stimmgewalt des Chores überzeugte.
Mit dieser Produktion, die auch in der nächsten Spielzeit wieder zu sehen sein wird, hat sich das Musiktheater im Revier wieder einmal als nicht nur das schönste, sondern auch phantasievollste Opernhaus des Reviers bewiesen. Ein Muss nicht nur für alle eingefleischten Opern-Freunde!
Zu sehen ist Jacques Offenbachs phantastische Oper im Großen Haus des MiR in dieser Spielzeit noch am 18., 22., 24. und 30. Juni sowie am 9. Juli.
Karten zum Preis von 11 bis 41 Euro gibt es unter Telefon 4097-200. Infos unter www.musiktheater-im-revier.de. Termine
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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