Klaus-Peter Wolfs "Rupert" ist zum zweiten Mal im Undercover-Einsatz
„Ostfriesische Jagd“

Das Foto zeigt Klaus-Peter Wolf an einem seiner Lieblingsplätze zum Chillen wie zum Morden: Am Deich in Norddeich. Foto: Ute Bruns
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  • Das Foto zeigt Klaus-Peter Wolf an einem seiner Lieblingsplätze zum Chillen wie zum Morden: Am Deich in Norddeich. Foto: Ute Bruns
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„Rupert war eigentlich eine Nebenfigur in meinen Ostfriesenkrimis. Er symbolisierte für mich das Drama des modernen Mannes, die sich verändernden Rollen und die Umbrüche im Männer- und Frauenbild, bei denen nicht mehr jeder mitkommt. Rupert ist auf der Suche nach männlichen Vorbildern immer wieder gescheitert. Er wäre so gerne ein Held, aber ihm fehlen die Möglichkeiten dazu“ sagt Klaus-Peter Wolf über den Helden seiner Trilogie "Rupert undercover" in der gestern (1. Juni) der zweite Teil "Ostfriesische Jagd" erschienen ist.

In seinen Lesungen schildert Klaus-Peter Wolf seinen Rupert gern als den Typen, den jeder irgendwie von der Arbeit oder sonst woher kennt. "Ruperts gibt es überall", erzählt er dann gern und das ist wohl auch der Grund, warum Rupert keinen Nachnamen hat, wie alle anderen Figuren in seinen Büchern. Doch nun kommt Rupert gerade wegen seiner Unzulänglichkeiten ganz groß heraus.
Wenn Wolf seine Figur Rupert beschreibt, kann er einem fast schon ein wenig Leid tun, aber das ist vermutlich auch der Charme, den Rupert ausmacht. Denn auch Rupert-Darsteller in der Ostfriesenkrimi-Verfilmungen Barnaby Metschurat erklärte mit einem Lächeln: "Er will doch einfach nur geliebt werden."
Aber lesen Sie selbst, was Klaus-Peter Wolf über Rupert sagt: „Er holt sich seine Vorbilder aus amerikanischen Kinofilmen. Wer aber heute versucht, zu sein wie Humphrey Bogart, wird schnell zur lächerlichen Figur. Auch Bruce Willis hilft Rupert nicht wirklich weiter, denn im Zweifelsfall nutzt es dem modernen Mann nicht, sein Hemd zu zerreißen, ein paar Zigaretten zu rauchen und ein paar Leute umzulegen. Rupert kapiert schon, was nicht mehr geht, aber er weiß noch nicht, wie er es genau anstellen soll.
Sein Frauenbild kommt aus den Sechzigern. Er wäre so gerne ein Held, aber ihm fehlen die Möglichkeiten dazu. Undiplomatisch sagt er fast immer ungefiltert, was er gerade denkt. So wurden einige seiner Sprüche Kult. Auf T-Shirts und Taschen gedruckt wurden sie zum Volksgut: Bin ich ein Barhocker – muss ich mit jedem Arsch hier klarkommen? Was heißt hier, der Weg ist das Ziel? Das Ziel ist doch meistens nur im Weg. Solange die Landesregierung nur so tut, als würde sie mich richtig bezahlen, muss ich auch nur so tun, als würde ich richtig arbeiten. Jetzt machen wir mal böse Miene zum bösen Spiel.
Rupert hat sich immer wieder beim BKA beworben, weil er aus Ann Kathrin Klaasens Einflusssphäre herauswill. Die ostfriesische Kommissarin, mit der er zusammenarbeiten muss, nervt ihn zunehmend. Das BKA hat ihn immer wieder abgelehnt (dafür hatten sie auch wahrlich gute Gründe), aber dann wird der Gangsterboss Frederico Müller-Gonzáles geschnappt, von dem es bis dahin nicht einmal Fotos gab, und er sieht Rupert ähnlich, als seien sie eineiige Zwillinge.
Das ist die große Chance des BKA, alles über einen europäischen Drogenring zu erfahren und Rupert wird undercover zu Frederico Müller-Gonzáles.
Er schlägt sich ganz tapfer und findet manchmal sogar Spaß am Leben als Gangsterboss. Dann wieder spürt er die Zerrissenheit: So würde ich als Polizist handeln, so muss ich als Gangster agieren.
Es gefällt ihm, dass er als Frederico Müller-Gonzáles eine Miet-Ehefrau hat, in die er sich verliebt. Sie ist so anders als seine Ehefrau Beate, die gern vegan kocht und eine Reiki-Gruppe leitet. Frauke dagegen ist eine erfahrene Kickboxerin, die zwar gut mit einem Revolver umgehen kann, aber auch die Poesie liebt.
Der Folterknecht Geier versucht, sich Ruperts Miet-Ehefrau zu greifen, um ihn erpressbar zu machen …“

Rupert steht vor ganz neuen Problemen

So wird das Lesen zu einer Achterbahnfahrt der Gefühle. Ständig muss man sich selbst entscheiden: Was hätte ich getan? Ist es richtig oder falsch, was er macht? Ist es dumm oder klug? Situationskomik wechselt mit gruseligen Szenen. Ruperts Wünsche und Träume haben einen Totalzusammenstoß mit der Wirklichkeit. "Dabei erfährt er viel über sich und ich hoffe, dass es den Leserinnen und Lesern genauso geht", wünscht sich Wolf.
Klaus-Peter Wolf führt dem Leser Realitäten vor Augen: "In meinen Büchern werden immer gesellschaftliche Themen aufgegriffen und erzählerisch durchleuchtet. Das organisierte Verbrechen macht in Europa Milliardenumsätze. Vorsichtige Schätzungen gehen von mehr Geld aus als dem Bruttosozialprodukt der Bundesrepublik. Dieses Geld muss legalisiert werden. Das geschieht im großen Stil gerade in Deutschland, weil die Geldwäsche bei uns einfach ist. Aus Geldern, die mit Drogenhandel, Waffenschmuggel und Prostitution verdient wurden, werden Immobilien, Firmenanteile, Hotel- und Restaurantketten. So kann es gesetzestreuen Menschen passieren, dass sie, ohne es zu wissen, plötzlich Angestellte von Gangsterbossen sind. Aus Clanchefs und Schwerkriminellen werden Manager oder Geschäftsführer. Das greife ich im Roman auf."
Und so kauft im Roman das BKA mit Steuergeldern eine in Schwierigkeiten geratene Onlinebank auf. Eine Bank, speziell auf die Bedürfnisse von Verbrecherorganisationen, die viel Geld legalisieren müssen, zugeschnitten. So kann das BKA die Geldströme und damit die Tätigkeiten der Kriminellen kontrollieren. Rupert wird als Frederico Müller-Gonzáles zum Vorstandsvorsitzenden eben dieser Bank. Er, der kleine, aus seiner Sicht unterbezahlte ostfriesische Hauptkommissar jongliert plötzlich mit Milliarden und hat dabei erstaunliche Erkenntnisse.

Rupert zum zweiten Mal im Undercover-Einsatz

Seit dem 1. Juni ist "Rupert undercover - Ostfriesische Jagd", der zweite Auftrag für Hauptkommissar Rupert als Undercover-Agent, dem beliebten Kollegen von Ostfrieslands berühmtester Kommissarin Ann Kathrin Klaasen von Nummer-1-Bestsellerautor Klaus-Peter Wolf im Handel.
Der Roman schließt direkt an den vorherigen an: Kriminaldirektorin Liane Brennecke hätte eigentlich Angst um ihr Leben haben müssen, aber dem war nicht so. Sie betrachtete sich im Spiegel. Sie war sich selbst fremd geworden. In diesem Folterkeller war etwas mit ihr geschehen. Etwas war aus dem Körpergefängnis geflohen und hatte sich in Sicherheit gebracht. Ein Seelenanteil von ihr war entkommen.
Sie sorgte sich um ihre geistige Gesundheit. War sie kurz davor, verrückt zu werden, oder hatte sie diese Schwelle bereits in dem Rattenloch überschritten, in dem er sie gefangen gehalten hatte? Um wieder ganz zu werden, musste sie ihn erledigen. Dazu brauchte sie einen Köder und ein Werkzeug. Niemand erschien ihr geeigneter als dieser Rupert alias Frederico Müller-Gonzáles.

Über den Autor Klaus-Peter Wolf

Klaus-Peter Wolf, 1954 in Gelsenkirchen geboren, lebt als freier Schriftsteller in der ostfriesischen Stadt Norden, im selben Viertel wie seine Kommissarin Ann Kathrin Klaasen. Wie sie ist er nach langen Jahren im Ruhrgebiet, im Westerwald und in Köln an die Küste gezogen und Wahl-Ostfriese geworden.
Seine Bücher und Filme wurden mit zahlreichen Preisen ausgezeichnet. Bislang sind seine Bücher in 26 Sprachen übersetzt und über dreizehn Millionen Mal verkauft worden.
Die Romane seiner Serie mit Hauptkommissarin Ann Kathrin Klaasen stehen regelmäßig mehrere Wochen auf Platz 1 der Spiegel-Bestsellerliste.
Die ersten sechs Ostfriesenkrimis wurden bereits von der Schiwago-Filmproduktion fürs ZDF verfilmt und begeisterten Millionen Zuschauer. Noch in diesem Jahr sollen „Ostfriesenmoor“ und „Ostfriesenfeuer“ verfilmt werden. In jedem Film haben Klaus-Peter Wolf und seine Frau Bettina Göschl einen Cameo-Auftritt. Bettina Göschl summt die Titelmelodie.
Mehr als 60 seiner Drehbücher wurden verfilmt, darunter viele für »Tatort« und »Polizeiruf 110«. Er ist Mitglied im PEN-Zentrum Deutschland.

Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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