Ostfriesenkrimi-Premiere in Ostfriesland
Der inzwischen zwölfte Ostfriesenkrimi aus der Feder des gebürtigen Gelsenkircheners Klaus-Peter Wolf ist zwar schon seit Februar im Buchhandel und stürmte direkt nach seiner Veröffentlichtung auf Platz eins der Spiegel-Bestsellerliste, wo er fünf Wochen verblieb, doch die feierliche Premierenlesung wurde erst im März mitten im Revier von Kommissarin Ann Kathrin Klaasen gefeiert.
Mörderisches Treiben in der Sparkasse
Für einen Abend verwandelte sich die Sparkasse des Städtchens Norden an der Nordseeküste und mitten in Ostfriesland in ein Auditorium für Krimifans. Und nicht nur sie fanden den Weg in die Sparkassenhalle, sondern auch viele der Menschen, die als Figuren in den Ostfriesenkrimis immer wieder auftauchen.
So konnte man den Maurermeister Peter Grendel und seine Gattin Rita, den Konditormeister des Cafe ten Cate Jürgen Tapper und seine Gattin Monika, den Journalisten Holger Bloem oder auch die Lebensretterin Gudrun Garthoff, die in "Ostfriesentod" ein Kind aus einem brennenden Haus rettete, und viele andere mehr treffen an diesem Abend in Ostfriesland.
Gelsenkirchener Verhältnisse in Norden
Und man befand sich auch mitten unter „Einheimischen“, wie unschwer an dem Schnack der Besucher untereinander herauszuhören war. Dabei war zu erfahren, dass es den Krimifans in Norden nicht anders ergeht, als denen in Gelsenkirchen: „Wenn die Karten kaufbar sind, musst du sofort zuschlagen. Sie sind ja sonst sofort weg.“
Zur Einstimmung auf die Krimilesung sang Bettina Göschl mit ihrer Band „Komplizen“ den „Ostfriesentango“ und erinnerte damit daran, dass das Morden in Norden sich kaum unterscheidet von dem in Chicago oder anderswo.
Ein Megaseller ohne Starallüren
Der Vorstandsvertreter der Sparkasse Aurich-Norden, Wilfried Türk, begrüßte die Gäste und freute sich, dass die Premieren der Ostfriesenkrimis in der Sparkasse bereits eine lange Tradition haben. Dabei lobte er den gebürtigen Gelsenkirchener: „Klaus-Peter Wolf bringt jedes Jahr zwei neue Bücher heraus, nebenbei schreibt er Drehbücher für Fernsehfilme und ist mitunter 250 Nächte im Jahr auf Lesetour. Und doch ist er ohne jegliche Starallüren wie ein echter Ostfriese in Norden zu Hause.“
Der Chefredakteur des Ostfrieslandmagazins, das gemeinsam mit der Sparkasse zu der Lesung eingeladen hatte, Holger Bloem moderierte die Veranstaltung und begrüßte die Anwesenden mit einem Wolf-Zitat: „Der Wahnsinn beginnt“. Bloem bestätigte den aufgeschnappten Schnack und schilderte welche Szenen sich beim Run auf die begehrten Premierenkarten abspielten: „Der Vorverkauf sollte um 16 Uhr beginnen. Ab 13 Uhr fand aber bereits eine regelrechte Belagerung statt und so sahen wir uns gezwungen, angesichts der eisigen Temperaturen Glühwein an die Wartenden auszugeben.“
Und natürlich vergaß der Jounalist nicht anzumerken: „Ja, mich gibt es wirklich und ich danke Klaus-Peter Wolf für die tolle Rolle, die ich in seinen Büchern spielen darf.“ Im späteren Interview quittierte der Krimi-Autor das mit den Worten: „Seit zwölf Büchern überlebst Du in den Romanen. Aber das ändert sich bei "Totentanz am Strand" (der nächste Sommerfeldt-Krimi, der im Sommer erscheint). Sag mal, weiß der Holger das?“ fragte Wolf seine Lektorin, die den Kopf schüttelte. „Mal schauen, ob wir uns nächstes Jahr noch duzen...“, unkte Wolf in Richtung Bloem.
Nachdem Bettina Göschl und die Komplizen das Lied zum aktuellen Krimi „Sehnsüchte eines Steins“ präsentiert hatten, begann die eigentliche Lesung und Klaus-Peter Wolf entführte die Zuhörer in seine Krimiwelt, und zwar damit wie in "Ostfriesenfluch" alles begann.
Der Rupert-Fanclub kommt zum Zuge
Auf besonderen Wunsch des Rupert-Fanclubs präsentierte er auch den spontanen Auftritt des Kommissars als Stripper bei einem Junggesellenabschied. Eben typisch Rupert-mäßig überlegte der berühmt-berüchtigte Chauvi sich erst beim Lösen seines Hosengürtels, welche Unterhose er wohl trägt? Die mit den Tieren drauf oder eine mit einem Wochentag und wenn ja, mit welchem Wochentag...? Und natürlich traf Wolf damit genau den Nerv des Publikums und erntete neben tosendem Beifall jede Menge Lachattacken.
Im Interview mit Holger Bloem gestand der Autor, dass er manchmal in einem Zimmer wach werde und erst einmal überlegen müsse, wo er gerade sei, weil seine Lesereisen ihn quer durch die Republik führen. „Wenn ich gar nicht mehr weiß, wo ich bin, schaue ich auf meine Homepage. Aber da muss ich dann den Tag zuvor nehmen, weil da bin ich ja schlafen gegangen“, grinste Wolf.
Aber es gab auch andere Zeiten im Leben des Klaus-Peter Wolf: „Es ging mir schon schlechter. Da gab es zwei Gerichtsvollzieher, die mich geduzt haben. Aber die kommen jetzt nicht mehr, die wohnen woanders.“
Ein lohnenswerter Besuch im Café ten Cate
Woher er die Ideen zu seinen Krimis nimmt, erklärte der Bestseller-Autor mit einfachen Worten: „Ich saß im Cafe ten Cate mit meinem Heft und dem Füller. Da habe ich einen Vater mit zwei Kindern beobachtet, der sich richtig gut mit den Kleinen beschäftigte, mit ihnen was aß und trank und offensichtlich auf die Mutter wartete. Aber irgendwann wurde der nervös und da dachte ich mir: Was macht der, wenn die Frau gar nicht mehr wiederkommt? Ruft er die Polizei? Fragt er in Krankenhäusern nach? Bis seine Frau dann im Café erschien, war sie bei mir schon entführt und einen Monat in Gefangenschaft.“
Übrigens war die Frau beim Friseur, was wohl ziemlich offensichtlich war, jedenfalls für Wolf als Beobachter. Ihr Gatte fragte aber, wo sie denn so lange gewesen sei...
„Der Rest ist Phantasie und so entstand der Täter, der Frauen aus intakten Beziehungen entführt, ohne eine Forderung zu stellen und genau das sorgt für Verwirrung und der letzte Streit bekommt eine ganz neue Ebene“, erklärt der Autor.
Ein Lied als gefährliche Waffe nutzen
Und weil ein Lied „schärfer und genauer als eine Schusswaffe“ sein kann, freut sich Klaus-Peter Wolf, dass seine Gattin Bettina Göschl das Lied „Sehnsüchte eines Steins“ zum Buch geschrieben hat, denn es spielt eine Rolle darin und Klaus-Peter Wolf dankte ihr und den Komplizen Ulrich Maske, Matthias Meyer-Göllner und Gunnar Peschke für ihr Mitwirken an den Krimis.
Über die Leipziger Buchmesse erzählte Klaus-Peter Wolf: „Ich war schon in Leipzig zur Buchmesse, bevor die Mauer fiel. Früher musste ich mir immer eine Messekarte besorgen, das war mitunter abenteuerlich. Heute muss ich bereits zum Würstchenstand gehen, ehe ich Hunger habe, weil ich auf dem Weg dahin von so vielen Leuten angesprochen werde.“
Deutsch-französische Kooperation
Einen Clou hat sich Wolf in "Ostfriesenfluch" noch erlaubt und Ann Kathrin Klaasen Kontakt aufnehmen lassen zu Kommissar Georges Dupin in der Bretagne. „Ich habe bei Jean-Luc Bannalec alias Jörg Bong angefragt, ob das für ihn in Ordnung wäre, wenn meine Krimifigur, seine Krimifigur um Hilfe bitten würde und er meinte sofort: Klar kann Ann Kathrin anrufen bei Kommissar Dupin.“
Krimifiguren mit Wiedererkennungswert
Bei einem Plausch am Rande war dann auch zu erfahren, dass der Maurermeister und Nachbar von Ann Kathrin Klaasen, Peter Grendel, wirklich den gelben Firmenwagen fährt, wie er in den Büchern beschrieben wird. „Den Spruch ‚Eine Kelle für alle Fälle‘ habe ich kreiert“, verriet Rita Grendel mit einem Augenzwinkern. Und die beiden sind genauso wie in den Büchern beschrieben: Menschen mit dem Herzen am rechten Fleck, grundehrlich und stets gut aufgelegt. Und noch eins stimmt: Peter Grendel ist wirklich ein „Kerl wie ein Baum, Hände wie Bratpfannen.“
Bei der Premierenfeier war zu erfahren, dass die fleißige Helferin an der Seite von Klaus-Peter Wolf und Bettina Göschl keine Geringere als Gudrun Garthoff ist, die Frau, die in "Ostfriesentod" das Kind aus dem brennenden Haus rettete. Und wenn man Gudrun Garthoff anschaut, glaubt man sofort, dass sie zu einer solchen Heldentat fähig wäre.
Holger Bloem kann inzwischen so manche Anekdote erzählen, die er dank seiner „Auftritte“ in den Krimis bereits erlebt hat: ich war auf Spiekeroog und habe mit einem Fotografen eine Inselwanderung begleitet. Eine ältere Dame fragte den Fotografen, ob sie vielleicht Fotos von der Insel von ihm haben könne und er erklärte ihr, dass sie bei mir, also Holger Bloem, bestellen müsse. Darauf die Dame: „Was, Sie gibt es wirklich?“
Ein anderes Mal stellte er sich als Journalist des Ostfriesenmagazins vor und sein Gegenüber meinte: „Wat, dat Ostfriesenmagazin gibt et wirklich? Jeztt sagen Se nur noch, dat Sie der Bloem sind!“
Und auch die Frage einer jungen Jounalistin ließ Bloem schmunzeln, denn sie lautete: „Wieviel Bier muss man mit Klaus-Peter Wolf trinken, um in die Bücher zu kommen?“
Aus dem Ruhrgebiet angereist war der Bochumer Künstler Horst Dieter Gölzenleuchter mit seiner Gattin Renate. Der Maler, Grafiker und Autor ist Gründungsmitglied der „Werkstatt Dortmund“ im Werkkreis Literatur der Arbeitswelt, dessen Gelsenkirchener Pendant Klaus-Peter Wolf einst angehörte.
In „Ostfriesenfluch“ hat sich Frank Weller, Ann Kathrin Klaasens Ehemann, etwas Besonderes zu deren Geburtstag ausgedacht: Einen Besuch in der Werkstatt des Holzschnitt-Künstlers, den seine Frau so sehr verehrt.
Jörg Tapper, der Inhaber des Café ten Cate, plauderte aus dem Nähkästchen und verriet, dass er für den Filmdreh zu "Ostfriesenkiller", der ja für das ZDF produziert wurde, extra die „Ubbo-Heide-Seehunde“ umkreieren musste. „Die Clearingstelle des Senders wollte keinen Wiedererkennungseffekt. Darum mussten für den Film die Seehunde dicker sein als sonst und ihre eine Flosse musste nach oben zeigen. Das war schon ein wenig verwirrend. Aber wir haben es natürlich dahin gehend geändert, obwohl sich einige Leute gewundert haben, die den Film gesehen haben“, lachte der Konditormeister.
Das Champagner-Ritual als Garant des Erfolges
„Das eigentliche Geheimnis des Erfolges der Bücher liegt in einem Ritual“, schilderte Klaus-Peter Wolf. „Im Rahmen einer erlesenen Geheimgesellschaft wurden so in zwölf Jahren auch zwölf Romane mit 54 Leichen auf den Weg gebracht: Mit einer Champagnertaufe. Wichtig ist dabei, dass der Champagner ein Geschenk war und die richtigen Leute dabei sind.“
Und so wurden die CD „Ostfriesentango“, das Hörbuch und das Taschenbuch „Ostfriesenfluch“ dem feierlichen Ritual einer Taufe mit einigen Tropfen Champagner unterzogen, ehe die „erlesene Geheimgesellschaft“ mit Champus versorgt wurde.
Große Ereignisse werfen ihre Schatten voraus
Im Mai beginnen die Dreharbeiten zur Verfilmung von "Ostfriesenblut" und "Ostfriesensünde" und die Filmleute fallen langsam, aber sicher in Ostfriesland ein. Producer Simon Grohe von Schiwago-Film schilderte den Stand der Dinge und bekannte: „Bei den Aufnahmen zu "Ostfriesenkiller" hatten wir nur schönes Wetter. Jetzt hoffen wir auch mal auf Sturm und mehr.“
Und die Ostfriesen müssen sich warm anziehen, denn das Filmteam rückt an zu zwei Filmen mit 44 Drehtagen, 45 Rollen und 45 Motiven. Los geht es am 4. Mai und dann wird bis zum 6. Juli im hohen Norden so mancher Mord auf der Tagesordnung stehen.
Und auch einige Neuerungen verriet das Filmteam. So wird es einen neuen Regisseur geben und mit Rick Ostermann wurde ein echtes Nordlicht gefunden. Auch für die Besetzung von Ubbo Heide musste ein neuer gefunden werden, denn Peter Heinrich Brix übernimmt die Hauptrolle in einer anderen Krimiserie. Dafür dürfen sich die Zuschauer auf Jörg Schüttauf als Bösewicht freuen.
Natürlich dürfen die Einheimischen auch mitwirken, denn es werden Komparsen und Kleindarsteller gesucht. Wer Interesse und Zeit hat, dem wird hier geholfen: ostfrieslandkrimis-darsteller@schiwagofilm.de.
Autor:silke sobotta aus Gelsenkirchen |
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