Nun leuchtet er wieder: Der Tannenbaum von Nordstern
Nun brennt er wieder, der Tannenbaum von Nordstern.
Hier eine kleine Chronik:
Der Tannenbaum von Nordstern
Betrachtungen von Reinhold Adam vom Geschichtsforum Nordsternpark Dez. 2006
Der Tannenbaum von Nordstern
O Tannenbaum o Tannenbaum
wie grau sind deine Blätter
du hast nie einen Wald gesehn
du bist ein echter Städter
bei Tag bist du ein Stahlgestell
und niemand nimmt dich wahr
am Abend erst da wirst du hell
und bist für alle da
strahlst in die Fenster meiner Stadt
bist nah und doch so weit
bist uns ein Kumpel und ein Freund
in dieser Weihnachtszeit
o Tannenbaum du durftest
Zeche Nordstern überleben
dir hat man nach der letzten Schicht
noch eine Chance gegeben
Ilse Kibgis
(Abdruck mit freundlicher Genehmigung von Ilse Kibgis)
Als 1993 unter den Trompetenklängen von „Il Silencio" der letzte Wagen vom Schachtkorb der Zeche Nordstern lief, hatten die anwesenden Bergleute nur einen Wunsch, den Steiger Franz Pantel in ihren Namen formulierte: „Das der Weihnachtsbaum von Nordstern auch weiterhin leuchten möge", was die verantwortlichen der Bundesgartenschau von 1997 auch spontan zusagten. (Diese Szene wurde auf einem Privat Video festgehalten) Dieses Versprechen an die Bergleute wurde später von der Nordsternpark GmbH und den heutigen Besitzer, die THS, übernommen und auch eingelöst. Als im Jahr 1989 der Baum zum 1. Advent nicht pünktlich brannte, reklamierte die Belegschaft und besorgte Bürger beschwerten sich beim Betriebsrat so dass er mit Verspätung eingeschaltet wurde und die Werksleitung sagte zu, dass solange dort Kohle gefördert wird, er dort brennen wird. Es hatte sich nach einem Personalwechsel in der zuständigen Abteilung niemand bereit erklärt, den Baum in der schwindelnden Höhe von 60 Metern aufzubauen.
Auch im Jahre 2001 nach dem Besitzerwechsel zur THS konnte der Baum aus technischen Gründen nicht leuchtete, da die Stromversorgung unterbrochen war, auch da liefen die Horster Sturm und selbst der evangelische Pastor Ernst Klein wurde neben Politikern und ehemaligen Betriebsräten von Nordstern von den verzweifelten Horstern eingeschaltet und um Hilfe gebeten.
Es gibt viele kleine Geschichtchen und Geschichten um den Tannenbaum von Nordstern, vieles hat der Zahn der Zeit verwässert, aber eines ist er bis Heute für viele Menschen geblieben: "Heimat", wie die Horsterin Regina Korus aus Horst - Süd es formuliert.
Der Baum strahlt nicht nur für die Horster etwas Besonderes aus, es ist wie mit dem Weihnachtslied „Stille Nacht" es vermittelt uns Kinderträume und Wünsche, Erinnerungen und Hoffnung , jeden gibt es individuell etwas, jeder definiert das Gefühl anders, aber alle fühlen sich unter den Baum Zuhause, meint Reinhold Adam, der aus den Horster Süden stammt und den es bis Heute berührt, wenn der Baum zum strahlen kommt. Für Adam ist der Tannenbaum von Nordstern für die Menschen ein äußeres Zeichen der eigenen Identität, es ist für jeden ein Stück seines Innersten, seines Selbst, seiner tiefsten Gefühle und der Wunsch nach Wärme, Harmonie und Geborgenheit, nach der sich die Menschen in der heutigen schnelllebigen Zeit so sehr sehnen.
Darum ist es auch nicht verwunderlich das in den letzten Tagen die meist gestellte Frage in Horst war: „ Hast Du schon gesehen, der Baum auf Nordstern leuchtet wieder " ! Es ist als würde man fürchten, der Baum würde eines Tages nicht mehr brennen oder die Erleichterung, dass er wieder brennt.
Selbst das Geschichtsforum Nordsternpark nahm das Erleuchten des Baumes zum Anlass, eine Adventfeier im Schein von Grubenlampen und schmucken Bergmannsuniformen im Schatten des Tannenbaum von Nordstern durchzuführen.
Der Baum thront hoch oben in etwa 60 Metern über Horst seit Schacht 2 im Jahre 1953 in Betrieb genommen wurde, weiß Ernst - Peter Bechtloff vom Freundeskreis Nordstern zu berichten, vorher stand ein Baum auf Schacht 1. Nach seinen Erkenntnissen muss es in der Wiederaufbauphase nach dem zweiten Weltkrieg gewesen sein, als ein echter Weihnachtsbaum dort befestigt wurde. Wann er dort das erste Mal stand konnten die Geschichtsfreunde vom Geschichtsforum und Freundeskreis Nordstern noch nicht genau herausfinden. Es ist aber anzunehmen, so Reinhold Adam, dass er aus dieser Zeit eine solch große Symbolkraft besitzt, denn Nordstern sollte nach den Willen der alliierten Machthaber 1945 stillgelegt werden, aber die Belegschaft nahm ihr Schicksal selbst in die Hand und begannen mit der Restbelegschaft von etwa 450 Mann Aufräumarbeiten, so dass sie durch diese Initiative Nordstern vor dem absaufen retteten , denn bereits im Dezember 1945 konnten die Untertagearbeiten wieder aufgenommen werden , bis die Horster Zeche Nordstern 1993 für immer ihre Tore schloss und die Bundesgartenschau ihren Einzug in die seit 1868 fördernde Anlage hielt. Vielleicht, so mutmaßen die Horster Geschichtsfreunde, wurde der Baum für alle Horster aufgebaut, denn es fehlte zu der Zeit an Alles. Selbst Uhren und Wecker fehlten, so dass nach Alten Betriebsratsunterlagen eine Sirene vor Schichtbeginn die Bergleute zur Arbeit riefen. Der Baum wurde damals somit als Weihnachtsbaum von allen Horstern genutzt, so dass es der Baum aller Horster wurde.
Der Alte ,15 Meter hohe Stahlbaum, bestückt mit 60 Glühbirnen wurde Anfangs in der Zechen Schlosserei angefertigt und Jahre lang von den Schlossern um Karl - Heinz Neumann und den Elektrikern aufgebaut, danach auch oftmals begossen , wissen Zeitzeugen wie der Schreiner Georg Apfel zu berichten. Der alte Baum hatte schon zu BUGA Zeiten seine Schuldigkeit getan und auch die THS lies den Baum 2002 im Zuge der Umbaumaßnahme von Nordstern zur THS nach alten Vorgaben nachbauen und statisch an einen besseren, am nördlichen Punkt befestigen. Vormals stand er am westlichen Punkt des Schachtes, wo sich Heute die Abluftlüfter befinden. In diesem Jahr wurde er mit einer Spitze versehen, so das er im neuen Glanz erstrahlt. Das der über 1 Tonne schwere Weihnachtsbaum einmal nicht leuchten würde, brauchen die Horster nicht befürchten, denn das aufstellen des Weihnachtsbaumes auf Nordstern ist im Grundbuch eingetragen, so das er auch zukünftig als weit sichtbares Zeichen der Adventzeit über Horst strahlen wird, freut sich der ehemalige Betriebsratsvorsitzende der Zeche Nordstern, Reinhold Adam.
gez. Reinhold Adam
Die Technischen Daten des Weihnachtsbaums von Nordstern
Der Baum wird während des Jahres liegend aber fest arretiert auf dem Turm gelagert. Er ist auf dem Boden in einem U-förmigen waagerecht auf dem Dach angebrachten Metallkörper befestigt. Am Fuß ist er mit einem Metallbolzen (wie an einem Scharnier) an diesem befestigt.
Am Fuß ist er etwa 20cm im Durchmesser und verjüngt sich nach oben kontinuierlich. Mit der neuen Spitze ist er etwa 12 m hoch und über eine Tonne schwer. Die Spitze besteht aus einem Stahlstern mit vielen Glühelementen und einem Metallstiel, der an dem eigentlichen Baum liegend angebracht wird. Alle Lagen des Baumes bestehen aus sieben Stangen die am Stamm zusammengesteckt und einzeln verkabelt werden. An deren Enden wird je eine Glühlampe eingeschraubt. An diesem Stamm sind Befestigungsmöglichkeiten für neun Lagen a sieben Auslegern. Die Lagen sind etwa einen Meter in der Höhe auseinander.
Das Aufstellen beginnt wie geschrieben mit der Spitze. Dann wird die oberste Lage mit Schrauben befestigt. Damit die Stangen die jetzt noch zum Boden zeigen, seitlich eingestielt werden können, muss der Baum jedes Mal etwas höher gekurbelt werden. Damit sind wir bereits beim Aufrichten. Der Baum ist mit einem Stahlseil an einer Kurbel befestigt, welches eine Zugkraft von 1,1 Tonnen aushält.
Bei jeder folgenden Lage wird der Baum ein wenig höher gekurbelt, so dass mit jeder zusätzlichen Stange der Weihnachtsbaum steiler steht.
Um sich spätere Probleme mit der Beleuchtung zu ersparen, wird nach jeder fertig gestellten „Etage" ein Lichttest durchgeführt, denn steht der Baum erst einmal, können die Spezialisten nicht mehr die oberen Beleuchtungskörper austauschen.
Sind nun alle Zweige und Beleuchtungen angebracht steht der Baum aufrecht. Durch das straffe, arretierte Seil einerseits und einer Strebe gegen die der Stamm andererseits gepresst wird, ist es unmöglich dass sich der nun fertige Weihnachtsbaum im Winde bewegt.
Nun können die weihnachtlich glühenden Leuchtkörper weithin erstrahlen. Das Erstrahlen wird wiederum durch moderne Technik, einer Zeituhr geregelt.
Friedhelm Schwickert (Geschichtsforum Nordsternpark)
Autor:Reinhold Adam aus Gelsenkirchen |
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