Geschichtsforum Nordsternpark:
„Nordsterner“ gedenken der verunglückten Bergleute vor 85 Jahren
In der Nacht vom 13. auf den 14. Oktober 1937 war es auf dem Bergwerk Nordstern in Gelsenkirchen - Horst zu einem folgenschweren Grubenunglück gekommen, wobei sieben Handwerker unter Tage auf der 10. Sohle, in etwa 700 m Teufe , bei einer Schlagwetterexplosion ihr Leben ließen. Ursache war nach alten Akten das Auswechseln einer Glühlampe an einer behelfsmäßig eingerichteten elektrischen Beleuchtung gewesen, die unter Spannung stand. Dabei entstand ein Funke, der das in der Grubenluft befindliche Methangasgemisch zur Explosion brachte. Die sieben anwesenden Grubenhandwerker waren, auf der Stelle tot. Durch vorhandene Gesteinstaubsperren wurde die weitere Ausdehnung der Explosion verhindert. Dennoch erlitten ein Steiger und ein Hauer auf der Grundstrecke ebenfalls Verbrennungen, die im Bergmannsheil Buer behandelt wurden. Noch am gleichen Tag begaben sich der Gelsenkirchener Oberbürgermeister Böhmer und Bürgermeister Dr. Schumacher, der bis 1928 Amtsmann vom selbstständigen Amt Horst – Emscher war, zum Unglücksschacht und ließen sich durch den Bergwerksdirektor über den Ausmaß und die Auswirkungen der Katastrophe berichten. Die Flaggen wurden auf Halbmast gehisst und am nächsten Tag überbrachte Reichsorgansationsleiter Dr.Ley die Anteilnahme der Reichsregierung und der im Revier weilende Herzog von Windsor (der vordem König Edward VIII von England war) besuchte die Verletzte im Bergmannsheil, wie alten Presse Berichten zu entnehmen war. Es handelte sich bei den tödlich verletzten um Adolf Schemmering, Gustav Sonders, Paul Grunzlak, Friedrich Torwesten, Hermann Waterwiese , Heinrich Punzet und Gustav Naujoks, der erst drei Wochen vorher Vater geworden war. „. "Bei ihm als jungen Vater zeigte sich ganz besonders die menschliche Tragödie dieses Grubenunglücks", so der Initiator der Veranstaltung Reinhold Adam und Sprecher des Geschichtsforum Nordsternpark. Wie er durch alte Zeitungsberichte erfahren hatte fand die Trauerfeier unter großer Anteilnahme der Bevölkerung statt und die Presse berichtete damals von einem Trauerzug, wie sie die Emscher Gemeinde noch nie gesehen hat. Dazu ist zu sagen, fügte Adam hinzu, das die Nazis das Unglück zu Propagandazwecken ausnutzten und die Horster Zeitung berichtete damals über „Tommelwirbel auf den Zechenplatz, schwarzumflorte Fahnen, Abordnungen der Parteigruppierungen und Ansprachen vom Bergwerkschef und Gauleiter.“ „Auf dem Zechenhof standen die sieben schlichten Särge, alle mit der Hakenkreuzfahne bedeckt, umgeben von je sechs Trägern im Bergmannskleid, die brennende, umflorte Grubenlampen in den Händen hielten" hieß es damals in der Horster Zeitung.“ Bergassessor Heinrich Brandhoff sprach dann in seiner Ansprache : “das viele fallen müssen ,damit das Ganze leben kann.“ Die Sprache jener Tage war voller Propaganda. So sagte Gauleiter Dr. Meyer „Ihr habt in vorderster Front da unten in der Grube für die Freiheit Deutschlands gekämpft“. Und in der Stadtchronik des Jahres 1937 ist von den „auf dem Felde der Arbeit gefallenen Knappen zu lesen. Tausende Menschen wohnten den Trauerfeierlichkeiten bei , die live vom Reichssender Köln übertragen wurden. Sie säumten anschließend die Straßen als sich der Trauerzug unter einem Meer von Fahnen zum Horster Südfriedhof bewegte. 200 Kränze wurden laut Berichten den Särgen voraus getragen. Die Propaganda schmerzte viele Angehörige lange Zeit, die Kumpel waren nämlich alles andere, nur keine Nazis", so Adam. Tausende Horster wohnten der Trauerfeier und Beisetzung bei und drückten ihre tiefe Anteilnahme aus. Die Unglücksopfer wurden in einem gemeinsamen Grab im Beisein von Geistlichen beider großen Konfessionen auf dem Horster Friedhof beigesetzt. Die Gräber wurden zwischenzeitlich eingeebnet, eine Gedenktafel erinnert an die verunglückten. Dort steht heute das Ehrenmahl für die verunglückten Bergleute der Grubenunglücke von 1937 und 1955 auf der Horster Zeche, wo vierzehn Bergleute ihr Leben ließen. Am Freitag, den 14. Oktober 2022, um 14.00 Uhr, treffen sich die „Nordsterner“ um Reinhold Adam vom Geschichtsforum Nordsternpark unter Beteiligung des Freundeskreis Nordstern, mit den verbliebenen Freunden Ernst – Peter Bechtloff und Dieter Rogosch vor dem Haupttor des Friedhofes Horst Süd, am Schleusengraben, in 45899 Gelsenkirchen-Horst, um den Verunglückten am Ehrenmal des knienden Knappen mit einer Kranzniederlegung zu gedenken. Zum 85. Jahrestag des Grubenunglücks von 1937 wollen die Horster Ex Bergleute in Anwesenheit der Geistlichkeit auch wieder alle Bergleute würdigen und mit einbeziehen, die bei der Ausübung ihres Berufes ihr Leben ließen. Die Schirmherrschaft hat Bezirksbürgermeister Joachim Gill übernommen und das Bergwerksorchester Consol wird die Veranstaltung einen würdigen Rahmen geben. Reinhold Adam: „Die Worte, wir werden euch nie vergessen sind für uns Bergleute keine leere Worthülse, sondern eine Verpflichtung.“
Autor:Reinhold Adam aus Gelsenkirchen |
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