Erinnerung an vertriebene Juden
Neubau mit historischer Werbetafel
Ende Mai konnten die ersten Mieter ihre 24 Wohnungen im Neubau „Am Virchowbogen“ beziehen. Im Zuge des Bauprojekts wurde am Nachbargebäude jetzt eine historische Werbemalerei freigelegt.
In Rücksprache mit dem Institut für Stadtgeschichte und der Jüdischen Gemeinde wurde gemeinsam mit dem betreuenden Architekturbüro eine Lösung erarbeitet, die die Erinnerung wahrt und in den Neubau am Virchowbogen einbindet. Dieser Erinnerungsort wurde nun offiziell eingeweiht.
Oberbürgermeisterin Karin Welge, ggw-Geschäftsführer Harald Förster und die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen, Judith Neuwald-Tasbach luden jetzt zur Einweihung in den Virchowbogen ein um die verschiedenen Erinnerungs-Stationen vorzustellen.
Werbetafel mit Erinnerungsfaktor
Im Hauseingangsbereich des Neubaus wurde eine großformatige Alu-Dibond-Tafel mit einem Bild der kompletten Giebelfassade montiert. Die Tafel kann auch von der Straße aus durch die Hauseingangstür des Neubaus gesehen werden. An der Fassade wurde zusätzlich ein QR-Code installiert, der zu einer Website mit weiteren Informationen und Bildern führt.
Im dritten Obergeschoss wurde im Treppenhaus des Virchowbogens eine Festverglasung im Bereich des „Ü“s eingesetzt, damit ein Blick auf einen Teil der ursprünglichen Werbeschrift dauerhaft bestehen bleibt. Rechts neben dem „Ü“ wurde eine weitere Tafel angebracht, auf der der vollständige Werbeschriftzug zu sehen ist. Das „Ü“ verdeutlicht übrigens auch die Verbindung zum Stadtteil Ückendorf.
„Als die ggw den Abbruch der Problemimmobilie an der Bochumer Straße 167 begann, wusste man noch nicht, dass sich hinter den Mauern auf der Giebelfassade des Nachbargebäudes eine historische Werbemalerei befand“, erinnerte Oberbürgermeisterin Karin Welge an den Fund des historischen Schriftzugs, der vermutlich um 1910 für das Textilgeschäft der Familie Alexander warb.
„Wir erinnern damit an die Familie Alexander, die vor der nationalsozialistischen Verfolgung fliehen musste, weil sie als Juden entrechtet und schließlich aus der Stadt vertrieben wurden.“
Die Vorsitzende der Jüdischen Gemeinde Gelsenkirchen ist sehr zufrieden mit dem neu geschaffenen Erinnerungsort. „Die original erhaltene Werbemalerei vom Anfang des 20. Jahrhunderts ist ein sehr wichtiges Zeugnis des jüdischen Lebens in Gelsenkirchen vor dem Holocaust. Hier gab es viele jüdische Geschäfte und Kaufhäuser, die alle in der Reichspogromnacht zerstört wurden. Daher ist der Erhalt dieser Inschrift ein wichtiger Beitrag gegen das Vergessen“, erklärte Judith Neuwald-Tasbach. Nach Absprache werden zukünftig Besichtigungen des Treppenhauses in Verbindung mit einer Führung durch die Jüdische Gemeinde Gelsenkirchen oder dem ISG (Institut für Stadtgeschichte) möglich sein.
Autor:Lokalkompass Gelsenkirchen aus Gelsenkirchen |
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