MiR zeigt Guiseppe Verdis „Don Carlo“

Vor ausverkauftem Haus feierte das Gelsenkirchener Musiktheater im Revier die Premiere von „Don Carlo“. Die Oper wird in der Mailänder Fassung mit vier Akten gezeigt und in italienischer Sprache gesungen. Eingeblendete Texte ermöglichen es der Oper nach dem Text „Don Karlos“ von Friedrich Schiller aber auch ohne Italienisch-Kenntnisse zu folgen. Der Opernabend in Gelsenkirchen nimmt mit Pause rund 3,5 Stunden in Anspruch. Hervorragende Stimmen und ein gutes Orchester sorgen dafür, dass der spanische Hof mit seinen Ränken und Machtspielen auf der Bühne zum Leben erwacht.

Der erste Akt beginnt im Kloster St. Juste. Am Grab des Kaisers erinnert sich Carlo, der spanische Thronfolger, verzweifelt an seine Liebe zu Elisabeth. Die Französin sollte seine Frau werden, doch dann nahm Carlos Vater Philipp II. sie zur Frau, um Frieden zwischen beiden Ländern zu stiften. Während Carlo der verlorenen Liebe nachtrauert, kommt sein Jugendfreund, der Marquis von Posa, zurück aus Flandern. In dem von Spanien beherrschten Land leiden die Menschen unter der kirchlichen Inquisition, die auch am spanischen Hof im Hintergrund die Fäden zieht. Als Carlo seinem Freund die verbotene Liebe gesteht, fleht dieser ihn an, als Statthalter des Königs nach Flandern zu gehen, um so Distanz zu Elisabeth zu gewinnen und dem Volk die Freiheit zu geben. Anschließend wird das Publikum tiefer in die Ränkespiele am Hof eingeweiht. Es lernt die mächtige Prinzessin Eboli kennen, die selbst in Carlo verliebt ist. Es erfährt wie der Marquis von Posa mit seinem Kampf für Flandern die Sympathie des Königs gewinnt. Und es hört von der machtvollen Rolle der Inquisition.

Im zweiten Akt spitzt sich die Situation zu. Durch ein Missverständnis entdeckt Prinzessin Eboli die verbotene Liebe zwischen der Frau des Königs und seinem Sohn. Enttäuscht über ihre unerwiderte Liebe beschließt sie Rache zu nehmen. Während die Inquisition auf einem öffentlichen Platz Ketzer hinrichten lässt, trifft Carlo mit Gesandten aus Flandern ein, die beim König um Gnade für ihr Volk bitten. Doch der lehnt ab. Als Carlo daraufhin zur Waffe greift, entwaffnet ihn der Marquis von Posa und rettet dem König so das Leben. Nach der Pause zeigt sich, dass die Sympathie des Königs zu wenig ist, um am spanischen Hof zu überleben. Im Konflikt mit dem Großinquisitor unterwirft Philippe sich und stimmt nicht nur der Verhaftung seines Sohnes zu, sondern auch der Tötung des Marquis. Prinzessin Eboli heizt den Konflikt weiter an und übergibt dem König die Schmuckschatulle seiner Frau, in der diese ein Foto Carlos aufbewahrt. Doch als Philippe Elisabeth zur Rede stellt, besteht diese darauf, nichts Unrechtes getan zu haben. Aufgrund der falschen Verdächtigungen wird Prinzessin Eboli in ein Kloster verwiesen. Don Carlo landet im Gefängnis. Und der Marquis von Posa kommt ums Leben, nachdem er alle Schuld für den drohenden Aufstand in Flandern auf sich genommen hat… Ein düsterer vierter Akt ist das Finale der Oper, die auf große Bilder verzichtet. Das Bühnenbild ist puristisch und erinnerte Teile des Premierenpublikums an den Charme einer Autobahnbrücke. Sehr gut angekommen sind hingegen die ausdruckstarken Kostüme.

Autor:

Christian Kolb aus Essen-Steele

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