Trotz Corona ein zweitägiges Ferienangebot mit vielen Workshops für Mädchen
MädchenMusikAkademie in Gelsenkirchen

Für den Stadtspiegel-Fotografen setzte sich E-Gitarristin Sophie auch einmal ans Schlagzeug. Und auch wenn das Schlagzeug nicht ihr Instrument ist, machte Sophie eine sehr gute Figur an den drums. | Foto: Gerd Kaemper
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  • Für den Stadtspiegel-Fotografen setzte sich E-Gitarristin Sophie auch einmal ans Schlagzeug. Und auch wenn das Schlagzeug nicht ihr Instrument ist, machte Sophie eine sehr gute Figur an den drums.
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Es gibt viele Dinge, die in diesem Jahr einfach nicht klappen, weil das Corona-Virus es nicht zulässt. Aber es gibt auch Leute, die sich dagegen stemmen und versuchen, was sie können, um ein wenig Normalität zu bieten. Eins dieser kleinen gallischen Dörfer ist in diesen Herbstferien die MädchenMusikAkademie.

Zwei Tage lang hatten in dieser Woche Mädchen die Chance, mal ganz unter sich zu sein und einfach mal Musik zu machen. 23 Mädchen und junge Frauen zwischen zehn und 27 Jahren nutzten das Angebot „1,2,3,4 Durchstarten mit Musik...“ und beschäftigten sich in verschiedenen Workshops mit Gesang, Instrumenten, Livetechnik und vielem mehr. Und das alles kostenlos.
Im WM-Jahr 2006 war in Gelsenkirchen eine Menge los mit Fußballspielen, aber auch dem FanFest mit hochkarätiger Livemusik. Was aber fehlte waren die Frauen, denn wie Julian Rybarski damals feststellte wurde dabei „viel Musik von Männern für Männer gemacht. Und so entstand die Idee, dass es auch etwas für junge Frauen und Mädchen geben müsse.“ Und so wurde die MädchenMusikAkademie aus der Taufe gehoben.
Seitdem bietet die MMA dem weiblichen Teil der Bevölkerung bis zum Alter von 27 Jahren die Chance, sich selbst an Instrumenten, mit der Stimme, auf der Bühne und gemeinsam als Band auszuprobieren und zu präsentieren.
Gut, mit dem Präsentieren klappt es in diesem Jahr nicht, eben weil Corona wieder einen Strich durch die Rechnung machte, denn pünktlich zum ersten Tag des Ferienprogramms wurde in Gelsenkirchen der Inzidenzwert von 50 überschritten und am zweiten Tag traten endgültig die Verschärfungen der Corona-Landesverordnung in Kraft.
Doch mittlerweile ist das Team um Rybarski Corona-erprobt und hat mehr als 100 Videos produziert für die Mädchen, kommuniziert per Skype mit ihnen, stellt ihnen Aufgaben, die sie zu Hause erfüllen und selbst filmen. Dazu gibt es dann das Feedback der Coaches und oft auch ein Video, wie es professionell aussehen würde, in dem die Coaches sich selbst filmen und das Ganze zu einem Mosaik zusammenführen, das sie als eine Band erscheinen lässt. Corona macht erfinderisch, kreativ waren die Coaches schließlich schon vorher.
Aber zurück zu den Herbstferien: Für die vier Termine, zwei Mal vormittags und zwei Mal nachmittags an den beiden Tagen haben sich 23 junge Musikerinnen angemeldet. Einige von ihnen wollten nur an einem Workshop teilnehmen, andere an mehreren. Einige sind schon seit vier Jahren dabei, andere blutige Anfängerinnen. Alles ist möglich.
Am Ende jeden Abends hätte es dann eine Session geben sollen, bei der das Erlernte präsentiert werden sollte und am Ende des zweiten Tages auch ein Abschlusskonzert. Beides fiel aus, aber nichts desto trotz, hatten die Mädel Spaß.
Sophie zum Beispiel ist 18 Jahre alt und macht gerade ihr Abitur an der Evangelischen Gesamtschule in Bismarck. Sie nimmt bereits seit einem Jahr am Bandcoaching teil und spielt die E-Gitarre in einer gemischten Band. „Ich habe auch schon mal Gesangsunterricht genommen. Aber jetzt geht ja gar nichts mehr, weder Gesangsunterricht noch Proben und darum ist dieses Herbstferienangebot eine sehr schöne Alternative“, freut sich die Abiturientin.
Man merkt schnell, dass sich die Mädchen gut aufgehoben fühlen, denn sie werden mittels Fragebögen nach ihren Wünschen befragt und angehalten, immer zu fragen, wenn sie etwas interessiert oder nicht klar ist. Das kommt gut an bei den Mädchen, die in der homogenen Gruppe lockerer drauf sind als in der Konkurrenz zu männlichen Musikern.
„Die Mädchen fühlen sich unter ihres gleichen wohler. Viele von ihnen haben die Erfahrung gemacht, dass sie in einer gemischten Band nicht so angenommen werden oder auf den Gesang reduziert werden. Möchten sie aber selbst ein Instrument spielen, stellen sich die Herren quer“, erklärt Rybarski aus seinen Erfahrungen.
Die fünf Workshopleiter Julian Rybarski, Denise Mäckenstock, Katharina Sawadski, Manuel Blase und Matthias Plewka sind entweder Berufsmusiker oder Studenten. Unterstützt werden sie von Kristin Langer, die im Bereich Öffentlichkeitsarbeit, Koordination und der weiteren Entwicklung inklusiver Angebote für die MMA aktiv ist.
Und weil durch die Kooperation mit dem Tutoren-Servicecenter der Universität Duisburg-Essen auch Austauschstudierende an den Workshops teilnehmen, die aus Indien und China kommen, gibt es die Einweisungen auch gern auf englisch. Stolz ist Julian Rybarski auch darauf, dass die Leuphana Universität Lüneburg ihn und seine Mitstreiter zu einem Vortrag über die MMA eingeladen hat.
Finanziert wird die MädchenMusikAkademie durch eine Mischförderung. Diese setzt sich zusammen aus Mitteln des Landesmusikrates und des Landes NRW. Unterstützt wird die MMA auch durch ihren Träger, das Mädchenzentrum und den Kulturraum „die flora“ der Stadt Gelsenkirchen. Nur so kann es auch weiterhin heißen: „1,2,3,4 Durchstarten mit Musik...“.

Für den Stadtspiegel-Fotografen setzte sich E-Gitarristin Sophie auch einmal ans Schlagzeug. Und auch wenn das Schlagzeug nicht ihr Instrument ist, machte Sophie eine sehr gute Figur an den drums. | Foto: Gerd Kaemper
Denise Mäckenstock erklärt der 26-jährigen Mascha gerade, dass Sänger aus dem Bauch heraus atmen müssen, um die richtigen Töne zu treffen. Am Klavier sorgt Katharina Sawatzki für die passenden Klänge dazu. Das Ganze natürlich Corona-Konform mit Maske und Plexiglasscheibe.  | Foto: Gerd Kaemper
Autor:

silke sobotta aus Gelsenkirchen

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