Macher im Musiktheater im Revier: Carsten Kirchmeier
Sein Vater nahm ihn einst mit ins Musiktheater im Revier (MiR): „Die Wawuschels mit den grünen Haaren“ waren seine erste Begegnung mit der zauberhaften Theaterwelt. Heute ist Carsten Kirchmeier, geboren in Gelsenkirchen und aufgewachsen in der Feldmark, Leiter der szenischen Einstudierung an genau diesem Theater.
„Den letzten Klaps auf die Schulter bitte als männliche Geste“, weist Kirchmeier bei einer der letzten Proben der Kinderoper „König Hamed und Prinzessin Sherifa“ an. Schließlich geht es in diesem Stück um das Spiel mit geschlechterspezifischem Rollenverhalten. Ganz normal? „Sicher“, erklärt der Regisseur. „Genau das ist meine Aufgabe.“
Als er in den 90er Jahren sein Studium der Theater-, Film- und Fernsehwissenschaften aufnahm, war dem jungen Carsten Kirchmeier allerdings noch nicht klar, was genau aus ihm werden soll. „Tatsächlich habe ich auch mal damit geliebäugelt, selbst Schauspieler zu werden“, erinnert er sich. „Außerdem bin ich mit einer kleinen Musical-Gruppe durch die Gegend getingelt.“
Musiktheater wurde es dann ja auch, aber nicht auf, sondern hinter der Bühne... „Zu Beginn des Studiums haben alle gesagt, wenn du was am Theater machen willst, dann musst du unbedingt Praktika machen“, berichtet der 42-Jährige. „Also bin ich zum Musiktheater und habe bei „The Black Rider“ eines gemacht.“ Später absolvierte er auch welche am Aalto-Theater in Essen und an der Staatsoper Hannover. „Ich kann gar keinen Schlüsselmoment nennen, aber für mich war danach die Regie-Richtung klar.“
Also schaute er sich nach dem Studium nach einer Regieassistenz-Stelle um. „Das ist der normale Weg.“ Und am Aalto-Theater gab es den passenden Job. „Durch eines meiner Praktika hatte ich Michael Schulz kennengelernt und der sagte damals, bewirb Dich hier.“ Und so fing der Berufswunsch an, Wirklichkeit zu werden. Als Regieassistent dokumentierte er die Proben, notierte, wer wann an welcher Stelle steht, sitzt oder liegt und sorgte dafür, dass alle nötigen Requisiten im richtigen Moment zur Hand waren. „Erst seit ich selbst Regisseur bin, weiß ich, wie schön es ist, einen Assistenten zu haben“, grinst Kirchmeier, der inzwischen in Essen wohnt. Mozarts Singspiel „Bastien & Bastienne“ in der Casa - eine Kooperation zwischen Aalto- und Grillotheater in Essen - war 2006 seine erste eigene Inszenierung.
Als Regisseur ist man der Bestimmer, ist das der Grund, warum man es wird? „Ich würde es nicht so ausdrücken, obwohl natürlich etwas dran ist. Aber man ist auch der, der für alle mitdenken und auf jede Frage eine Antwort haben muss.“ So wird es auch wieder sein, wenn Carsten Kirchmeier 2016 die „Fledermaus“ in der Salonfassung von Franz Wittenbrink inszeniert. Salonfassung? „Das habe ich mich auch gefragt“, schmunzelt er. „Und ein Kollege hat mal gesagt: Wenn Du die Fledermaus inszenieren musst, kannst Du als Regisseur nur verlieren.“ Das hat Carsten Kirchmeier nicht vor. „Wenn die sechswöchige Probenzeit beginnt, dann muss ich alles wissen und vor Augen haben. Ich bin der, der für die anderen mitdenkt. Außerdem reagiere ich natürlich während der Probenzeit, auf die kreativen Ideen der Künstler, die auf der Bühne stehen.“ Die kann man sich ja nicht immer selbst aussuchen... „Das stimmt, aber damit habe ich noch nie schlechte Erfahrungen gemacht. Gemeinsam kann man immer das Letzte rauskitzeln. Und das wollen alle im Team.“
Kann man sich als Regisseur die Stücke eigentlich aussuchen? „Das ist sehr unterschiedlich, die „Fledermaus“ habe ich zum Beispiel bekommen und nicht ausgesucht.“ Und welches Stück würde Carsten Kirchmeier sich aussuchen? „Das dürfen Sie nicht schreiben, denn dann bekomme ich es bestimmt nicht“, meint der abergläubische Regisseur, der eben auch irgendwie ein Künstler ist.
Bleibt die in Gelsenkirchen gerade bei einem Gelsenkirchener absolut unumgängliche Frage nach Fußball? „Habe ich eine Joker-Frage?“ Gute Antwort.
Autor:Silke Heidenblut aus Essen |
Kommentare
Sie möchten kommentieren?
Sie möchten zur Diskussion beitragen? Melden Sie sich an, um Kommentare zu verfassen.