"L'Italiana in Algeri": Gelsenkirchen im Dschungelfieber

Jeder geht anders mit einem Schleudertrauma um - auch akustisch! | Foto: Pedro Malinowski / MiR
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  • Jeder geht anders mit einem Schleudertrauma um - auch akustisch!
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Ein erstes Raunen ging durch das Publikum, als sich der Vorhang am Samstagabend im Musiktheater im Revier lüftete und das spektakuläre Bühnenbild zu Rossinis fröhlichen Klängen seine volle Wirkung entfalten konnte.

Vorab erklang die Ouvertüre von Rossinis „L‘Italiana in Algeri“ in fast völliger Dunkelheit. Unter der Leitung von Valtteri Rauhalammi, der streckenweise vom Kalvier aus dirigiert, konnte die Neue Philharmonie Westfalen einmal mehr beweisen,was sie kann. Fröhliche, leise, opulente und traurige Melodien erfüllen das Große Haus des MiR und stimmt auf die Oper ein. Doch auf das, was folgt, kann es das Publikum nur mäßig vorbereiten: Ein Feuerwerk der Freude, Leidenschaft und des Humors wie man sie selten auf den hiesigen Opernbühnen zu sehen bekommt.

Regisseur David Herrmann lässt die schauspielerischen Leistungen aller Sänger zu Hochtouren auffahren, jeder scheint sich in seiner Rolle mehr als wohl zu fühlen und überträgt dies auch mit Gesang und (Ganzkörper-)Mimik. Krzysztof Borysiewicz spielt einen großartig überzogen lässigen Macho, der breitbeinig seine eigene Erhabenheit geniest während er nicht merkt wie er von vorne bis hintenhereingelegt wird. Einziges Manko: Borysiewicz‘ Stimme trägt sich nicht immer durch den ganzen Saal.

Starkes Ensemble, grandiose Soli

Hongjae Lim begeistert das Publikum einmal mehr mit seinem starken Tenor, der mehr als einmal für Gänsehaut-Feeling sorgt. Grandios wie immer singt und spielt Alfia Kamalova seine erste Ehefrau, Elvira, und wird tatkräftig von ihrer Dienerin Zulma (eine großartige Anke Sieloff) unterstützt; wenn auch nicht immer so, wie sie es gerne hätte. Dong-Won Seo bezirzt mit seinem reichen Bass als der Schamane Haly die Mengen und versucht, seinem Herrscher eine Italienerin „zu angeln“ - und das mit Erfolg, wie es scheint.

Grandiose Carola Guber und "leckerer" Piotr Prochera

Diese Italienerin wird verkörpert durch Carola Guber, die einigen vielleicht noch als eine sagenhafte Prinzessin Eboli im „Don Carlos“ der letzten Spielzeit in Erinnerung geblieben ist. Mit ihrem kräftigen Sopran füllt Guber - mit einer gehörigen Portion Selbstbewusstsein und unwiderstehlichem Charme die Rolle der rassigen Italienerin Isabella aus und verzaubert alle männlichen Wesen, die sich in ihre Nähe wagen.

Eine besondere Rolle füllt Piotr Prochera als Taddeo. Herrmann hat ihm in seiner Inszenierung eine größere Bühne gegeben, zeigt seine Entwicklung und schlussendlich auch Emanzipation; vom liebeskranken Anhängsel wird er zum selbstbestimmten „Kaimakan“, dem Stellvertreter des Herrschers Mustafa. Ein „Leckerbissen“ bleibt er trotzdem.

Eine Oper zum Lachen komisch

Was sich dem Publikum auf der Bühne bei dieser Oper bietet, ist schon fast Slapstick; selten wurde so gelacht in der Oper, doch hier kann man sich nicht halten, wenn die Hauptfiguren in einen Turbinensturm geraten und auf unterschiedlicheste Art und weise mit den Nachwirkungen zu kämpfen haben. Grandios ist vor allem die Szene, in der Isabellas Liebhaber Lindoro, Taddeo und Mustafa zu Saufkumpanen werden - hier bleibt kaum ein Auge trocken.

Nachdem Isabella die Crew und Passagiere des abgestürzten Flugzeuges von ihrem „Dschungelfieber“ befreit hat, geht es für einen Großteil des Ensembles zurück nach Italien. Zurück bleibt ein geläuterter Mustafa, der sich nach diesem sprühenden Feuerwerk der Emotionen sicherlich fragt, ob es nicht doch alles nur einböser Traum gewesen sein könnte...

Hier gibt's Tickets!

„L‘Italiana in Algeri“ kann noch neun Mal im Musiktheater im Revier gesehen werden: Am 2., 5., 13., 18., 27. und 31. Oktober, sowie am 17. und 22. November und zuletzt am 25. Dezember. Karten zwischen 11 und 41 Euro gibt es an der Theaterkasse des MiR, Tel. 40 97 200 und über www.musiktheater-im-revier.de.

Ein kleiner Vorgeschmack:

Autor:

Deborrah Triantafyllidis aus Gelsenkirchen

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